21. September 2018
Samsung Hall – Dübendorf
Bands: Nick Mason’s Saucerful Of Secrets / Emma Tricca
Ja, ein Batikshirt konnte man erstehen, doch wirklich verbreitet waren alte und oft auch ausgewaschene Motive von Pink Floyd aller Stationen der Karriere. Denn es war wieder diese Zeit des Jahres: Ein Mitglied der Psychedelic-Rock-Legende besuchte mit einer neuen Formation die Schweiz. Dieses Mal waren es aber nicht die schillernden Figuren des Rampenlichts, sondern Nick Mason, der Zauberer hinter dem Schlagzeug, inklusive der wirklich alten Lieder und dem Beginn der gesamten Geschichte. Vorhang auf für Saucerful of Secrets.
Als einziges konstantes Mitglied von Pink Floyd hat Nick Mason alle Phasen der ehemaligen Band durchlebt. Die egomanischen Trips, den polierten Schluss und natürlich die frühen, LSD-artigen Gehversuche. Und um diese Stücke, welche vielfach von Syd Barret geschrieben wurden, ging es am Freitagabend in der Samsung Hall in Dübendorf. Keine Mauern, keine fliegenden Schweine, keine Trabanten – die pure Lust an der Hippie-Zeit und den dazugehörigen Experimenten. Was schon Seltenheitswert hatte, wurden diese Stücke bisher immer stiefmütterlich behandelt.
Klar, für die grosse Masse sind „Lucifer Sam“, „See Emily Play“ oder „Bike“ auch heute nicht geeignet, aber die Halle war schliesslich auch mit eingeweihten Freunden gefüllt. Artig auf den Sitzplätzen ausharrend, stieg man zusammen mit Nick Mason’s Saucerful Of Secrets in die Zeitmaschine, welche mit kunterbunten Farbverläufen und zuvor eingespielten Samples die Sechziger und Siebziger zurückholte. Guy Pratt strahlte freudig an seinem Bass, Gary Kemp ging in seiner Rolle als Gitarren- und Gesangszauberer vollends auf. Musiker, welche die Lieder und den Schlagzeuger schon lange kennen, was sich in einem präzise gespielten und effektvollen Konzert zeigte.
Mit langen, psychedelischen Nummern wie dem vorzüglichen „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ oder einem Ausschnitt von „Atom Heart Mother“ zeigten sie, dass die wahre Essenz von Pink Floyd immer in diesen Nummern lag. Und dass sich moderne Gruppen zu Recht immer wieder auf diese Phase der Band berufen. Das Herz wurde aber nicht nur mit lauten Klangeruptionen berührt, sondern auch mit dem wunderbaren „Fearless“, die Emotionen wurden bei „One Of These Days“ hochgehalten. Was die Besucher dann vor den Zugaben endlich dazu verlockte, ihren Platz aufzugeben und vor die Bühne zu stürmen.
Ein passendes Abbild des Abends, schlich sich bei mir doch schnell der Verdacht ein, dass sich Nick Mason’s Saucerful Of Secrets etwas zu stark wie ein Bilderbuch anfühlte. An der Legende am Schlagzeug lag es nicht, er spielte mit seinen 74 Jahren locker die Rhythmen und zeigte keine Ermüdung. Doch das statische Set, die einstudiert wirkenden Ansagen und das enge Korsett der Arrangements waren halt doch nicht die psychedelische Zeit, sondern das heutige Erinnerungsbild davon. Und somit waren dann doch alle froh, als man gewisse geliebte Klassiker erneut vernehmen durfte.
Nick Mason’s Saucerful Of Secrets ist ein tolles Konzept und eine wunderbare Gelegenheit, die Anfänge von Pink Floyd noch einmal durchleben zu dürfen. Man erhielt Perlen wie das unbekannte „Vegetable Man“ und Faszinierendes wie „Astronomy Domine“, aber auch eine Projektion von Vorstellungen und veränderten Erinnerungen. Wie oft bei den Coverbands, nur halt in den Händen des Gründers selbst.
Authentischer war Emma Tricca darum in jedem Lied, spielte die italienische Singer-Songwriterin doch alleine zärtliche und durchdachte Lieder von ihrem neuen und älteren Alben. Sie legte ihre eigene Geschichte mit sanften Songs dar, emotional und offen – nur hatte sie das Problem, dass sich viele Leute in der Halle lieber der Vorfreude auf Kommendes als den aktuellen Momenten widmeten.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Interstellar Overdrive
2. Astronomy Domine
3. Lucifer Sam
4. Fearless
5. Obscured by Clouds
6. When You’re In
7. Arnold Layne
8. Vegetable Man
9. If
10. Atom Heart Mother
11. The Nile Song
12. Green Is the Colour
13. Let There Be More Light
14. Set the Controls for the Heart of the Sun
15. See Emily Play
16. Bike
17. One of These Days
Zugabe:
18. A Saucerful of Secrets
19. Point Me at the Sky
Text: Michael Bohli