Fanzine: Overdrive Nr. 2
VÖ: 11. Mai 2018
Webseite: Overdrive auf FB
Auflehnung, Widerstand oder einfach nur ein kleines bisschen Wahnsinn – in der heutigen Zeit den Markt mit einem Printprodukt aufmischen zu wollen, das macht für wenige noch Sinn. Doch in den dreckigen und eigensinnigen Welten der Fanzines (also von Fans zusammengebastelten Magazinen) spielten weder Modeströmungen, Geschäftspläne noch Vorsicht je eine Rolle. Trotzdem ist es wunderbar zu wissen, dass auch 2018 noch neues gewagt wird und man mit der zweiten Ausgabe von Overdrive wieder ein Heft in perfekter DIY-Manier in den Händen halten kann.
Unter der Leitung von Luca Piazzalonga, der in Basel unter anderem als Booker, Grafiker und aktivistischer Künstler die Szene aufmischt, findet man in diesem frischen Fanzine nämlich alles, was das Herz der Elite des Untergrundes begehrt. Angriffige Texte, collagiertes und gerne auch verwirrendes Layout, obszöne Bilder und viel, viel, wirklich viel Leidenschaft. Mit dem Grundthema „Sound & Sachen“ werden nicht nur Musiker, deren Anhänger und komische Käuze angesprochen, sondern auch Technikfreaks und Tüftler. Wie soll eine Band klingen? Was bewirkt die heutige Technik auf der Bühne und auf den Platten?
Interviews mit diversen Künstlerin wie B°Tong oder Sänger Marc Obrist laden hinter die Kulissen des Baslers Szeneleben ein und offenbaren eine lebendige und kunterbunte Unterwelt. Dazu gibt es im Overdrive kleine Reportagen, Fotostrecken und immer wieder Blödsinn. Nicht zu vergessen: Viele Geschlechtsteile, ein perfekt ausgedachtes Gimmick und den standhaften Mittelfinger – alles in der grossartig anders wirkenden Dreiecksform und mit Zeichnungen versehen.
Der einzige Wehmutstropfen: Die zweite Ausgabe von Overdrive ist viel zu schnell durchgelesen und lässt hoffen, dass die dritte Antithese zu all deinen Fantasien der heiligen Musikszene innert weniger Wochen (oder besser, heute) erscheinen möge. Wie auch immer, wir wünschen Luca und seinen Mitwirkenden auf jeden Fall weiterhin viel Freude, Energie und Durchhaltevermögen. Schön, gibt es wieder solch verrückte Kollegen, die zu den ernsten Gesichtern eine freche Grimasse schneiden und die Berichterstattung der Musikszene clever auseinandernehmen.
Text: Michael Bohli