22. Juni 2020
Diverse Kulturorte in der Schweiz
Website: nightoflight.ch
Am Montag wurde die Schweiz blutrot gefärbt: In der Nacht von 22 bis 24 Uhr erhellten Kulturschaffende Fassaden und Gebäude mit Scheinwerfern und Lichtern, um in Rahmen der Aktion Night Of Light auf die prekäre Situation in der Kulturbranche hinzuweisen. Die globale Krise hat tiefe Narben in den Budgets und Planungen hinterlassen, die Probleme werden noch lange nicht überwunden sein. Die Situation ist dramatisch, die Politik muss handeln.
Wir zeigen eine Auswahl von Aktionen und Statements von Clubs und Veranstaltern.
Du bist ebenfalls für eine Lokalität im Konzertbereich tätig und würdest für einen zweiten Beitrag gerne ein Bild und eine Aussage beisteuern? Dann schicke uns doch eine E-Mail.
EXIL – Zürich
Wir erhellen die Dunkelheit in den Köpfen und Herzen. Das kulturelle Nachtleben erleuchtet die Gesellschaft systemrelevant. Alle, also wir selber, die Gesellschaft und damit der Staat, müssen ernst nehmen, dass den unternehmerischen Möglichkeiten in unserem Bereich bis auf Weiteres starke Grenzen gesetzt sind. Dies benötigt neben Solidarität auch direkte Unterstützung. Ohne Wertschätzungskette keine Wertschöpfungskette und umgekehrt. Eine gute Balance von agiler Eigeninitiative und kluger Unterstützung ist daher dringlich. – Michi Lüthy, Exil
KIFF – Aarau
Das KIFF hat sich im Rahmen der Night Of Light am 22. Juni von N-joy Events rot beleuchten lassen. Mit der jungen Firma für Veranstaltungstechnik verbindet das KIFF bereits eine mehrjährige Zusammenarbeit. Die Event-, Veranstaltungs- und Kulturbranche steckt in einer Krise und es ist schön zu sehen, dass sie im Ernstfall zusammensteht. Mit der Night Of Light konnte gleichzeitig ein Zeichen gesetzt und mediale Aufmerksamkeit erweckt werden.
Auch das KIFF kann nicht einfach von heute auf morgen in den Normalbetrieb umstellen. Die Schutzmassnahmen müssen eingehalten werden und das bedeutet weiterhin Einschränkungen für den Kulturbetrieb. Natürlich freuen wir uns, dass es langsam aber sicher zu einer Öffnung kommt und bereits wieder vieles möglich ist. Das KIFF kann so am kommenden Wochenende einen kleinen Saisonabschluss feiern: Am Freitag 26. Juni mit zwei akustischen Singer-Songwriter-Konzerten von Femi Luna und Long Tall Jefferson, und am Samstag 27. Juni mit einem Daydance in Kooperation mit dem Aarauer Label Schall & Lauch. Danach ist Sommerpause. Am 4. September findet dann der Saisonstart statt und wir hoffen, dass sich die Situation bis dahin weiter entspannt. – Pascale Diggelmann
Kofmehl – Solothurn
Statement und nötige Massnahmen: Als Veranstalter sind wir eine Drehscheibe in der Veranstaltungsbranche. Ein Grossteil unserer Einnahmen durch Ticketing und Gastronomie fliesst in einen grossen und wichtigen Wirtschaftszweig, in dem sich vor allem Einzel- und Kleinstfirmen befinden. Durch den Fakt, dass die Veranstaltungsbranche als erstes getroffen wurde und als letztes den normalen Betrieb wieder aufnehmen kann, ist es umso wichtiger, der Kultur bis zum Ende der Krise eine finanzielle Sicherheit zu geben, um auch danach weiterhin zu existieren. Das Kofmehl wurde am 22.06.2020 von 22:00 – 00:00 Uhr im Rahmen der Night Of Light rot beleuchtet.
Im Namen von uns, aber umso mehr im Namen der Bands, Künstler*innen, Kleinkünstler*innen, Bookingagenturen, Technikfirmen, Cateringfirmen, Getränkelieferanten, Hotels, Lebensmittelhändler, den lokalen Medien, unserem ganzen Kofmehl-Team, all den selbstständig erwerbenden Techniker*innen, unserem Ticketingpartner, unserem Securitypartner, Druckereien und ganz vielen weiteren Lieferanten und Partner, welche für uns enorm wichtig sind, aber im Moment aufgrund der starken Einschränkungen für Anlässe leider kaum einen Auftrag erhalten.
Aktuelle Situation: Aufgrund der jährlich verordneten Sommerpause und den zunehmenden Temperaturen, welche Indoor-Anlässe im Kofmehl alles andere als gemütlich machen, öffnen wir die Kulturfabrik Kofmehl erst wieder ab Anfang September 2020. Eine 300-Cluster-Lösung bedeutet aber für uns auch eine max. Anzahl von 300 Personen in unserer Halle mit einer Kapazität von 900 Personen, was für uns keinen Unterschied zum letzten Lockerungsschritt darstellt und für uns finanziell schwer zu stemmen wäre, ohne drastische strukturelle Veränderungen vorzunehmen. – Patrick Juchli
Oxil – Zofingen
Als Jugendkulturhaus von Zofingen war es für uns eine Selbstverständlichkeit, die Aktion Night of Light zu unterstützen. Auch wir sehen für unsere geliebten Branchen-Freunde aller Art „DUNKELROT.“ Die Politik ist gefordert für den Erhalt der Vielfalt an Kultur in unserer Schweiz. – Chris Fox
Das Oxil bedankt sich für den gestrigen Einsatz: (vlnr)
Kaan, Wolf, Schwane, Fox, Mike, Andrea, Milo
Sommercasino – Basel
Infos und das Programm des Lokals: sommercasino.ch
act Entertainment – Basel
Wir finden die Night of Light eine sehr wichtige Aktion. Wir wollten mit der Beleuchtung unseres Büros auf die existenziellen Probleme der Veranstaltungsbranche aufmerksam machen. Es ist an der Zeit aufzustehen und ein Zeichen zu setzen, denn hier stimmt etwas nicht. Eine Branche in der weit mehr Menschen arbeiten, als bei einer Fluggesellschaft, erhält vom Bund keine 1.875 Milliarden Franken, sondern nur knapp 1/8 davon. Dabei ist Kultur sicher Systemrelevanter, als ein paar Flugzeuge.
Die ganze Veranstaltungsbranche in der Schweiz kämpft ums Überleben. Seit dem ersten Entscheid des Bundesrates im März wurden 99% unserer Veranstaltungen unmöglich gemacht. Zurzeit sind wir bis in absehbare Zukunft auf Kurzarbeit.
Der Bundesrat muss sich mit den Veranstaltern an einen Tisch setzen und realistische, umsetzbare Lösungen erarbeiten. Es kann nicht sein, dass Demos mit 10’000 Leuten durchgeführt werden, aber Veranstaltungen ab 1000 immer noch verboten sind. Wo ist hier die Logik? – Michael Andai
Zusammenstellung: Nicole Imhof & Michael Bohli