8. August 2020
Oxil – Zofingen
Bands: Skullpriest / Heavy Harvest / Świr
Wenn eine Pandemie die Kulturbranche durcheinanderwirbelt und kommerzielle Grossveranstaltungen verunmöglicht, dann rafft sich der Untergrund zusammen, um neue Möglichkeiten anzubieten. Anstelle auf dem Zofinger Hausberg zu lauter Radiomusik mit betrunkenen Jugendlichen drei Tag wach zu sein, versammelte man sich an diesem Samstagabend mit Freunden bei der Tankstelle hinter dem Kulturlokal Oxil. Angenehme Temperaturen im Schatten, ein zur Dusche umfunktionierter Rasensprinkler und gekühlte Getränke – fast wie auf dem Berg oben.
Die Ohren mussten aber weder bluten noch sich fürchten, denn musikalisch wurde beim Mini-Festival auf lärmige und dreckige Kompositionen gesetzt. Fernab des Mainstreams und immer aus Leidenschaft – davon zeugten die lokalen Świr zu Beginn, die sich weder stilistisch noch im Ausdruck festlegen wollten. Punk als Gerüst, dazu Blues, Ska und Noise, eine stark übersteuerte Gitarre und die schwurblige Orgel, es rumorte prächtig. Sogar Gesang in Mundart gesellte sich zum Treiben und erzählte von teuflischen Begegnungen beim Wandern. Witz gehörte zu wilden Riffs und dem polternden Schlagzeug, ein Auftritt der Laune machte.
Düsterer und wütender gab sich danach das Basler Trio Heavy Harvest, die mit ihrem neuen Album „Iron Lung“ im Gepäck den Aargau erzittern liessen. Noise Rock und eine üppige Portion Hardcore trafen auf Nirvana und Verzweiflung. „I Have No Mouth And I Must Scream“, die Lieder entluden sich ohne Filter über den Platz und liessen die sommerlichen Temperaturen und globalen Umstände postapokalyptisch erscheinen. Da könnte man sogar denken, „7845-04“ sei kein Songtitel mit Insiderwitz, sondern eine neue Direktive.
Heiter war es beim Oxil trotzdem, auch wenn sich die Sonne für den Auftritt von Skullpriest aus Zofingen verabschiedet hatte. Kein Problem, wirkt der Stoner Rock dieses Trios eh dann am besten, wenn sich die Schatten ausgebreitet haben. Doomig, psychedelisch und gar mit proggy Anleihen spielten sich die Mannen in die Hölle und zurück. „Fake But Real“ heisst das erste Album, mehr als echt war der Auftritt. Ein gelungener Schlusspunkt für ein tolles Fest, das dank seiner kleinen Grösse und dem stilsicheren Rahmen niemanden den lauten und bunten Gegenpart auf dem Heitere vermissen liess.
Text: Michael Bohli