8. Februar 2018
Diverse Lokale – Baden
Bands: Kilbi DJ-Team / Tsushimamire つしまみれ / Las Robertas / Mama Jefferson / Annie Taylor
Website: ooam.ch
Während man bei der SRG noch diskutiert, ob in der Musikszene nun ein Frauenproblem herrscht, machte man beim One Of A Million Festival einfach das Gegenteil und lud einen Abend lang Bands ein, die alle vom starken weiblichen Geschlecht angeführt werden. So geht das, und so geht das hervorragend, wie der Donnerstag zeigte.
Den Anfang machten Annie Taylor aus Zürich. Benannt nach der ersten Frau, die die Befahrung der Niagarafälle in einem Fass überlebt hat (hier beginnt schon die Girl-Power!), liess die vierköpfige Band im Club Joy ihre Mischung aus psychedelischem Rock und Grunge von der Leine. Mit blubbernden Gitarren und treibendem Schlagzeug wurden Soundflächen kreiert, in die sich die Stimme von Frontfrau Gini perfekt einfügte. Selbst der Teufel höchstpersönlich wurde besungen; dennoch hätte der Auftritt noch etwas mehr Druck vertragen können, um vollends mitzureissen.
Wirklich auf den Putz wurde dafür bei der Winterthurer Truppe (mit kleiner Aargauer Verstärkung) Mama Jefferson gehauen. Was das junge Power-Trio in einer Stunde zeigte, das liess keinen Körper trocken und keine Frisur schön geglättet – irgendwo zwischen rotzfrechem Heavy Rock und lockendem Lärm, versehen mit ohrenbetäubenden Bassläufen und Gitarrensolos, die ebenso von den grössten Bühnen der Welt stammen könnten. Vor einem Jahr erblickte die erste EP „Best Of“ das Licht der Welt und liess auch am OOAM mit vielen weiteren Songs, etwas Punk und Trash die Bühne in der Stanzerei erzittern. Geführt von der schillernden Bassistin und Sängerin Vanja Vukelic war dies einer der klaren Höhepunkte am Festival und endlich wieder ein Auftritt, der sich selber nicht zu ernst nahm und die Lautstärke voll aufdrehte.
Von weit her, nämlich aus der „Schweiz Zentralamerikas“ – damit ist Costa Rica gemeint – kamen Las Robertas angereist. Und leiser wurde es auch hier nicht: Das Trio gönnte seinen Soundflächen und -wänden keine Sekunde Pause. Den Verzerrer auf Maximum gestellt, liessen sie ihren Lo-Fi-Garage-Rock auf das Publikum in der Druckerei niederprasseln wie einen unerbittlichen Regenschauer. Der Sound wurde dabei von den Stimmen von Gitarristin Mercedes und Bassistin Sonya begleitet. Hier blieben keine Füsse auf dem Boden – und bestimmt hatte im Anschluss so mancher nicht wenig Lust, sich in den nächsten Flieger nach Costa Rica zu setzen und mehr solcher Perlen zu entdecken.
Und wie immer ein Garant für unterhaltsame, etwas andersartige und einfach nur packende Musik war zum Schluss im Royal noch Japan. Tsushimamire (つしまみれ) waren zwar bereits zum dritten Mal für ein Konzert in der Schweiz, im ehemaligen Kino kannte sie wohl aber noch fast niemand. Vergessen wird die drei Frauen aber keiner mehr so schnell, zeigten sie doch eine östliche Perspektive auf den Punk-Pop auf, die unsere Konventionen gerne durcheinanderschüttelte. Ob Texte über Parmesan, stoische Repetitionen oder ein melodisches Hochgefühl – hier wurde alles zu einem einzigartigen Konzerterlebnis verbunden, das manchmal genauso absurd, witzig wie packend war. Immer tanzbar, immer direkt und immer mit viel Lebensfreude!
Es zeigte sich also, dass auch das One Of A Million Festival Bands aufbieten kann, die sich weder vor Schweiss, Erschöpfung noch Krawall fürchten. Der Donnstagabend wurde so schnell zu einem der besten in dieser Woche und macht nicht nur viel Lust auf neue Musik, sondern brachte auch den Zauber der Klangarbeiten zurück nach Baden.