Pat Todd & The Rankoutsiders + The Sidetracks
Sedel – Luzern
Montag, 20. Mai 2024
Text: Torsten Sarfert / Bild: Stefan Brauchli
Leichte Anlaufschwierigkeiten prägten den Pfingstmontagabend im Luzerner Sedel. Zunächst wollte der Bassverstärker der The Sidetracks nicht so, wie die Band wollte. Flugs ausgetauscht sahen sich die als Support agierenden Garagen-Punker mit mehr Spielzeit auf dem Konto, als gedacht. Grund dafür war die Verspätung des Hauptacts, dessen Bandbus in Italien aufgebrochen wurde. So kam das überschaubare Publikum zusätzlich zu einem launig-lärmigen Set, auch noch in den Genuss der live Weltpremiere eines neuen Songs der Luzerner Lokalmatadoren. Trotz Hardware-Irritationen ein solider Auftritt. Sollte man sich merken, wenn die eigene Grossmutter mal eine Keller Party geben möchte. Dafür lassen sich The Sidetracks nämlich auch gerne buchen.
Mittlerweile waren Pat Todd & The Rankoutsiders eingetroffen und bauten – ganz die Rock’n’Roll Pros – innerhalb von 20 Minuten die Bühne um, machten ihren Soundcheck, klebten Setlisten und warfen ein wohlwollendes Auge auf das lokale Bierangebot. Und bevor man Rankoutsiders aussprechen konnte, riss der hypercharismatische Pat Todd schon wie ein hungriger Tiger das Mikrofon an sich und zählte ein. Sodann entlud sich die geballte Bühnenerfahrung aus 40 Jahren wie ein Blitz und das Sedel tanzte. Schaut man bei Wikipedia nach, sollte man unter dem Begriff „schnörkellos“ ein Bild von Pat Todd & The Rankoutsiders finden. Denn das boten sie während ihrer knapp anderthalb Stunden dauernden High-Energy Performance: Schnörkellosen Rock’n’Roll mit Punk-Attitüde. Doch auch für cowpunkige Countryballaden und sogar Stax-Soul (auf Platte sogar mit Bläsern!) gab es ein mitreissendes Plätzchen. Die fünf Los Angelenos sind ständig im Blickkontakt miteinander und waren anfangs von den störenden Säulen der kleinen Sedel-Bühne irritiert. Ein kurzer Blick schaffte auch hier Abhilfe und man trat entweder etwas zurück oder rückte enger zusammen. Für Allüren war ohnehin kein Platz. Das Einzige, was zählt ist die heilige und essenzielle Mission des Rock’n’Roll. Und vielleicht noch das ein oder andere Bier als Sakrament.
Pat Todd & The Rankoutsiders hätten es mit dieser Energie und ihren brillianten Songs definitiv verdient, auf deutlich grösseren Bühnen zu spielen. Andererseits kann man froh sein, dass sie es nicht tun, denn wer braucht schon den heutigen fossilen Rock’n’Roll Zirkus, wo der Stress schon beim Vorverkauf beginnt und mit Smartphone-Bildschirmen vor der eigenen Nase endet?
Das hätte ich Pat noch gerne gesagt, aber er war nach dem Konzert natürlich auch noch höchstselbst – ganz DIY – mit dem Merchandise-Verkauf beschäftigt. Unter anderem das brandneue Album „Keepin‘ Chaos At Bay“ musste schliesslich unter die Menschen gebracht werden.
Ein besonderer Dank gebührt zuletzt noch dem umtriebigen Veranstalter Memphisto Produktion für das ambitionierte Booking und den Feiertag zu Ehren des heiligen Rock’n’Roll.