25. November 2017
Musigstöckli – Lützelflüh
Bands: I Made You A Tape / Tomazobi / Das Reum
Neun Monate voller Planung, Baustaub, Kabelgewirr und Herausforderungen fanden im November 2017 endlich ein Ende – das Musigstöckli wurde geboren. Als langjähriger Traum schon lange als Skizze in den Köpfen von Nicole Imhof und Micha Loosli vorhanden, jetzt endlich Realität: Ein Ort, an dem sich Künstler und Techniker treffen, Tage und Nächte zusammen verbringen und neue Musik kreieren. Mit Musikraum, Ton- und Produktionsregie können alle Bedürfnisse abgedeckt und dazu gleich noch das schöne Emmental genossen werden. Logisch also, dass auch die Eröffnung und erste Feier im Stöckli ein voller Erfolg wurde.
Und wie würde sich ein solcher Ort der Liebe zur Musik besser taufen lassen, als mit Auftritten von befreundeten KünstlerInnen und Bands? Gleich drei Mal durfte man in dieser Samstagnacht somit in das untere Geschoss steigen und sich an grossen Talenten erfreuen. Der Anfang mit Das Reum aus Biel war aber vor allem eines: Anders. Langsam schälte die Künstlerin Rea Dubach aus einzeln geloopten und veränderten Geräuschen Konstrukte, die an organische Musik aus dem Wald erinnerten. Synthieklänge zirpten, ihre Gesänge wurden mit Flächen untermalt und je länger das Set dauerte, desto intensiver wurden die Kreationen.
Nicht selten erinnerte ihre Musik dabei an die Experimente von Björk und wähnte sich einer Welt zwischen klarer Ausformulierung und Schwebezustand. Ein spannender Beginn, der mit leisen Stellen und einzelnen Geräuschen die Feinheiten der Räumlichkeiten gleich austestete. Normal ging es allerdings auch danach nicht weiter, denn mit Tomazobi aus Bern nahm der multikulturelle Mundart-Affenkasten seinen Platz ein. Hier blieb kein Auge trocken und die Tanzbeine wurden mit raffinierten Songs angetrieben. Egal ob die Herren vorzeigten, wie einfach es ist, italienische Popmusik darzubieten oder ihre neue Farbentheorie erklärten, so viel Humor gibt es selten in der Schweizer Szene.
Der Abschluss mit dem bombastischen Queen-Cover „Böhmische Rapsfelder“ liess dann auch die Instrumente laut werden und das Konzert in einem riesigen Jubel enden. Gut, konnte man sich danach etwas an der kühlen Luft erfrischen und Kraft für den Live-Abschluss tanken. Denn I Made You A Tape, ebenfalls aus der Bundeshauptstadt, forderten noch einmal alles mit ihrer wuchtigen, nachdenklichen und immer treibenden Darbietung. Irgendwo zwischen alternativem Post-Punk, Keyboard-Überlegungen und Sturm und Drang präsentierte die Band ihr neustes Werk „Proud And Young“ und liess so manche Besucher mit geschlossenen Augen tanzen.
Und wie auch die Schweizer Szene hat das Musigstöckli mit dieser Eröffnung bewiesen, dass jede Art von Klang und Spiel in dieses Haus passt. Es ist somit zu hoffen, dass hier noch viele weitere fesselnde Anlässe passieren werden und sich das Haus zu einem Markenzeichen für gute Musik aus der Heimat positionieren kann. Wir wünschen den beiden Betreibern auf jeden Fall nur das Beste.
Text: Michael Bohli
Bilder: Nicole Imhof (Danke vielmals Michael, für diese schönen Worte …, Nicole)