7. Oktober 2017
Exil – Zürich
Bands: Glaston
Während am Zürich Film Festival anhand von Flaschen die Kernfusion erklärt wurde, zeigten im Exil junge Musikerinnen und Musiker, wie man Glas zum Schwingen bringt. Dies geschah aber nicht mit schwer nachvollziehbaren Experimenten, sondern mit elegischen und instrumentalen Songs. Glaston waren endlich wieder zurück auf der Bühne des Zürcher Clubs und liessen Erinnerungen gross werden. Vor drei Jahren bestieg die Band bereits diese Bretter und taufte feierlich ihre erste EP. An diesem Samstagabend aber ging es nun um etwas Grösseres: „Inhale / Exhale“, das erste Album, wurde geboren.
Ohne grosse Reden begannen Glaston ihr Set und zeigten, dass sich die lange Wartezeit auf dieses Debüt wahrlich gelohnt hat. Denn sie sind als Musiker nicht nur versierter geworden und treffen Takt- und Melodienwechsel ohne grosse Anstrengung, sondern wagen in ihren Tracks auch neue Richtungen und Einflüsse einzubauen. Was sich auf Platte oft sehr filigran und sanft anhört, das wurde live zu einer lauten Wucht. David Preissel am Schlagzeug liess sich zu wilden Figuren und dramatischer Doublebass hinreissen, die Gitarre von Jack Gutzwiller riss den Nebel immer wieder auseinander.
Dass viele Lieder aber auch live von Selina Maischs Klavier getragen werden, positioniert Glaston wunderbar neben der unübersichtlichen Menge an Post-Rock-Bands. Ihre Harmonien verzauberten nicht nur die Zuschauer, sondern hinterliessen einen nachhaltigen Eindruck. Unterstrichen wurde dies von Timo Beeler, der mit seinem Bass die perfekten Akzente setzte. Egal ob alt oder neu, Lieder wie „Sunnar“, „Ritou“ oder EP-Material ergänzten sich im Set herrlich und bewiesen: Diese Band ist in den letzten Jahren extrem gewachsen.
Und wer so voller Energie ist wie Glaston, der steht auch an einer Albumtaufe nicht still. Man wurde im Exil Zeuge von einem brandneuen Lied, elektronisch getragen mit Synthies und Drumcomputer, bassreich und fesselnd. Dass es um diese Basel-Zürich-Kombo in nächster Zeit ruhig und langweilig werden könnte – diese Angst muss man auf keinen Fall haben. Viel eher darf man sich mit diesem Quartett neugierig und erfreut in die Zukunft stürzen. Einatmen, ausatmen, los geht’s.
Text: Michael Bohli