Datum: 19. März 2013
Ort: Schüür – Luzern
Bands: Peter Hook & the Light
„…where will it end ?“
Manch einer hat sich wohl heute Morgen diese Frage gestellt. Für den Moment soll das Ende aller Dinge die Schüür in Luzern sein:
Ein paar wenige, dafür gut gelaunte Gäste sind zusammengekommen, um einen der 4 Helden von Joy Division live zu erleben. Vor dem Konzert wurde die Schüür vom DJ mit gutem, „artgerechtem“ und manchmal aktuellen Sound bespielt.
Anstelle einer Vorband (die eh schon verloren hätte) wurde die lustige und zugleich informative Video-Dokumentation über Manchester/Factory Records und den Bands dieser Zeit in der wirklich schlechtesten Qualität auf die Leinwand geworfen. Die Dokumentation zeigte einen jungen Peter Hook (und ein paar der restlichen Grössen von Factory Records) im Interview. Schön, wie er schon damals munter drauflos redet: über „wie alles begann“ und was sie mit ihrem „New Order-Überhit“ wirklich verdient haben, bis hin zu was wohl aus Ian Curtis hätte werden können, weilte er denn noch unter uns.
Und endlich ist es soweit:
Peter Hook und die „The Light“ treten auf die Bühne! Hooky ziemlich locker im T-Shirt mit der Nummer 9 auf dem Rücken1 (welches dann am Schluss starmässig verschwitzt in die Menge geworfen wird [gut gefangen Roli!]). Die Jungs von „The Light“ sind etwas jünger (Hooky ist der Papa vom Bassisten :-)) und sehr, sehr ernst.
Das Line-Up mit 2 (!) Bässen, Gitarre(n), Schlagzeug und Synthesizer (zugleich auch Background Vocals) wird den Aussagen der Dokumentation gerecht in der Hooky meint „entweder spiele ich Bass, oder ich singe – beides zusammen geht nicht gut“. Ein kurzes „Hello“ und mit „Excercise One“, einem überraschend starken Gesang und mit viel Power, fulminanter Gitarre, kurz und hart gespielt ist der Einstieg gelungen.
Der zweite Song „No Love Lost“ beginnt mit einem langen Intro, in welchem die rohe Gitarre wie aus den vergangenen Tagen tönt und wird fast wie das Original gespielt. Bei „Leaders Of Men“ dreht Peter Hook mächtig den Bass auf und ist mit seinem Gesang doch ziemlich nahe an dem von Ian Curtis.
„Digital“ vermittelt gut, wie das in den Anfängen von Joy Division gewesen sein muss: kalte, düstere Stimmung mit viel Hall und hypnotischen Drums. Diese Stimmung hätte durchaus mit einem etwas besseres Licht untermalt/verstärkt werden können.
Dann „Disorder“ als einer der richtig grossen Songs. Leider zeichnete sich hier schon ab, was dann während dem restlichen Konzert immer wieder deutlich wurde: Peter Hook’s Stimme ist nicht so ganz auf der Höhe. Dass dann mit noch mehr Hall versucht wurde doch noch etwas zu retten, hat leider nicht immer geklappt. Dafür waren „The Light“ so richtig warm gespielt und haben hier schon gezeigt warum sie mit Peter Hook auf Tournee sind.
„Day Of The Lords“ war richtig düster und schwer. Die Stimme wieder da und der Synthesizer-Mann im Hintergrund richtig kraftvoll. Bis zu diesem Zeitpunkt wohl der beste Song des Abends! Mit „Candidate“ und „Insight“ haben „The Light“ dann richtig ins Spiel gefunden und sind mit noch schwereren Bässen (vor allem Hooky-Jr) eisern durchmarschiert. Die Gitarre hatte zuweilen eine andere, auch coole Idee wie der Song sein könnte, kam dann aber doch wieder zurück zum Original. Bei „Insight“ beginnen sie mit einem spannenden Intro, verzögern den Einstieg in den Song bis Peter Hook seinen Bass zur Seite legt und sich ganz auf den Gesang konzentriert. Der Song in seiner ganzen Wucht ist fast so als wären Joy Division zusammengekommen!
Hooky trinkt etwas Wasser und ist dann wieder am Bass. „New Dawn Fades“ wird mit beiden (!) Bässen und einer richtig fetten Gitarre gespielt, leider haben sie das Gewitter am Schluss vergessen. Trotzdem ein erneuter Höhepunkt!
„She’s Lost Control“: hypnotisch, kraftvoll und mit viel, viel Druck gespielt. Habe keine Worte hierfür. Gleiches gilt für „Shadowplay“: das Pulbikum ist zum ersten Mal richtig zu hören und die Band ist gut drauf. Hooky spielt den Bass wie kein anderer und das Gitarren-Solo kommt sehr gut an! Leider ist auch hier wieder die Stimme etwas dünn geworden.
Bei „Wilderness“ hatte die Band anfangs kleinere Abstimmungsprobleme, aber kein Problem: Papa-Hook dreht sich zum Sohnemann und steht ihm so richtig papa-mässig zur Seite bis alle wieder den auf Pfad gefunden haben. Das war eine richtig „kaputte“ Version des Songs, hart und verzerrt!
„Interzone“ kommt mit Punk-Attitude (wurde aber technisch viel zu gut gespielt :-)) und einer etwas sehr leisen Mitsing-Phase (einige wenige haben dann doch noch den Text mitgesungen) – bricht unvermittelt aus und endet als ein weiterer Höhepunkt!
Mit dem an sich schon sehr düsteren „I Remember Nothing“ geht‘s noch dunkler weiter und Peter Hooks Stimme hat sich auch schon wieder erholt. Der Gitarrist spielt als hätte er noch die Sisters mit „Afterhours“ im Ohr, sehr geil! Die kurze Pause nutzt die Band um Wasser zu Trinken. Wir auch. 🙂
Gut gelaunt und mit viel Spielfreude kommt die Band mit „These Days“ zurück und Peter Hook stellt seinen Sohn kurz vor (also das heisst dann so: this is mi son). Die restlichen Bandmitglieder bleiben aussen vor… schade.
„Isolation“ ist dann wieder eine Wucht! Energetisch, kraftvoll die Stimme und mit treibenden Bässen. Der Schlagzeuger ist zu Unrecht immer etwas im Hintergrund, gleiches für den Synthesizer (ist auch noch die gute 2. Stimme!).
„Twenty Four Hours“, hätte nicht gedacht dass die DAS noch spielen werden! Eine grossartige Gitarre und die überaus dynamische Rhythmus-Sektion machen dem Song alle Ehre! Hookys Stimme fehlt die Kälte, dennoch ist dieser Song der absolute Höhepunkt und bleibt noch lange im Ohr hängen (war auch laut genug :-)).
…got to find my destiny – before it gets too late…
„Decades“ als leise, schon fast schüchterne Antwort auf den mächtigen Vorgänger folgt so überraschend wie folgerichtig. Peter Hooks Gesang kommt nicht an das Original ran, ist aber sehr gefühlvoll und ruhig. Die Bässe und die Gitarre sind jetzt richtig gut eingespielt – das Schlagzeug marschiert immer noch und der Synthesizer spielt sehr cool (zum Teil mit Original-Sounds). Peter Hook verlässt die Bühne und „The Light“ spielen den Song noch richtig zu Ende. Die ausklingende Gitarre ist herausragend!
Eine super-kurze Pause folgt, die Band geht nicht mal richtig von der Bühne und „Transmission“ wird intoniert (Jubel im Publikum). Rohe Gitarren und knackende Bässe, leider ist die Stimme schon merklich rau geworden und tanzen tut da oben auch niemand (mehr)…
Wir realisieren: das Ende naht, vereinzelte Rufe nach Songs („Iceage“, „Iceage“, „Iceage“ :-)) werden laut, „Love Will Tear Us Apart“ wird dann gespielt und das Publikum ist schon fast zufrieden (den einen oder anderen Song hätten wir schon gerne noch gehört). Ein kurzes „Thank you“, grosser Applaus und schon sind sie weg. Schön war es in der Schüür und das Ende kann noch etwas warten.
…i’m not afraid anymore…i keep my eyes on the door!
Setlist:
1. Excercise One
2. No Love Lost
3. Leaders Of Men
4. Digital
5. Disorder
6. Day Of The Lords
7. Candidate
8. Insight
9. New Dawn Fades
10. She’s Lost Control
11. Shadowplay
12. Wilderness
13. Interzone
14. I Remember Nothing
kurze Pause
15. These Days
16. Isolation
17. Twenty Four Hours
18. Decades
super-kurze Pause
19. Transmission
20. Love Will Tear Us Apart
1 Nummer 9 = die 9 Bands in denen Peter Hook spielt/gespielt hat (naja, New Order I + II als 2 zu zählen ist wohl etwas übertrieben)
Text: aron