13. März 2016
Werk21 – Zürich
Bands: Nordic Giants / Glaston
Immer wieder zucken Blitze durch die Dunkelheit, man lässt sich einlullen – doch nein, irgendwie wirkt alles zu hell. Immer wieder flackern die wilden Bilder vor der Netzhaut, man lässt sich verwirren – doch nein, irgendwer steht vor den Bildschirmen. Und auch die Musik – laut, wild und treibend – möchte alle in das Nirvana begleiten – doch nein, die Klänge überschlagen sich und werfen jeden Tanzversuch aus der Bahn. Der Auftritt der Nordic Giants im Werk 21 war kein einfacher, doch dies lag nicht unbedingt an der Band.
Das Dynamo in Zürich bietet mit seinem Kellerraum eine wunderbare Lokalität für kleine und feine Veranstaltungen. Um eine Abend voller pochenden Post-Rock einzuleiten, begaben sich die Newcomer Glaston aus Zürich und Basel auf die Bühne. Ihre instrumentalen Songs werden von abwechslungsreichen Schlagzeugfiguren angetrieben und von schönen Melodien aus dem Keyboard gefüttert. Die jungen Leute agierten konzentriert und wagten sich an neue Lieder, die sich nach der Musik von ihrer ersten EP zwinkernd ans Ende des Sets hefteten. Und gerade diese neuen Stücke liessen so manchen Besucher erstaunen. Glaston wagen sich in neue Gebiete, erobert das Jazz-Piano, beschwören den schwarzen Gewittergott und liessen die Tanzbären von der Leine. Mutiger, frischer und differenzierter – wenn die Band so weiter macht, dann werden sie bald ganz gross.
Gross in der Wirkung und dem Auftreten sind Nordic Giants aus Brighton seit ihren ersten Konzertversuchen. Das Duo verkleidet sich nicht nur als nordische Sagengestalten und kommt geschmückt und bemalt auf die Bühne – ihre Auftritte sind auch eine wilde Mischung aus Musik, Film und Schattenspiel. Wo sich andere Bands immer gerne ins Rampenlicht stellen, tauchen Loki und Rôka zwischen Stroboskopblitzen und farbigen Flächen unter. Der Mensch verschwindet somit zwischen den lauten Liedern und Sinneseindrücken, plötzlich hat man das Gefühl, der Post-Rock werde tatsächlich von fremdartigen Kreaturen gespielt. Man traut sich gar nicht richtig hinzuschauen und wendet den Blick den grossen Bildschirmen zu. Auf diesen werden für jedes Lied die passenden Kurzfilme gezeigt, mal gezeichnet oder abstrakt animiert, dann wieder real und in den Horror abdriftend.
Erstaunlich, wie präzise die Klangeruptionen zu den Schnitten passen, die wilden Schlagzeugbeats und wuchtigen Keyboardakkorde brechen durch alles und dringen in den Körper ein. Obwohl sich die Stücke nicht wirklich stark unterscheiden, erschaffen Nordic Giants live einen Sog. Leider jedoch erwies sich das Werk 21 als falsche Lokalität. Man war als Zuschauer zu nahe an der Bühne, die technischen Hilfsmittel versperrten die Sicht und das Blitzgewitter verfehlte somit oft seine Wirkung. Schade, denn gerade durch diese Umstände konnte ich nie komplett in das Erlebnis eintauchen und vermisste somit viele Vorzüge, die den Liveshows der Giganten immer vorausgesagt werden. Für alle Liebhaber des lauten und wilden Post-Rocks in Verbindung mit bewegten Bildern ist der Besuch einer ihrer Messen auf jeden Fall zu empfehlen.
Text: Michael Bohli
Bilder: Kathrin Hirzel