11. / 12. Mai 2016
Hallenstadion – Zürich
Bands: Muse / De Staat
Wie, dasselbe Konzert gleich zweimal besuchen, an direkt aufeinanderfolgenden Tagen? Was für viele Leute wohl nur ein Grund zum Kopfschütteln ist, sorgt bei Gleichgesinnten – in dem Fall Musikfanatikern – für anerkennendes Nicken.
Bands wie Muse sind schliesslich nicht nur bekannt dafür, live mit ihren Instrumenten, sondern auch mit ihren ausgefallenen Shows zu überzeugen. Somit lohnt es sich meist, unterschiedliche Perspektiven an Konzerten einzunehmen. Für die neuste Welttour haben sich die Engländer dazu entschieden, die Bühne in die Mitte der Halle zu stellen und sich somit unter die Fans zu mischen. Natürlich mit viel Projektion, Licht und Spielereien. Doch kann sich die Musik in einem solchen Technikkrieg noch behaupten?
Das Trio Bellamy, Howard und Wolstenholme spielt sich seit Beginn seiner Karriere mit viel Energie und Können in die Herzen der Konzertgänger. Obwohl die Musik sehr technisch daherkommt, spürt man von dieser Schwierigkeit in den melodramatischen Stücken wenig. Muse spielen selbst lange, ausgeklügelte Lieder wie „Citizen Erased“ locker runter – wobei dies am Mittwoch leider einer der wenigen Ausflüge in die harte Vergangenheit war. Mit ihrer Drones-Tour setzt die Band erneut auf Hits und aktuelle Lieder – das Album will schliesslich beworben werden. Ausnahmen wie „Bliss“, „Time Is Running Out“ oder „Hysteria“ freuten die langjährigen Begleiter – „Mercy“, „Undisclosed Desires“ oder „Starlight“ neue Liebhaber und Radiohörer. Die Mischung macht’s, doch leider griff die Band in Zürich oft in den sicheren Topf und vergass somit viele Highlights ihrer älteren Werke und verlor sich etwas in den elektronischen Klängen.
Die Konzerte waren ganz klar auf die multimediale Show ausgelegt und oft sorgten lange Intros und Videos daher für Unterbrüche. Das liess nicht nur das Tanzbein stocken, sondern auch etwas Kraft aus der Darbietung fliessen. Muse versteckten sich zu oft hinter ihren Leinwänden, Drohnen, drehenden Plattformen und Synths. Sicherlich, die Band war noch nie besonders kontaktfreudig, doch im Hallenstadion griffen sie zu selten zu den dreckigen Gitarren- und Basstönen. Wobei an dieser 360°-Bühne und den bunten Farben nichts auszusetzen ist, besonders vom Sitzplatz aus wurde man regelrecht von der Grösse und der genialen Choreografie erschlagen. Als Besucher im Getümmel blieb einem davon vieles verwehrt, Muse waren dafür fast in Griffweite und tobten mit den anderen Leuten.
Und wenn klanglich nicht immer alles stimmte, dann darf man wohl die Schuld der Kombination aus komplexer Bühne und Hallenstadion zuschieben. Oder war Matthew doch etwas angeschlagen? Denn irgendwie fehlte allem etwas Energie und Druck. Die Konzerte in Zürich machten somit zwar Spass und setzten Massstäbe bei der Bühne – für die Art-Rock Gruppe war es aber eher ein mittelmässiger Anlass. Das konnten sie auch schon ausgewogener, denn Momente wie „Knights Of Cydonia“, in denen alles aufging, gab es zu selten – der Spielraum fehlte.
Sehr witzig und frisch kamen De Staat aus Holland daher. Die Band leitete beide Abende mit einer wilden Mischung aus Alternative Rock, Electro und Hip-Hop ein und machte das Beste aus der grossen Bühne. Obwohl die Halle meist noch spärlich gefüllt war, konnte ihre Musik einige Leute mitreissen und man versuchte in den mehrstimmigen Sprechgesang einzusteigen. Dazwischen holperten Synths vorbei, Gitarren kratzten an den Hallenträgern und das Schlagzeug füllte die leeren Plätze an den Rängen. Ein überraschend anderer Einstieg in das Spektakel.
Setlist Mittwoch [Quelle: setlist.fm]
1. Psycho
2. Reapers
3. Plug In Baby
4. Dead Inside
5. Interlude
6. Hysteria
7. The 2nd Law: Isolated System
8. The Handler
9. Supermassive Black Hole
10. Prelude
11. Starlight
12. Citizen Erased
13. Munich Jam
14. Madness
15. Undisclosed Desires
16. Revolt
17. Time Is Running Out
18. Uprising
19. The Globalist
Zugabe
20. Mercy
21. Knights of Cydonia
Setlist Donnerstag [Quelle: setlist.fm]
1. Psycho
2. Reapers
3. Resistance
4. Dead Inside
5. Bliss
6. The 2nd Law: Isolated System
7. The Handler
8. Supermassive Black Hole
9. Prelude
10. Starlight
11. Munich Jam
12. Madness
13. Map Of The Problematiq
14. Defector
15. Time Is Running Out
16. Uprising
17. The Globalist
Zugabe
18. Take A Bow
19. Mercy
20. Knights of Cydonia
Text: Michael Bohli
Bilder: Kathrin Hirzel