12. Mai 2017
Kaserne – Basel
Bands: Neo Noire / Hathors
Man konnte nicht anders, als sich immer wieder anzuschauen und etwas zu grinsen – denn was man hier hörte, brachte nicht nur viele Erinnerungen, und sondern auch Freude zurück. Und gibt es etwas schöneres für eine Band, als beim Publikum diese Gefühle auszulösen? Neo Noire sind natürlich keine Jungspunde ohne Erfahrung und wissen genau, wie man in den Leuten mit Musik Dinge auslösen kann. Und obwohl es sich bei diesem Auftritt um die Plattentaufe ihres ersten Albums „Element“ handelte, standen hinter den Instrumenten viele Jahre mit noch mehr gespielten Songs.
GURD, Zatokrev, Disgroove, Slag in Cullet – was einen tollen Abend an einem Festival ergeben würde, kumuliert sich hier zu einer neuen Art von Supergroup. Die Künstler Thomas Baumgartner, Frederyk Rotter, Franky Kalwies und David Burger finden sich im Alternative Rock und bringen mit ihrer Musik momentan nicht nur Basel zum Beben. Das erste Album von Neo Noire schlug ein wie damals die erste Welle des Grunge – und holt sich aus dieser Zeit die besten Eigenschaften. Die Gitarren türmten sich auf, der Gesang war zweistimmig und der Klang breit und wuchtig.
Bereits mit dem ersten Song zeigten Neo Noire voller Selbstbewusstsein und Energie, wie wundervoll Rocksongs doch sein können. Von einer aufwändigen Lichtshow in helles Licht gehüllt legte die Band los und liess Stücke wie „Save Me“ oder „Shotgun Wedding“ durch den Saal schallen. Und egal wie stark diese Momente an Alice In Chains oder Smashing Pumpkins erinnerten, die Herren haben mit ihrer Musik auch eine eigene Identität erschaffen. Kleine Ausschweifungen des Post-Rock, ein paar heftige Trommelwirbel aus dem Metal – alles für einen perfekten Musikabend.
Auch Hathors aus Winterthur liessen keinen Stein auf dem anderen, als sie die Leute in den Abend einstimmten. Ihr gewaltig rumorender Noise-Rock mit Grunge-Mustern hatte viel Schwung und die Band bewies, dass sie mit ihrem aktuellen und dritten Album „Panem Et Circenses“ einige Lieder erschaffen hat, die einem das Brillengestell vom Kopf weghauen. Breitbeinig, wie ein Tiefdruckgebiet voller Rhythmen und Riffs und mit viel Spiellust – echter Rock ist eben doch keine Angelegenheit für langweilige und abgekämpfte Musiker.
Text: Michael Bohli
Bilder: Alain Schenk