18. April 2017
Volkshaus – Zürich
Bands: Ghost / Zombi
Es nahm mich schon immer wunder, wie die Musik und das Auftreten von Alice Cooper und ähnlichen Bands damals gewirkt haben müssen. Für mich war diese Art von Songs nie sonderlich spannend und die Schockeffekte verloren sich in der heutigen, extremen Zeit. Eine ziemlich logische, wenn leider auch nicht durchwegs überzeugende Antwort auf diese Überlegungen lieferte das Konzert einer schwedischen Melodic Hard Rock Gruppe im Volkshaus in Zürich. Und die Schatten der Truppe warfen sich weit vorraus, bereits beim Anstehen musste man Schneefall und christliche Plakate überstehen. Erzürnte sich hier ein gewisser Gott aufgrund von Ghost?
Schwer vorstellbar – denn obwohl die Band in ihren düsteren Verkleidungen während dem Auftritt immer wieder satanische Verse in ihre Songs einbaute und am Ende sogar ausserehelichen Sex und Selbstbefriedigung propagierte, war das Konzert brav. Ghost bieten nebst ihrer treibenden Musik eine etwas schräge Mischung aus Symbolspiel, Karvenal und Verlockung. Das zeigte besonders in der ersten Konzerthälfte seine volle Wirkung, als Sänger Papa Emeritus in Papstkluft royal über die Bühne glitt und Weihrauch schwenkte. Die jungen Zuschauer liessen sich davon verzaubern und mitreissen – und schnell war klar: Diese etwas härtere Art von Classic Rock würde wohl ohne dieses Brimborium fast keine Person im Saal wirklich interessieren.
Sicherlich, die Musiker wissen, wo die Akzente zu setzen sind, und auch viele Melodien und überlebensgrosse Refrains entfalten die Wirkung wunderbar. Besonders vor dem Backdrop mit Kirchenfenster-Optik erhält man schnell eine sakrale Atmosphäre und auch ich grinste sehr oft während dieser Show. Doch leider halten sich Präsentation und Resultat bei Ghost nicht im Gleichgewicht, und spätestens nach dem Kostümwechsel des Frontmannes war die Luft etwas raus. Denn obwohl die Truppe eigentlich nicht vieles anders macht als zum Beispiel Kiss, fehlten hier ganz klar die Ohrwürmer für die Ewigkeit.
Zombi – welche namentlich perfekt passend als Support gewählt wurden – gingen mit ihrer Musik komplett andere Wege. Das Duo liess mit Synthies und Schlagzeug psychedelische Welten aus Instrumentalspuren entstehen, welche die Besucher in fremde Gedankenwelten lockten. Auf Repetition setzend und mit Loops und stockenden Rhythmen spielend, wurden aus kleinen Momenten schnell weite Reisen. Ein knallhart gespielter Bass verlieh dem Set eine weitere Ebene und die Gruppe bewies, dass gute Musik keine Maskerade für Glücksmomente benötigt. Reduziert aber interessant, und am Tag danach ergiebiger als die umjubelte Hauptband.
Text: Michael Bohli
Bilder: Karthrin Hirzel