Datum: 18. Dezember 2012
Ort: Komplex 457 – Zürich
Bands: Kreator / Morbid Angel / Nile / Fueled By Fire
Fueled By Fire:
Leider verpasst.
Nile:
Nur die letzten 15 Minuten gesehen, deshalb auch keine Fotos. So hoch technische Bands wie Nile live zu beurteilen, wenn man die Stücke nicht in und auswendig kennt, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ähnlich wie Meshuggah, hauen Nile dem Publikum die Riffs und die Breaks mit halsbrecherischer Geschwindigkeit um die Ohren, und hinterlegen dieses Gewitter mit Double-Bass Salven im Maschinengewehr-Takt. Also keine einfache Kost. Der Sound war ordentlich, die Akteure sehr gut aufgelegt und die eingespielten ägyptischen Sound-Samples wirkten äußerst stimmungsvoll. Aber wie gesagt, da ich Nile kaum kenne, stand ich eher achselzuckend da. Der zu etwa zwei Drittel verkleinerte Saal des Komplex, war bei Nile etwa halbvoll.
Morbid Angel:
Deutlich mehr Fans standen bereit, als das Intro zum Auftritt der der amerikanischen Death-Metal-Urgesteine Morbid Angel erklang. Mit „Immortal Rites“ und „Fall From Grace“ ging’s auch gleich mit zwei Klassikern voll zur Sache und die Band stellte von der ersten Sekunde an klar, dass während des Auftritts keine Gefangenen gemacht werden. Der sensationelle Tim Yeung am Schlagzeug, feuerte aus allen Rohren und die messerscharfen Riffs von Azagthoth und Destructhor ließen ebenfalls keine Wünsche offen. David Vincent sieht mittlerweile aus wie ein zweiter Glenn Danzig und auch wenn er es nicht gerne hört, der Kerl kam teilweise sogar richtig sympathisch rüber. Der Fronter ist ein Entertainer vor dem Herrn und wusste genau, wie er das zunächst etwas verhaltene Publikum, innerhalb kürzester Zeit um den Finger wickelt.
Mit „Existo Vulgoré“ und „Nevermore“ wurden die zwei Nummern vom etwas umstrittenen neuen Album präsentiert, die am ehesten zum restlichen Backkatalog der Band passten. Auf experimentellere Stücke verzichtete man. Gute Entscheidung. Das Publikum war bei der Death Metal Hymne „Chapel of Ghouls“ oder dem doomign “Where the Slime Live” natürlich komplett aus dem Häuschen und die Band wurde heftigst abgefeiert. Nicht wenige sind wegen Morbid Angel überhaupt erst angereist. Sie wurden nicht enttäuscht.
Kreator:
Bevor der recht aufwendige Umbau hinter dem Vorhang abgeschlossen war, kam David Vincent nochmal auf die Bühne und teilte dem Publikum mit, dass es sich heute im Komplex um einen „Special Show“ handle. Mille Petrozza habe Geburtstag und es sei jetzt an der Zeit für ein Ständchen. Gesagt, getan, David Vinzent sang mit einem breit grinsenden Züricher Publikum „Happy Birthday, dear Mille“. War eine lässige Aktion, welche die Wartezeit auch deutlich verkürzte. Das Licht ging aus, und „Personal Jesus“ in der Johnny Cash Version erklang. Auf den Vorhang wurden dazu Bilder aus Milles Fotoalbum und alte Konzertaufnahmen projiziert. Super anzusehen und eine klasse Geburtstagsaktion der Crew.
Als der Vorhang fiel und die Essener Kult-Thrasher auf die Bühne stapften, war der Jubel überwältigend. Mit „Phantom Antichrist“ und „From Flood Into Fire“ wurde zunächst zwei Höhepunkte des aktuellen Albums serviert und Kreator hatte das Publikum sofort in der Hand. Ein kurzes „Hallo“ von Mille und „Enemy Of God“ und „Phobia“ gleich hinterher. Das Publikum stimmte ein erneutes Geburtstagsständchen an, was den Jubilar sichtlich erfreute und die Stimmung nochmals hochschraubte. Klassiker wie „Extreme Aggression“, „People Of The Lie“ oder „Pleasure To Kill“ wurden natürlich lautstark mitgegröhlt und auch neue Stücke wie „Death To The World“ oder „United In Hate“ kamen sehr gut an und bestätigten der Band, dass das aktuelle Album auch hier gut eingeschlagen hat.
Der immer etwas schüchtern wirkende Gitarrenheld Sami Yli-Sirniö spielte erwartungsgemäß großartig auf, Speesy Gielser am Bass ließ ebenfalls nix anbrennen und war ständig in Bewegung. Genauso wie Mille, der des Öfteren auch das hintere Mikro auf dem „ersten Stock“ der Bühne benutzte. Irgendwie waren die Musiker ständig auf Achse, von einer Seite zur andern, rauf und runter. Die etwas sonderbaren Ansagen (z.B.:„Ich will das ihr diese Halle zerstört heute Abend!!“) von Petrozza, welche meist schmunzelnd aufgenommen werden, hielten sich diesmal auch in Grenzen. Also auch hier kein Grund zur Klage.
Fazit:
Morbid Angel top, Kreator fand ich noch einen Zacken besser. Liegt vielleicht auch daran, dass ich den Essenern immer etwas näher stand. Die Stimmung im Komplex war hervorragend, der Sound gut bis sehr gut. Sehr cooler Jahresabschluss der zu den Highlights der Metal-Konzerte 2012 gezählt werden darf.
Setlist Morbid Angel:
Immortal Rites
Fall From Grace
Rapture
Pain Divine
Maze of Torment
Existo Vulgoré
Nevermore
Lord of All Fevers and Plague
Chapel of Ghouls
Dawn of the Angry
Where the Slime Live
Bil Ur-Sag
God of Emptiness
World of Shit (The Promised Land)
Text + Bilder: Thomas Lang