23. Februar 2018
Dynamo – Zürich
Bands: Highly Suspect / Welles
Gross war die Vorfreude, denn endlich zeigte sich das amerikanische Trio Highly Suspect auf einer Bühne in der Schweiz. Dass dafür gleich das Dynamo bis zur hintersten Ecke mit neugierigen Leuten gefüllt war, überraschte nicht, denn diese Rock-Gruppe sorgt seit wenigen Jahren auf der ganzen Welt für Furore. Spätestens mit ihrem zweiten Album „The Boy Who Died Wolf“, welches 2016 erschien und eine Grammy-Nomitation einsteckte, war klar: Die Gitarrenmusik ist auch für jüngere Fans wieder interessanter geworden. Leider aber wurde die Premiere in Zürich eine grosse Panne.
Mit Ankündigung und Einlaufmusik nahmen Highly Suspect ihre Plätze hinter den Instrumenten ein und stürzten sich auch gleich mit viel Eifer und Energie in ihre Songs. Gitarre und Bass kreuzten ihre Riff-Klingen, das Schlagzeug überrollte die bereits jetzt ausgiebig tobende Masse. Doch schnell war klar: Frontmann Johnny Stevens klang nicht, wie er sollte – und schnell kam auch die Klärung: Es plage ihn eine Grippe, aber er versuche trotzdem, das Konzert durchzustehen. Immerhin begründete dies seine knallige Mütze und den dicken Pullover.
Dick war auch die Ausgelassenheit, die sich im Saal des Dynamo breit machte. Fliegende Biere, ausgestreckte Fäuste und frenetischer Jubel: Die Zuschauer waren froh, Highly Suspect endlich in echt begegnen zu können. Kein Wunder, sind die drei Mannen doch wirklich starke Musiker, welche mit ihren Songs den perfekten Mittelweg zwischen eingängigem Rock der Nullerjahre und wuchtigen Einflüssen aus Punk und Heavy Rock finden. Im eigentlichen Sinne ist dies zwar nichts Neues und musste nicht jeden abholen, zauberte aber auch an diesem Freitag in viele Gesichter ein grosses Lachen.
Doch dann nach wenigen Songs der Schock: Johnny Stevens kann nicht mehr singen, die Band gibt nach ein paar schnell dazwischen gepackten Hits auf. Verständlicherweise machte sich sehr schnell Unmut im Saal breit und viele Anwesende konnten nicht glauben, dass das Vergnügen so abrupt ein Ende fand. Wieso hat die Band den Gig nicht abgesagt? Wieso mussten alle den vollen Preis für ein paar kümmerliche Minuten Musik zahlen? So sollte man nicht mit seinen Fans umgehen. Andererseits ist es auch verständlich, wollte das Trio in der Schweiz trotzdem das Bestmögliche bieten.
Welles mit seinen Musikern hatte da mehr Glück. Als Vorband konnten sie bereits viel Applaus und Freudenschreie einheimsen. Grunge funktioniert eben auch heute noch, und die lakonische Art, über Probleme und die Welt zu singen, klappte auch im Dynamo perfekt. Der Amerikaner führte durch dissonante Gitarren, leichten Rock’n’Roll und etwas schleppende Balladen – immer mit gewisser Freche und genügend Druck. Dass dieser schon bald ins Minus fallen würde, das konnte man da zum Glück noch nicht wissen.
Text: Michael Bohli