19. Januar bis 21. Mai 2018
Landesmuseum – Zürich
Website: nationalmuseum.ch
Ist es frech zu behaupten, wer sich auch nur ein wenig für Musik, Bands und Konzerte interessiert, der müsse mindestens einmal im Leben in Montreux am Jazz Festival gewesen sein? Ich denke nicht, denn die Veranstaltung existiert nicht nur seit 1967, sondern gilt auch weltweit als wichtig und ist jedes Jahr wieder ein Garant für fantastische Bands, grossartige Stimmung und viele Neuentdeckungen. Höchste Zeit also, gibt es nach 50 Jahren Erfolgsgeschichte nun eine rückschauende Ausstellung im Zürcher Landesmuseum, in der man nicht nur die Magie erspüren darf, sondern auch hinter die Kulissen blicken kann.
Denn das Herzstück der noch bis Ende Mai laufenden Schau „Montreux. Jazz seit 1967“ sind die Auszüge der Sammlung des 2013 verstorbenen Festvialgründers und Lebemanns Claude Nobs. Er war nicht nur ein Unternehmergeist mit viel menschlicher Nähe, ein Musiknarr mit unendlicher Anzahl von Kontakten und gelernter Koch – er war auch Sammler von allen möglichen Dingen, Geniesser seiner Modelleisenbahn und Chronist der Musikgeschichte. So findet man zwischen persönlichen Fotografien, Briefen und Gadgets, Lokomotiven und ausgeflippten Kleidungsstücken auch ein paar Film- und Audiobänder, die das Archiv des Montreux Jazz Festivals repräsentieren.
Seit der ersten Ausgabe wird an diesem Festival jedes Konzert in Bild und Ton ausgezeichnet und für die Nachwelt konserviert. Das hat nicht nur die UNESCO bewogen, dieses Archiv 2013 ins Dokumentenerbe aufzunehmen; auch im Landesmuseum erhält man die Chance, zwischen Genres und Zeiten hin und her zu wechseln. Ob auf grosser Leinwand inmitten der Ausstellung oder an kleinen Terminals mit Kopfhörern – hier gibt es Perlen und Klassiker zum Nachholen oder erneuten Geniessen. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, ist der geschichtliche Abriss der Ausstellung eher knapp gehalten.
Viel eher geht es bei „Montreux. Jazz seit 1967“ um das Gefühl, die Stimmung und Herrn Nobs. Es ist die Präsentation eines wahren Musiktempels, eine Einladung für alle Liebhaber und Interessierten und eine wunderbare Möglichkeit, eines der bedeutendsten Schweizer Kulturereignisse aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Die Anekdote zu „Smoke On The Water“ von Deep Purple muss in diesem Bericht nicht mehr als Lockmittel erwähnt werden, oder?
Text: Michael Bohli