11. Dezember 2015
KiFF – Aarau
Bands: Periphery / Veil Of Maya / Good Tiger
Es ist Freitagabend, gewisse Menschen haben dann Bock sich zu prügeln. Doch bei kalten Temperaturen verzieht man sich lieber in warme Räume und lässt sich von Metal verkloppen. Das tut weniger weh und macht allen Beteiligten Spass. Wunderbar, dass im KiFF in Aarau die Konzertreihe Metalmayhem die Macht an sich gerissen hatte und uns drei moderne Bands vor den Latz knallte. Schön zu sehen, dass dieser Musikstil nicht stehen bleibt.
Obwohl ein Name wie Good Tiger ja eher nach Haarspray und Jeansjacken klingt, wussten die Mannen aus Amerika in ihrem kurzen Set alle Elemente ihrer Musiksammlung und eigenen Vergangenheit zu verknoten. Obwohl nicht alle Stränge gleich fest aneinanderhielten und sich die Lieder teilweise etwas konstruiert anhörten, wussten die Musiker stark aufzuspielen. Egal ob Anfälle von Polyrhythmik oder doch harte Riffgewitter, Anfänger sind dies nicht mehr – die Presse schreit teilweise sogar Supergroup. Schade nur, dass sich die Gruppe ihre Lieder oft durch den hohen Kopfgesang von Elliot Coleman selber Steine in den Weg legt. Irgendwie wollte diese Mischung aus extremer Melodik und Teer nicht aufgehen.
Wobei die verständlichen Gesangszeilen den Urlauten und Growls an diesem Abend klar überlegen waren. Da musste Gegensteuer her und Veil Of Maya hauten den Leuten einfach mal mitten in die Fresse. Egal wie viel elektronisches Knistern hinter den Songs lauert, egal ob da Synthspuren eingespielt werden – ihr Deathcore war pures Massaker. Im Saal glaubte man den Verputz von der Decke rieseln zu sehen, die harten Breaks und Beats schlugen den Stahl aus den Betonsäulen. Aber auf Trümmern tanzt es sich am besten, so kannten die Besucher kein Halten mehr und die ersten Crowdsurfer liessen sich davontragen. Passte ganz gut zu dem auftauchenden Gesang, den die Band seit ihrem neusten Album vermehrt zulässt. Doch wer merkte dies noch, den meisten Menschen im Saal wurden die Ohren eh bereits durch die heftig scharfen Riffs abgeschnitten.
Aufgeben wollte trotzdem niemand, denn für das, was sich dieser Abend zum Schluss aufgespart hatte, lohnte sich auch eine Anreise aus dem tiefen Westen der Schweiz. Periphery stiessen die Brocken und Spuren der Zerstörung zur Seite und zogen wie ein gewaltiger Sturm durch den Saal. Egal ob die schnellen und harten Taktwechsel des Schlagzeugs, die rechten Haken des Basses oder die Kicks der Gitarren – die Musik war ein Tornado. Die Amerikaner bewiesen, dass „Juggernaut“ auch live dem Namen gerecht wird und hauten alle Vorzüge des Djent raus. Erstaunlich, wie in diesem wilden Ritt der Popappeal durchscheinen konnte. Die Band weiss ihr Hitpotential auszuschöpfen und bezirzte mit „Alpha“ oder dem Triptychon „Muramasa – Ragnarok – Masamune“ alle Frauen mit farbigen Haaren und Typen mit schwarzen Shirts.
Obwohl die Abmischung teilweise etwas unsauber war, liessen es sich die Fans nicht nehmen, wild zu bangen, Circle Pits entstehen zu lassen und viele Zuschauer über ihren Händen davon zu tragen. Die Wucht nahm alle mit und man konnte teilweise nur staunend da stehen: Periphery sind nicht nur hart und kraftvoll, sondern versiert und erotisch. Und gerade die Lieder von ihrem neusten Werk zeugten davon, dass sie eines der besten Metalalben in diesem Jahr veröffentlicht haben. Was für ein Abschluss, was für ein Abend.
Setlist:
1. Murmasa
2. Ragnarok
3. Masamune
4. Psychosphere
5. The Scourge
6. Make Total Destroy
7. Icarus Lives!
8. The Bad Thing
9. Alpha
10. Graveless
Zugabe
10. 22 Faces
11. Four Lights
12. Stranger Things
[Quelle: Setlist Bühne]
Text: Michael Bohli
Bilder: Kathrin Hirzel