16. Oktober 2017
Oxil – Zofingen
Bands: Gong
Es tat gut, sich für einmal am Montagabend in das lokale Kulturhaus zu begeben um mit alten Freunden, neuen Gästen und weit angereisten Fans eine Legende der psychedelischen Musik zu erleben. Wie oft erhält man schon eine solch bequeme Gelegenheit, Teil der immer fortlaufenden Musikgeschichte zu werden? Angst vor fliegenden Teekannen und unter Schwarzlicht aufleuchtenden Shirts durfte man im Oxil aber keine haben, denn Gong zückten alle Register der bewusstseinserweiternden Kunst. Auf ihrer langen Tour zum aktuellen Album „Rejoice! I’m Dead!“ machten sie nun auch in der Aargauer Kleinstadt halt und bewiesen, dass ihre Songs nie sterben werden.
Klar, eine Band wie Gong war schon immer mehr ein flüssiges Kollektiv und experimenteller Gedanke als durchdachte Stuktur und Gefüge – so fand man auch an diesem Abend auf der Bühne vor allem die jungen Mitglieder der Truppe an den Instrumenten. Nach dem Tod von Gründer Daevid Allen wäre es auch langsam schwierig, in die Anfänge der Siebziger zurückzugreifen. Unter der Leitung von Fabio Golfetti stürzten sich die Mannen aber dann zu Beginn mit „You Can’t Kill Me“ vom zweiten Studioalbum „Camembert Electrique“ trotzdem in die alten Zeiten und die Fans liessen wild ihre Haare schwingen.
Die folgenden, neuen Stücke wie „Kapital“ oder „You Never Blow Yr Trip Forever“ sorgten im Saal für Jubel, wilde Bewegungen und lachende Gesichter. Gong haben ihre Musik, welche schon immer eine einflussreiche Mischung aus Canterbury, Jazz und Psychedelic Rock war, in das neue Jahrtausend transportiert und bewahrt. Dank wahren Zauberern an Bass, Gitarre und Saxophon wurde der Auftritt zu einem abenteuerlichen Ritt über Takt, Harmonie und Melodie. Wilde Riffs steigerten sich mit tosenden Schlagzeugwirbeln bis zur Stratosphäre, lange und wabernde Passagen liessen die kosmische Strahlung durch Projektionen und Lasermuster in die Köpfe der Gäste eintreten.
Auch wenn man sich mit der Zeit nicht immer in den eigenen Gedankengängen und zwischen den abgefahrenen Klangmuster zurechtfand, Gong spielten sich und das Oxil in ferne Welten. Manchmal überraschend hart, dann wieder sphärisch breit, aber immer unberechenbar und anders – dieses Konzert bewies, dass diese Legende des Space-Rock nie sterben und nie überflüssig sein wird. Vielmehr steht die Band auch heute noch für Erfahrungen, die sonst nirgendwo gemacht werden können und bot mit diesem Abend den perfekten Start in eine mögliche Reihe der „Psychedelic Mondays“. Na Oxil, das wäre doch was?
Text: Michael Bohli