18. April 2019
Komplex 457 – Zürich
Bands: In Flames / Norma Jean / Light The Torch
Die Melo-Death-Giganten sind zurück! Mit ihrem neuen Album „I, The Mask“ beehrten In Flames die Schweiz, und brachten das Komplex 457 in Zürich zum Beben.
Los ging es mit Light The Torch. Die vier Jungs aus Los Angeles, USA, hauten gleich mächtig in die Vollen! Kaum betraten Fronter Howard Jones, Gitarrist Francesco Artusato, Bassist Ryan Wombacher und Drummer Mike „Scuzz“ Sciulara die Bühne, erklangen die treibenden Rhythmen von „The Bitter End“. Obschon die Band erst seit 2012 existiert, damals noch unter dem Namen The Devil Know bekannt, kann man sie definitiv nicht als Newcomer bezeichnen – denn die Gruppe besteht aus gestandenen Musikern. So ist Howard Jones kein Anderer als der Ex-Killswich-Engage-Sänger, und Francesco Artusato ehemaliger Gitarrist bei All Shall Perish. Dass sie ihr Handwerk verstehen, zeigten sie auch an diesem Abend im Komplex 457, das schon jetzt ordentlich gefüllt war. Fette Riffs und gelungene Tempowechsel in Songs wie „Consume the Dammed“ aus dem ersten Album „They Bleed Red“ und Stücke wie „Die Alone“ aus der aktuellen Scheibe „Revival“, heizten der Menge gehörig ein, gekrönt von der charakteristischen Stimme und der ebenso energiegeladenen Bühnenpräsenz von Frontmann Jones. Alles in allem ein solider Auftritt, der erste fliegende Bierbecher zur Folge hatte, und das Publikum nach mehr lechzen liess.
Und dann standen auch schon Norma Jean in den Startlöchern – bereit, um abzuräumen! Die Musik der fünf Christen aus Atlanta, USA, lässt sich am ehesten dem Metalcore zuschrieben – harte Breakdowns und brutaler Brüllgesang sind auch bei dieser Band Standard. Doch dazu musste erstmal die Technik bereit sein, den brachialen Sound über die Boxen zu transportieren! Und genau hier lag das Problem: Nicht viel mehr als ein paar unverständliche Worte von Fronter Corey Brandan Putman fanden anfangs ihren Weg in den Gehörgang der Menge. Was war los? Keine Ahnung. Nach rund 20 Minuten kehrten die leicht verärgerten Norma Jean zurück auf die Bühne – kein Wunder, schliesslich wurde ihnen wertvolle Zeit gestohlen – und liessen ihrem Frust in ihren Songs freien Lauf. „Here we go“, rief Sänger Putnam ins Publikum, das die Band mit lautem Jubel zurück empfing, ehe erneut randvolle Becher durch die Lüfte flogen, und die einen oder anderen Circle Pits eröffnet wurden.
Das mittlerweile rappelvolle Komplex 457 war aufgeheizt – beste Voraussetzung also, um den Headliner des Abends namens In Flames zu empfangen. Und so betraten Sänger Anders Fridén, Drummer Tanner Wayne, Bassist Bryce Paul und die Gitarristen Björn Gelotte und Chris Broderick – der als Ersatz für den krankheitshalber ausgefallenen Niclas Engelin dabei war – nacheinander die Bühne, begrüsst vom ohrenbetäubenden Jubel ihrer Schweizer Fans.
Den Anfang machte der Song „Voices“ aus dem neuen Album „I, the Mask“, und sogleich fegte eine Walze aus harten Riffs und brachialen Screamingparts, gespickt mit charakteristisch melodiösen Gesangspartien über das Publikum hinweg. Obschon ihr neues Album im Voraus polarisierte, schienen es die Fans gut aufzunehmen. Das zeigte sich vor allem auch beim begeisterten Mitgrölen des Songs „(This is our) House“ gegen Mitte der Show. „How are you doing my friends“, fragte Sänger Anders Fridén die johlende Menge. „The louder you scream, the better we play“, versprach er zu Beginn, ehe die ersten Takte von „Pinball Map“ – einem der älteren Stücke – erklangen.
In Flames verstanden es, ihrem Publikum einen gut ausgewählten Mix aus neuen Songs, sowie eine Fülle an Klassiker zu bieten. So schmetterte die Band ältere Hits wie „Where the Dead Ships Dwell“, „Colony“ oder „Cloud Connected“ ins Publikum. Zum Erstaunen einiger Konzertbesucher fehlten jedoch die Stücke „Only for the Weak“ oder „Deliver Us“. Auch ein anderer Song sorgte offenbar für Diskussionen zwischen einem Fan und Fronter Fridén, um was es sich dabei handelte, war in den hintersten Reihen akustisch leider nicht zu verstehen. Denn konzentrierte man sich etwas auf das Publikum in diesem Teil der Location bemerkte man, dass der Band wohl nicht alle Aufmerksamkeit vollends zu Teil war. Denn einige Konzertbesucher tratschten lieber in voller Lautstärke an der Bar miteinander, als ihren Fokus auf die Bühne zu legen. Verübeln konnte man es ihnen nicht wirklich, denn aufgrund der enormem Menschenmasse im ausverkauften Komplex 457, waren vereinzelte kurze Blicke das Einzige, was man von Bandmitgliedern und Kulisse sah.
Nichtsdestotrotz lieferten In Flames eine solide Show ab. Auch die neueren Stücke wurden nahezu perfekt gespielt und Sänger Anders Fridén hatte keine Probleme, die hohen Töne in Songs wie „Call My Name“ zu treffen – was ihm in der Vergangenheit nicht immer so leicht fiel.
Zum Schluss des energiegeladenen und vor allem schweisstreibenden Abends, hauten die Jungs nochmals ordentlich in die Saiten und gaben Hits wie „The Mirror Truth“ aus dem Album „A Sense Of Purpose“ und „I am Above“ aus der neuen Scheibe zum Besten. Letzteres wurde gesanglich durch Norma-Jean-Sänger Putnam unterstützt. Den krönenden Abschluss fand die Metalshow im dazu passenden Song „The End“. Unter tosendem Applaus bedankte sich die Band für die stete Unterstützung bei ihren Schweizer „Jesterheads“, ehe sie von der Bühne verschwanden.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Voices
2. Everything’s Gone
3. Pinball Map
4. Where The Dead Ships Dwell
5. Call My Name
6. Monsters In The Ballroom
7. All For Me
8. (This Is Our) House
9. Deep Inside
10. Here Until Forever
11. The Chosen Pessimist
12. Leeches
13. Burn
14. Colony
15. My Sweet Shadow
16. The Truth
17. I Am Above
18. Cloud Connected
19. The Mirror’s Truth
20. The End
Text: Andrea Germann
Bilder: Patric Bebie