23. April 2018
Werkk – Baden
Bands: Ne Obliviscaris / Allegaeon / Virvum
Baden hat sich in den letzten Jahren nicht unbedingt als die grosse Stadt des Metals bekannt gemacht – aber trotzdem gab es am Montag einen gewichtigen Grund, den Ort im Aargau zu besuchen. Denn wenn eine legendäre Gruppe aus dem Bereich des extremen Progressive Metals für ein Konzert um die halbe Welt reist, dann kann man sich auch selber etwas bewegen. Und das Paket, das Ne Obliviscaris im Werkk anboten, das konnte sich echt sehen, hören und auch spüren lassen. Schön also, wurde dies von vielen Besuchern mit frenetischen Reaktionen gebührend gefeiert.
Eröffnen durften den Abend die in Zürich heimischen Virvum und zeigten gleich, dass sich die Bands hierzulande im Bereich des technischen Death Metal nicht vor den internationalen Kollegen verstecken müssen. Von der ersten bis zur letzten Sekunde spielte die Gruppe mit einer extremen Energie auf, überflutete den Konzertsaal mit Riffing, Doublebass des Ne Obliviscaris-Schlagzeugers und heftigen Wechseln – inklusive einem Posing, das aus dem Lehrbuch des Bühnenverhaltens stammen könnte. Zwar wollte nicht immer alles ein stimmiges Gesamtbild ergeben, die Fähigkeiten der Musiker sind aber auf höchstem Niveau. Da reichten auch sechs Saiten am Bass nicht aus, um die flinken Finger zu überfordern.
Das gleiche galt auch bei Allegaeon: Ebenso im komplexen Death Metal zuhause, wurde hier mit einer unglaublichen Dichte und Wucht gearbeitet. Volle Wände prallten auf die Headbanger und Fäusterecker, ausgiebige Solis und harte Breaks besorgten den Besuchern den Rest. Schön, dass sich die Amerikaner bei ihrem allerersten Auftritt in der Schweiz als vielseitig und perfekt eingestimmt gezeigt haben. Hier durften Melodien genauso auftauchen wie lautes Geschrei und brutale Bässe. Kein Wunder, war dieses Konzert für einige sogar das Highlight.
Wobei man schon sagen muss, dass Ne Obliviscaris in ihrem Feld des stark abgeänderten Prog Metals an diesem Abend allen davonrannten. Mit epischen Songlängen, einer Klangmenge, die schon fast Kopfschmerzen verursachte und dem eindrücklichen Wechselspiel der beiden Sänger Tim Charles und Xenoyr gab es kein Entrinnen und keine Erholung. Zumindest solange nicht, bis die Geige die Aufmerksamkeit an sich riss und weder Vampir-Growler noch fröhlich grinsende Gitarristen oder perfekt frisierte Bassisten im Mittelpunkt standen.
Ne Obliviscaris bewiesen bei diesen Stellen, dass ihre Musik nicht nur von den Extremen, sondern auch von den Aufbauten und den Atmosphären lebt. In Baden gab es davon mit den neuen Songs des Albums „Urn“ und alten Bekanntheiten alle Beweise dazu. Das Publikum nahm dies alles auch gerne an und feierte die Musiker bis zum bitteren Ende. Und wer weiss, vielleicht lassen sich die Australier bis zu ihrem nächsten Besuch nicht so viel Zeit wie letztes Mal.
Setlist Ne Obliviscaris
1. Libera (Part I): Saturnine Spheres
2. And Plague Flowers the Kaleidoscope
3. Intra Venus
4. Painters of the Tempest (Part II): Triptych Lux
5. Eyrie
6. Urn (Part I): And Within the Void We Are Breathless
7. Urn (Part II): As Embers Dance in Our Eyes
Zugabe
8. Devour Me, Colossus (Part I): Blackholes
Text: Michael Bohli