9. Oktober 2016
Z7 – Pratteln
Bands: Katatonia / Agent Fresco / Vola
Irgendwo zwischen all den unterschiedlichen Arten von Schwarz, dem Nebel und den Gitarrenwänden befanden sich Musiker. Schwach bewegend und immerzu leidend – aber doch auf unvergleichliche Art faszinierend. Katatonia, die wohl traurigste Band im Bereich des Dark Metal, liess den Sonntagabend in Pratteln zu einer Zusammenkunft verkommen, die viel Einfühlungsvermögen, aber auch Ausdauer benötigte. Aber was an Härte und Schwermut ein Ende fand, begann mit viel Technik und Ausgelassenheit – denn die schwedische Gruppe brachte ein paar Freunde mit ins MiniZ7.
Wie wählt man Supportacts für solch eigenständige Musiker wie Jonas Renkse aus, ohne die Fans zur verärgern? In den man vielfach komplett andere Wege geht. So durften Vola aus Kopenhagen den Leuten zu Beginn die Wochenendmüdigkeit aus den Knochen prügeln. Ihr technischer und absolut kompromisslos gespielter Modern Prog war erfrischend und absolut genau gespielt. Kein Wunder, dass eine Band mit nur einem veröffentlichten Album bereits jetzt so viel Lob und Anerkennung abholen kann – das gezeigte war extrem stark. Manchmal überraschend nahe am Djent, legten ihre Lieder immer wieder durch Blasts und Riffs an Energie zu, nur um dann in genialen Taktversuchen zu glänzen.
Schon fast kam da die Befürchtung auf, die herzensguten Isländer von Agent Fresco kämen gegen eine solche Wucht nicht an. Doch falsch gedacht, denn die genreüberspannende Gruppe kombinierte wie wahnsinnige Wissenschaftler Prog, Pop, Experimental und Post-Rock. Geleitet vom charismatischen Sänger Arnór Dan Arnarson führte die Band alle Besucher durch wandelnde Welten aus melodischem Gesang, heftigen Klangattacken und unvorhersehbaren Entscheidungen. Selten waren schmachtende Harmonien so nahe an brutal geschrienen Zusammenbrüchen. Was für ein Auftritt, was für eine Wucht.
Kein Wunder, hatten viele Besucher nach diesen soundmässig bunten Konzerten etwas Mühe, sich in die schleppenden Lieder von Katatonia einzufinden. Auch für mich war der Einstieg in das Konzert holprig. Sicherlich, Katatonia sind wahre Meister und zu Recht weltbekannt bei Liebhabern der tragischen und harten Musik. Doch wenn alles im Dunkeln verschwindet, die Lieder sich stark ähneln und man sich am liebsten selbst verletzten würde, dann braucht es seine Zeit. Dank der ausgewogenen Setliste – welche zwischen alten Klassikern der Band wie „Teargas“ und „Saw You Drown“ und neuen Brechern wie „Dead Letters“ oder „Serein“ pendelte – erhielt jeder Schaffensabschnitt seine Würdigung. Mit jedem Lied versank man tiefer in die traurige Welt der Doom- und Dark Metal-Schichten und wurde am Ende schier überwältigt von Emotionen. Dagegen erschien der Montagmorgen wie ein Feiertag.
Text: Michael Bohli
Bilder: Miriam Ritler