22. Juni 2019
Palass – Zofingen
Band: Gonzo
Bilder: Sven Germann
Nein, die Überschrift lügt nicht, tatsächlich gab es seit 14 Jahren keine neue Veröffentlichung der Alternative Rocker aus Zofingen und Zürich. 2004 durfte man mit dem ersten Album «Zeal» in die emotionale und riffreiche Welt von Gonzo eintauchen, ein Quartett, das bereits seit 30 Jahren zusammen die Bühnen des Inlands und vor allem den eigenen Proberaum bespielt. Mit „Until We Silently Fail“ ist nun endlich das Wunder geschehen, die Mannen haben ältere und neuere Songs vollendet, aufgenommen und auf Vinyl pressen lassen. Da reichte ein Kreuz an der Decke nicht aus, da wurden die Balken gleich mit Schnitzereien verziert.
Der alte Kinosaal des Lokals Palass in der Altstadt von Zofingen ist sich Ornamente schliesslich gewohnt, wie auch wilde Feste unter Freunden. Und genau dies wurde die Taufe am Samstagabend: Alte und frische Gesichter, Verwandte, Gönner und Neider – die gesamte Crew fand sich nach Leckereien am Bio Marché im Saal ein und war mehr als bereit, die Musik und Mitglieder von Gonzo zu zelebrieren. Ein kühles Bier gegen die steigende Hitze im Saal in der Hand, die gefühlvollen Melodien der Lieder in Kopf und Herzen – dieser Auftritt war mitreissend, wunderbar laut und voller Stimmungswechsel.
Wie die Musik von Gonzo halt, in ihrer betörenden Wirkung schwer zu beschreiben, aber dafür umso intensiver zu erfühlen. Leicht psychedelische Passagen wie damals bei Pink Floyd, wummernde Bässe aus dem Moog Taurus, heftige Gitarrenattacken, begleitet vom taktangebenden Schlagzeug – zwischen Post-Rock, emotionalem Alternative Rock und Wandlungen, welche bei gewissen sogar Erinnerungen an 65daysofstatic wach werden liessen. „Roads“ traf auf „Remember?“, und ausgerechnet der Song „Funeral“ wurde zum befreienden Schlag.
Denn was zu Beginn des Konzertes für die Besucher laut war, das zeigte sich gegenteilig still auf der Bühne. Die Monitore wollten Gonzo nicht unterstützen, erst nach einigen Songs und Handgriffen wurde das Konzert für alle Beteiligten zum entspannten und genüsslichen Auftritt. Keyboard und Xylophon, mehrstimmiger Gesang und launische Ansagen. Ja, es tut der Gruppe eben doch gut, vor Leuten spielen zu können, auch wenn sie sich so selten zeigen. Und dann noch die grandiose Ergänzung durch Gastgitarrist Rey Mysterio, ein Ohrenschmaus, eine geballte Wucht an Riffs und Licks.
Am Ende dann die glücklichen Gesichter, nach der Dankesrede, den Shots, dem Pink Floyd Cover „Wish You Were Here“ und dem viel zu schnell erreichten Schluss. 14 Jahre hat es gedauert, bis wir alle diesen Moment, diese Nacht geniessen konnten – und mehr als gerne warten wir bis in alle Ewigkeit auf neue Begegnungen mit dieser Truppe. Wobei, etwas regelmässiger möchten wir euch schon zujubeln können, liebe Gonzos. Denn leise Scheitern, das werdet ihr nie.
Text: Michael Bohli