Datum: 27. April 2013
Ort: Dynamo – Zürich
Bands: Letzte Instanz / Feuerschwanz
Eröffnet wird der Reigen an diesem Abend von Feuerschwanz. Mittelalter-Comedy; Das heisst hier ethanolschwangerer Dorffestcountrypunk mit Dudelsack und Mitmachspielchen. Prollig und etwas pubertär poltern die Spielleute durch ihr Set und schiessen jeden zweite Satz unter die Gürtellinie. Geschmackssache. Aber dem anwesenden Volke gefiel es offensichtlich. Es gab jede Menge gute Laune, Met und „Jubel!“ für Feuerschwanz.
Das stimmungsgeladene Intro „Aeternitas“ versetzt dann das Publikum sofort an den Höhepunkt der gewaltigen Album-Trilogie, die die Letzte Instanz mit dieser Tour vollendet. Von der ersten Sekunde an ist das Septett zu 150 Prozent da. Episch und gleichzeitig frisch präsentiert die Band vor allem die neuesten Songs und gleich im eröffnenden „Ewig“ tritt die Fusion aus innigen Tönen und gewaltiger Kraft – eben die Brachialromantik – zu Tage. Pardon: zu Nachte. Besonders die präzisen Breaks und die knackigen Antizipationen von Taktschwerpunkten, mit denen die Letzte Instanz ihre Kompositionen würzt, bringen viel Dynamik in den Saal und entblössen die Musiker als Vollprofis.
An das pulsierende „Wieder Einmal Rot“ reiht sich das groovende „Morgenrot“ und der donnernde „Schwarze Sand“ brettert mit einem augenzwinkernden Gruss von Holly Loose an Nena über das Publikum her. Ebenso grossartig wie gewagt ist das psychedelische „Et In Arcadia Ego“. Es bietet das Plateau für exponierte Instrumental-Soli und mündet im virtuosen Bass-Part schliesslich in die versöhnlichen Pizzicati des „Regenbogens“. „Der Garten“ öffnet seine Pforten und „Von Anfang An“ beschwört einen Ozean wiegender Hände herauf. Die sympathische Band verbreitet gute Gedanken und beflügelt ihr Publikum. Ausserdem gibt es schon mal ein Geschenk zum bevorstehenden Bandjubiläum: Der erste offizielle Fanclub der Letzten Instanz aus der Schweiz ist gekommen und hat sich die erste Reihe erobert.
„Schuld“ ist live ein ebenso starkes Statement wie auf der CD. Da marschiert die Letzte Instanz auf der Bühne in blutrotes Licht getaucht und zeigt allen Kriegstreibern mit Nachdruck den Stinkefinger; das geht durch Mark und Bein! Ein bisschen schade, dass die zu Beginn in die Dunkelheit gesprochenen Wörter wie „beschuldigt“ oder „gesteinigt“ mit met-trübem pseudo-maskulinem „Ööööö-Geröhre“ beantwortet werden. Nichts gegen das gepflegte Gelage. Erst recht nichts gegen ausgelassene Stimmung an Konzerten. Aber etwas Restreflexion dessen, was da auf der Bühne vor sich geht, sollte doch nicht zu viel verlangt sein.
Die Letzte Instanz bleibt für mich auch die Band der schönen kleinen Augenblicke zwischen den Tönen; So seien die vier augenscheinlich nicht „naturgothischen“ jungen Herren, die sich mit ihren allerschwärzesten Oberhemden in die finstere Meute gewagt haben, ebenso herzlich gegrüsst, wie das Pärchen, das auf das Stichwort: „Tanz, wenn Du nicht singen kannst!“ in den hinteren Reihen den ganzen Song „Sing!“ über einen Standard-Tanz aufs Parket legte. Wunderbar!
Abgerundet mit den unerlässlichen Zugaben „Finsternis“ und natürlich „Wir Sind Allein“ ist das Konzert ein genussvoller und würdiger Abschluss der Ewig-Tour. Da kann die Festival-Saison ja kommen…
Text: Dennis Bäsecke
Bilder: finsternis.net