Datum: 13. April 2012
Ort: Jugendhaus – Winterthur
Bands: Atropas / Pathways / Prevail Over One’s Horizon / Rue des Cascades
Diesen Freitag bin ich also in Winterthur gelandet, um mir im Jugendhaus einige Underground Bands anzuhören. Vorweg einmal will ich sagen, dass das eine sehr gute Entscheidung war. Im untersten Stock dieses Gebäudes befand sich die kleine, aber feine Konzertbühne, wo die vier Bands des Abends auftreten sollten. Der Event wurde von Deadline Booking organisiert, die zahlreiche solche noch eher unbekannte Bands unterstützen.
Zuerst kamen Atropas auf die Bühne. Diese Zürcher Band, bestehend aus vier hochtalentierten, attraktiven, jungen Männern, hatte an diesem Abend ihren ersten Gig überhaupt und doch haben sie den anderen Bands irgendwie die Show gestohlen. Das kleine Konzerträumchen des Winterthurer Jugendhauses war gleich zu Beginn voll. Sie waren an diesem Abend auch die einzige Gruppe, die wirklich Metal spielte und das taten sie gut. Trotz einiger sympathisch kaschierter Patzer, war ich äusserst über das Können des einen Gitarristen erstaunt, seine Finger flogen nur so über die Saiten und es klang wunderbar.
Der andere Gitarrist, so wie der Bassist überzeugten musikalisch durch und durch, während sie gleichzeitig die Köpfe schwangen als gäbe es kein Morgen mehr. Und dann der Drummer, ein wahres Tier am Schlagzeug, den ich zwar kaum sehen, aber doch deutlich vernehmen konnte, setzte dem ganzen noch die Krone auf. Ja, die Jungs haben mit ihrem allerersten Auftritt gleich einen Volltreffer gelandet. Und wie sie sich dann noch charmant und bescheiden bei allen herzlich bedankten, einfach bezaubernd.
Die zweite Gruppe, die auftrat, nennt sich Prevail Over One’s Horizon. Die Solothurner spielten eine Art Hardcore Punk. Das Publikum war nach der ersten Band etwas geschrumpft, aber das war wahrscheinlich gar nicht so schlecht, denn Prevail Over One’s Horizon hatten einige Freunde dabei, die sich auf dem eher begrenzten Raum des Winterthurer Jugendhaus Konzerstübleins wie wild austobten. Auch sprangen drei-vier Mal Mitglieder der Band selbst ins Publikum, um dasselbe zu tun. Sie rotierten mit den Armen, holten mit den Beinen aus und ich fand mich des Öfteren zurückgedrängt und landete einmal sogar rücklings auf dem Sofa und jemand weiteres gleich auf mir drauf. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Freunde der Band nun Stimmung machen wollten, bei mir ging es auf jeden Fall nach hinten los.
Einmal abgesehen von diesen tödlichen Tanzeinlagen spielten Prevail Over One’s Horizon eigentlich gar nicht einmal so schlecht, doch fragt man sich, ob sie nicht vielleicht ein oder zwei Mitglieder zu viel haben. Die sieben Mitglieder der Band standen sich zum Teil im Weg auf der kleinen Bühne und bei einem von ihnen habe ich während der ganzen 40 Minuten, die sie spielten, beim besten Willen nicht erkennen können, welche Funktion der herumhüpfende, ohne Mikrofon singende Herr nun hat.
Pathways waren als nächstes dran. Die einzigen Nicht-Schweizer an diesem Abend reisten aus München an, um in Winterthur ihren Gig zu spielen und sie waren gut, wirklich gut. Ich habe mir sagen lassen, dass sie in Deutschland schon etwas bekannt sind und es war offensichtlich, dass diese Gruppe Bühnenerfahrung hatte. Vor allem der Sänger schien durchaus geübt, seine Stimme überzeugte sowohl beim gutturalen Gesang, als auch bei den melodiösen klängen.
Die Musik von Pathways geht stark in die Richtung des Melodic Hardcore und während sie souverän einen Song nach dem anderen von ihrem ersten Album „Heart Grenade“ (das ich mir bereits bei iTunes zugelegt habe) vorstellten, ging es im Publikum rund. Ja, die Jungs von Prevail Over One’s Horizon versuchten es wieder mit ihren Regentänzen, nun aber kam das bei den anderen Zuschauern weniger gut an, da der Konzertraum nun wesentlich voller war. Dennoch war das ein rundum gelungener Auftritt von Pathways und ich würde immer wieder gern bei ihnen im Publikum stehen.
Da es bereits sehr spät war, konnte ich bei der letzten Band Rue des Cascades, nur kurz reinhören. Ihre Hardcore Musik klang ganz gut, doch nicht so überzeugend, dass ich dafür meinen Zug verpasst hätte. Also ging ich nach wenigen Songs sehr zufrieden nach Hause, nachdem ich viel gute, neue Musik zu hören bekommen habe und auch einige sehr nette Menschen kennen lernen durfte. Und meinem schmerzenden Nacken nach zu urteilen, war das ein sehr guter Abend.
Text + Bilder: Camka Sarvan