Freitag, 9. Juni 2017
Interlaken
Webseite: greenfieldfestival.ch
Tagesbericht zum Freitag von Sarah
Während auf der Main Stage, auch Jungfrau Stage genannt, die Berliner In Extremo eine Show für Mittelalter-Rock-Fans abliefern, hat sich ein überschaubares Publikum vor der kleineren Eiger Stage versammelt. Kurz vor sechs Uhr betreten die fünf Jungs von Touché Amoré die Bühne und sammeln mit ihrer sympatischen Art von Beginn an Pluspunkte beim Publikum. „If actions speak louder than words, I’m the most defeaning noise you’ve heard; I’ll be that ringing in your ears that will stick around for years.“ Die Texte werden Wort für Wort mitgesungen, man lässt sich von den Emotionen mitreissen und die Bergkulisse im Hintergrund tut ihren Rest.
Auf der Jungfrau Stage geht es derweil weiter mit Apocalyptica, und der Platz vor der Bühne wird zusehends besiedelter. Die fünf Finnen spielen das Openairpublikum mit ihren drei Cellos in eine andere Welt, wobei sie ausschliesslich Metallica-Covers in ihre Setlist aufgenommen haben. Dies, so Cellist Eicco Toppinen, wird auch noch bis Anfang nächstes Jahr so bleiben – während der Metallica-Anniversary-Tour zu Ehren ihres vor 20 Jahren erschienenen Debuts müssen die Zuhörer auf die eigenen Songs der Band verzichten.
Während sich langsam die Dämmerung hinter den Bergen hervorschleicht, leitet Rancid, die kalifornische Punkband, die am gleichen Tag noch ihr neuntes Studioalbum „Troublemaker“ veröffentlicht hat, über in die etwas seichteren Gewässer des Ami-Punk, der dieses Jahr jeden Abend des Greenfields zu dominieren scheint. Sie verlassen die Jungfrau Stage nach 17 Songs, um Green Day Platz zu machen – einer Band, die nicht selten mit Rancid in Verbindung gebracht wird. Sie stammen beide aus Berkeley, Kalifornien, und veröffentlichten ihre ersten Werke in den frühen 90ern bei „Lookout! Records“. Dass die beiden Sänger der Bands jedoch den Nachnamen teilen, ist wohl eher Zufall.
Green Day gelingt es noch immer, ein breit durchmischtes Publikum von Jung und Alt zu begeistern. Mit Flammenwerfern und einem kleinen Steg, der von der Bühne bis ins Publikum führt, ist die Band bestens ausgerüstet. Zwar beginnt die Band mit „Know Your Enemy“, der ersten Single ihres 2009 erschienen Albums „21st Century Breakdown“, ansonsten wird aber nichts von diesem Album gespielt. Neben sechs Songs ihres aktuellen Albums „Revolution Radio“ werden Klassiker der letzten 20 Jahre gespielt, mit einem Fokus auf ihr bisher erfolgreichstes Album „American Idiot“. Zur Überraschung mancher Besucher werden auch Songs wie „Letterbomb“ oder „St. Jimmy“ gespielt, wohingegen „Wake Me Up When September Ends“ und „21 Guns“, welche beide grosse kommerzielle Erfolge erzielt hatten, weggelassen werden. Auch für ein Cover von „Operation Ivy“, einer weiteren Band aus der Bay Area (die zu 50% aus jetzigen Rancid-Mitgliedern bestand), die ihre ersten Werke bei „Lookout! Records“ veröffentlicht hat, findet sich Zeit.
Wie man es sich von Green Day nicht anders gewöhnt ist, dürfen auch gelegentlich Fans auf die Bühne (zum Beispiel für das „Operation Ivy“-Cover) – und wenn sie das Glück haben, an die Gitarre gebeten zu werden, dürfen sie diese auch gleich mit nach Hause nehmen, ob sie nun darauf spielen können oder nicht. Und wer nach der Show ein Plektrum ergattert, erhält mehr als nur ein Souvenir: „Warning, this object may change your life“ steht in Grossbuchstaben auf dem kleinen Stück Plastik. Als ob dafür ein Plektrum notwendig wäre – Green Day haben wohl, auf die eine oder andere Art, das Leben so manches Konzertbesuchers schon vor Jahren verändert.
Text: Sarah Rutschmann
Bilder: Kathrin Hirzel + Nicole Imhof
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