5. Dezember 2019
KIFF – Aarau
Bands: The Intersphere / Gran Noir
Wir sind hier in diesem Leben, machen wir das Beste draus. Warum nicht an einem Donnerstagabend im Foyer des KIFF zwei Rock-Bands geniessen, die mit Riffs und wilden Bewegungen zeigten, dass unser Dasein doch ganz angenehm sein kann. The Intersphere aus Mannheim machten in Aarau Halt und liessen sich von den Zürchern Gran Noir begleiten. Zwei Länder, vereint in der Mission des weltumfassenden Alternative Rock, mit besten Absichten.
Das spürte man beim aufwärmenden Auftritt von Gran Noir, welche vor wenigen Tagen die neue Single „On And On“ veröffentlicht haben, in jedem Lied. Zu fünft quetschten sie sich auf die kleine Bühne des Foyers und bemühten sich, Instrumentenhälse und Mikrofone nicht gegenseitig in die Gesichter zu knallen. Denn bei Sänger Pascal konnte man nie sicher sein, wann das nächste Mal die Arme in die Luft geworfen, oder um die Gitarren gehüpft wurde. Passend zu den Liedern, welche gerne an die hiesige Rockmusik der Jahrtausendwende erinnerte.
So alt waren die Stücke des Albums „Electronic Eyes“ nicht, allerdings musste ich feststellen, dass live nicht alles so klappen wollte, wie es 2017 auf der Platte klang. Gran Noir verloren sich teilweise etwas in den Takten, die Mischung zwischen aufgesetzter Publikumsanimation und tief gestimmten Gitarren wollte sich nicht erschliessen. Denn spielen können die Mannen auf jeden Fall, das konnte immer wieder festgestellt werden.
Über The Intersphere muss dies nicht geschrieben werden, oder eben doch – denn für eine solch talentierte und mitreissende Band waren eindeutig Tausende Menschen zu wenig nach Aarau gereist. Das Quartett legte eine Spielfreude und Genauigkeit an den Tag, die in allen den Jubel ausbrechen liess. Scharfe Richtungswechsel, grossartigen Gitarrenläufe, unglaubliche Melodien – zwischen Prog und Art-Rock, ohne gestelztes Auftreten oder überkandidelte Ausdrucksweisen. Momentan gibt es wenige Bands in Deutschland, die ein solches Songwriting und eine solche Bühnensicherheit vorweisen können.
Vor einem Jahr überrumpelten die Musiker mit ihrer Platte „The Grand Delusion“ die Szene, in Aarau wurde dies zum Hauptinhalt. „Don’t Think Twice“, „Mind Over Matter“, „Smoke Screen“, ein Killer nach dem andern. Zu meinem Glück wurde das Überalbum „Relations In The Unseen“ ebenfalls besucht und liess mein Herz laut pochen. Wie unwiderstehlich die Songs bis heute sind, wie fesselnd das Konzert war, unglaublich. Sogar „Trans-Late“ vom allerersten Album zeugte vom Können von The Intersphere, wie auch das blitzschnelle Wechseln der Gitarren, das unermüdliche Herumdrücken an den Effektgeräten.
Und mittendrin Schlagzeuger Moritz Müller, der nicht nur kraftvoll, sondern extrem präzise die Lieder mit perkussivem Leben ausfüllte. Das konnte man gar nicht anders verarbeiten, als selber wild zu zappeln und immer wieder zu jauchzen. Wenn The Intersphere ein Konzert spielen, dann ist dies eine Rock-Feier mit Gütesiegel, ein Erlebnis, das sich niemand jemals entgehen lassen sollte. Harte Passagen, geschmeidige Arrangements, ein Traum mit technischer Kontur und emotionalem Kern.
Text: Michael Bohli