Datum: 6. April 2015
Ort: Chollerhalle – Zug
Bands: Laibach
Stell dir vor, es ist Ostermontag – und Laibach stehen vor der Türe. Was also tun? Sich dennoch Nägel durch die Hände und Füsse hämmern lassen, am hölzernen Kreuz gen Sonne schmachten und dann über Wasser laufen, sofern man über Wasser laufen könnte? Ist ja schwierig, angenagelt und mit einem fiesen Kreuz an der Backe. Nicht mal Brot brechen für Brüder wäre wohl möglich.
Das muss aber alles auch nicht sein, denn die wahren Brüder (und die eine Schwester) gastierten ohnehin in Zug, in der schmucken Chollerhalle. Und sie luden zum Tanz ein. Weg also mit dem Brot, her mit ebendiesem Auftritt, der auch Tage danach noch für Gänsehaut sorgt. Die slowenische Kultband hat mit gewohnt martialischen, minimalistischen, ironischen und mitunter herzzerreissenden Gesten, Melodien, Klangteppichen oder sogar Manipulationen die staunende Konzertmeute grandios unterhalten. Ebenso gefordert.
Dass die Halle nicht annähernd ausverkauft war, war für den Zuschauer ein Schmaus – und ist überdies Laibach hoch anzurechnen, dass sie auch vor einer kleineren Kulisse die Hand emporstreckten, das Megafon malträtierten, das Visuelle zum Leinwandtrip erklärten und eine eineinhalb Stunden andauernde Phantasmagorie boten.
Und die Setlist, ja, die Setlist. Die sah aus, als hätte man sie ausschliesslich mit Liedergiganten gespickt. So hörte sich der Abend natürlich auch an. Denn sie war tatsächlich mit Liedergiganten gespickt. The Whistleblowers, God is God, Koran, Tanz mit Laibach, Eurovision, B Mashina, Under The Iron Sky und Konsorten. Wenn mich nicht alle Sinne täuschen, dann wurde die Setlist oder besser diese Live-Kostbarkeit rigoros in die Köpfe und Herzen aller Konzertanwesenden genagelt.
Mit welchen Nägeln wohl?
Text: Cyril Schicker