Datum: 20. – 23. August 2015
Ort: Festivalgelände – Gampel
Webseite: Open Air Gampel
Für mich endet der Sommer jedes Jahr im August. Wenn die letzten Töne in der Abenddämmerung erklingen und das Festivalende einläuten. Dann beginne ich meinen alljährlichen Spaziergang Richtung Herbst. Ich beobachte die Festivalgänger, die, emsig wie die Vögel auf den Drahtseilen, sich versammeln und bereit machen aufzufliegen, in ihre Winterquartiere. Ich schlendere weiter dahin, vorbei an Zeltplanen, die wie welkes Laub in der leichten Abendbrise flattern. Blicke mich nochmal um und erkenne, dass die Zapfhähne langsam aber sicher, wie die kleinen Alpenquellen am Ende des Sommers, versiegen. Und während die knirschenden Plastikbecher unter meinen Füssen, mich in einem spätherbstlichen Waldspaziergang wähnen, gebe ich mich hin in den Blues zum Ende des Festivalsommers.
Ja, das ist Open Air Gampel. Seit 30 Jahren das letzte grosse Aufbäumen des Freiluftmusiksommers. Bevor ich aber meinen allerliebsten Spaziergang, wie immer mit einem lächelnden und einem weinenden Auge, in Angriff nehme, freue ich mich zurück schauen zu können, auf ein bombastisches 30. Open Air Gampel, welches auch dieses Jahr wieder der Höhepunkt und Abschluss meines musikalischen Sommers war.
Donnerstag
Der Donnerstag begann für die Organisatoren mit einem Worst Case Scenario. Der grosse Headliner des Abends und des ganzen Festivals, „Die Toten Hosen“, mussten Ihren Auftritt wegen einer Stimmbänderentzündung des Sängers Campino, kurzfristig absagen. Ein riesiger Dämpfer für die bisher so vorfreudige Startstimmung auf das kommende Wochenende. Denn obwohl schon eifrig auf dem ganzen Gelände gemunkelt wurde und dieses und jenes Gerücht über die angebliche Festivalabsage kursierten, war der Schock, den zum Teil extra der „Toten Hosen“ wegen angereisten Fans, regelrecht ins Gesicht geschrieben. Da vermochten auch die Festivaleröffner „The Menzingers“ nicht darüber hinwegsehen, dass soeben ein riesen Highlight den Bach runter ging. Trotzdem bemühten sich die vier Amerikaner sehr die Saiten zu zupfen und mit ihrem eingängigen Punk, gemischt mit Folkklängen, das Open Air Gampel zurück auf die Strasse der Freude zu bringen.
Viel besser gelang dies meinem persönlichen Höhepunkt des ersten Abends, der Progressiv-Metal Band Baroness, welche ebenfalls den Weg über den grossen Teich auf sich nahm um unter anderem am Freiluft Gampel zu spielen. Ein Stimmgewaltiger John Baizley sang sich mit unglaublicher Präzision durch die langsam einsetzende Dämmerung. Sein wunderbares Klangorgan wurde getragen von fast schon epochalen Gitarrenintros und harten Beats, die seine Bandkollegen auf ihren Instrumenten ins Publikum zauberten. Ein wahrer Genuss nicht nur für eingefleischte Progressiv-Liebhaber, sondern auch für Zuhörer die es, wegen dieser Band vielleicht, noch werden könnten.
Halestorm beendete fulminant den musikalisch vom Progressiv Rock über Punk bis hin zu Metal, ziemlich hart angehauchten Nachmittag des ersten Festivaltages. In Erinnerung bleibt hiervon sicherlich das Drummersolo. Reine Kunst am Instrument nenn ich das.
In die Nacht hinein begleitete das britische Rock- und Alternativtrio The Subways. Musik zum Tanzen und Fete feiern. Und wer noch nicht am Bühnenrand mitgrölte, der wurde von der schillernden, in ihrem glitzernden Kleide dahingleitenden Rockröhre Charlotte und ihren Superheldenbandkollegen unmittelbar dazu angestiftet. Ein lockerflockiges, rockiges Intermezzo mit Gute-Laune-Garantie.
Der erste Tag am Gampel schien ein voller Erfolg zu werden, trotz der Festivalabsage der „Toten Hosen“. Diese immer noch bittere Pille zu schlucken, erhoffte das OK dem Publikum mit allen Mitteln zu versüssen. Sie liessen nichts unversucht, holten gar noch die Gampeler Dorfmusik auf die Red Stage, welche den Hosenhit „An Tagen Wie Diesen“ gleich zwei Mal in das mitfeiernde Publikum dröhnten.
Nach dem sowieso schon lange geplanten Megafeuerwerk zum 30 jährigen Jubiläum, welches mit seinen schillernden Farben auch etwas den Frust zu schmelzen imstande war, schaffte es das Festival mit den Jungs von Kraftklub doch noch die eine oder andere arg, geschundene „Hosen“-Fanseele zu besänftigen. Natürlich – ein Vergleich zu Campino und Co. kann hier keinesfalls gezogen werden und eine wahre Alternative zu den „Toten Hosen“ zu finden, wäre eine schier unmögliche Herkulesaufgabe.
Doch Kraftklub strotzte vor Selbstbewusstsein auf der Red Stage. Im Wissen, dass sie als ungewollter Ersatz ja eigentlich gar nichts mehr falsch machen konnten, zauberten die Jungs, die diesen Gig selber kaum glauben konnten, eine Show auf die Bühne, die in ihrer Art und Weise am ganzen Festival nicht mehr zu finden sein wird. Die extra mit Privatjet aus Chemnitz eingeflogenen Rock’n’Roller badeten regelrecht in der Meute. Wer jetzt noch enttäuscht dastand, dem war nicht mehr zu helfen.
Ausser, die Partymacher aus Deutschland wären denn so spontan und würden an ihrem Auftritt, wenn schon ohne Campino, immerhin mit der Band der „Toten Hosen“ auftreten – sie waren es tatsächlich! Zum Schluss wurde auch der allerletzte, grantige und vielleicht eingeschnappte Hosen-Fan besänftigt, als er seine Lieblinge, zusammen mit Kraftklub auf der Bühne sah, wie Sie gemeinsam, wenn auch nicht perfekt, den Konzertabschluss und zugleich das Ende des ersten Abends meisterten. Ganz grosse Kiste und Chapeau vor den Machern des Festivals, die es schafften in so kurzer Zeit einen würdigen Ersatz für Campino zu finden. Ein Festivalauftakt nach Mass mit unverhofften Enttäuschungen, die sich schliesslich als spritzige Überraschungen entpuppten.
Freitag
Der Freitag startete rockig mit den zwei jungen Briten von Dolomite Minor. Nur Drums, eine Gitarre und eine Stimme, die irgendwie so gar nicht zu dem dazugehörigen Sänger zu passen schien, überzeugten die frühen Festivalbesucher und läuteten einen Konzerttag ein. Dieser bestach durch seine abwechslungsreichen Musik-Mischung. Von hartem Rock bis hin zu Hip-Hop, über Folk und Ska, zu durchschlagendem Alternative Rock. Es war für alle Geschmäcker gesorgt und so ging sicher kein Festivalbesucher leer aus.
Es verhiess ein perfekter Tag zu werden. Wer nicht allein der unglaublichen Bergkulisse wegen bereits früh seine Zelte verliess, der fand sich spätestens am frühen Abend bei der Hauptbühne ein um mit Kitty Daisy & Lewis gemütlich in das Wochenende zu starten. Angekündigt als Geheimtipp von der Insel, überzeugten die drei Geschwister aus London das Publikum mit Feelgoodmusik im Stilgemisch von klassischem Rock, viel und gutem Funk, Soul und Blues vom Feinsten.
Mal authentisch begleitet mit Kontrabass, mal untermalt durch den flauschigen Klang einer Jazztrompete. Immer aber, und das abwechslungsweise, die drei Geschwister an den Drums, am Keyboard und an der Gitarre und nicht zu vergessen der Mundharmonika, die das Ganze mit einem samtig, wohligen Gefühl früherer Zeiten umschloss. Kitty Daisy & Lewis haben mich und sicher auch ganz viele andere Besucher, so bin ich überzeugt, nicht zum letzten Mal verzückt.
Einen krassen Wechsel bot das Konzert der Mundartrapper Eldorado FM, welche weniger durch ihr instrumentales Können, denn durch ihre Texte überzeugten. Als Ersatz für Whilk & Misky lieferten sie eine solide Performance und breiteten schon mal etwas den Klangteppich für die viel später auftretenden Deichkind aus.
Vorher musste aber noch ein ganzer Abend bestritten werden. Mit den Alternative Rockern von Seether ging gehalt- und stimmungsvoll die Sonne in der von den Wallisern Alpen getragenen Dämmerung, unter. Mit durchwegs harten Gitarrenriffs überzeugten Seether Fan und Zufallsreinhörer gleichermassen und machten ihrem Namen wieder einmal alle Ehre. Die Setlist war abwechslungsreich mit starken und harten Elementen, gepaart mit weichen, allein von der Stimme des Sängers getragenen, kleinen Klangwundern.
Wie ein Traum, von dem zu Erwachen man sich nicht erlauben möchte, aber trotzdem muss, um gleich in das nächste Konzert zu stürzen. Mit Enter Shikari und Awelnation gings hart weiter und vor allem die Ersteren verlangtem dem Publikum viel ab. Enter Shikari ist, wie soll man es nennen – speziell – und das wissen sie selber. Darum lassen sie sich auch nicht verbiegen und ziehen ihr Ding ohne Wenn und Aber durch. Eine Mischung aus Metal und Pop mit Synthesizerklängen und lauten Gesangsausbrüchen. Sie selber nennen das Ganze Trancecore und haben damit eine treue Fangemeinde hinter sich, die auch am Open Air Gampel beim Konzert zufrieden sein konnte.
Mein persönlicher Höhepunkt an diesem zweiten Festivaltag war das Konzert von Gogol Bordello auf der kleinen White Stage. Eine kunterbunte Bühnenshow, die an einen Besuch auf dem Jahrmarkt erinnert. Das ganze bestückt mit einem Künstlerkolletiv aus aller Herren Länder und Städten, die mit Ihrer Musik zum frohen Tanzen einluden. Viel Punk und Folk, etwas Dub, alles ganz wild durchmischt mit traditioneller Roma-Musik, geht einem diese Combo direkt in die Hüfte und ins Tanzbein. Still dazustehen ist einfach unmöglich beim Genuss von Gogol Bordello , die selber mit ihren mannigfaltigen Instrumenten die Bühne wild auf und ab flitzen. Vorsicht, es herrscht absolute Partyansteckungsgefahr bei so viel guter Laune, gepaart mit wilder Rebellion. Meines Erachtens hätte Gogol Bordello auf die Hauptbühne gehört.
Die war aber bereits besetzt und in geheimnisvoller Stimmung verdeckt für die Vorbereitungen des Hauptacts dieses Festivaltages. Deichkind haben alle Geschütze ausgefahren, um dem Gampel eine Riesenshow zu bieten. So bot sich dem Betrachter vor der Bühne ein Meer aus blauen Lichtstäben, die wildglitzernd zu den Rhythmen der deutschen Hip-Hop und Elektropunkband hin und her schwangen. Auf der Bühne unterdessen, eine Kulisse die ein kleineres Stadttheater neidisch machen würde. Alles gehalten in Schwarz-Weiss, mit einigen wenigen Farbakzenten, ertrug der Konzertbesucher eine Show, die einem regelrecht ins Gesicht geschmettert wurde.
Die Musik wurde dadurch ziemlich zweitrangig und war nur Gastarbeiter, auf der theatralisch belebten Bühne. Sicher, Deichkind sind bekannt für ihre Extravaganz und der Show ist nicht das Wasser zu reichen. Aber gerade deshalb vielleicht war nicht ein Funke Spontanität dabei. Alles war durchgespielt und strikt nach Drehbuch. Wer auf ganz grosses Showkino steht, der stand hier vor der Red Stage genau richtig. „Leider geil“ ist für mich aber etwas anderes und der Zeitpunkt war somit genau richtig meinen heutigen Festivaltag zur Neige gehen zu lassen.
Samstag
Der Samstag stand ganz im Zeichen der Mannigfaltigkeit, die ohne Zweifel das Open Air Gampel schon immer ausgezeichnet hat. Jeder Besucher konnte sich an diesem Tag sicherlich das eine oder andere Stück von der vielschichtigen Musikertorte abschneiden. Nachdem der Tag mit Metal von Breakdown Of Sanity wie ein Vulkanausbruch startete, liess die momentan wohl begehrteste und begnadetste Soulstimme der Schweiz James Gruntz die Wogen wieder glätten, mit seiner einzigartigen und unverwechselbaren Stimme. Seine Musik ist ein tiefes Meer aus wunderschönen Tönen, in dem man gerne versinkt und sich im Strom der Melodien treiben lässt. Seichte Zufriedenheit einfach.
Mit The Last International wurde das Publikum ganz langsam wieder an härtere Geschütze herangebracht. Dies gelang der Sängerin und ihren Bandkollegen nicht allein durch perfektes Beherrschen ihrer Instrumente, sondern auch und vor allem durch eine glanzvolle Bühnenpräsenz mit einer schrillen Frontfrau. Gelungen und wie gemacht fürs Gampel.
Sowieso, das Gampelpublikum kann sich nicht beklagen, von den Artisten unbeachtet gewesen zu sein. Die meisten Künstler liessen es sich nicht nehmen ihre Zuhörer ins Konzert mit einzubeziehen. Allen voran Frank Carter & The Rattlesnakes , die den Punk und den beinahe schon übertriebenen Hardcore Style an diesem Festival auf den Höhepunkt brachten. Sie schafften es tatsächlich das Publikum dazu zu bringen, eine menschliche Pyramide vor der Bühne zu errichten oder zumindest den Versuch dazu ernsthaft ins Auge zu fassen. Und während Frontmann Frank Carter schnell mal das Mik packte und sich in der Mitte des Publikums verlor, formte sich sogleich ein Circle Pit um ihn herum und rannte im Kreis, als gehe es ums nackte Überleben. Das nenn ich Publikumsliebe.
Mit Stefanie Heinzmann stand danach eine waschechte Walliserin auf der Bühne. Sie genoss es sichtlich vor dem zahlreich erschienenen, heimischen Publikum. Auch sie interagierte mit den Besuchern. Bisweilen dauerten diese Rahmenunterhaltungen aber länger, als das Lied davor und danach. Es sei ihr verziehen unter diesen Umständen des Heimatgefühls. Die sympathische Stefanie reihte ja trotzdem noch einen Hit nach dem anderen aneinander und das war, was ihr Publikum hören wollte. Kurz zusammengefasst, Liebe, Liebe, Liebe auf beiden Seiten.
Tageshöhepunkt für mich bildete der Auftritt von Everlast . Dieser Pfundskerl ist für mich ein unglaubliches Phänomen. Minimalistisch kam er ans Open Air Gampel, nur begleitet von seinem Keyboarder. Dies stellte natürlich und das war das Schönste, die Stimme von Everlast absolut in den Vordergrund. Dieses tiefe, klare Organ vermag Böden und Herzen erzittern zu lassen. Ein Erlebnis, das ich keinesfalls missen möchte. Spätestens nach dem Anstimmen von „White Trash Beautiful“ verlor sich die Hälfte der Zuhörer hoffnungslos im Genuss dieser Musik, so dass das Konzert ewig hätte weiterleben können.
Doch da lag wohl auch ein kleiner Fluch über der 30. Ausgabe des Open Air Gampel. Das Dilemma mit den Hosen konnte von den Organisatoren ja mit viel Witz und guten Einfällen aufgefangen werden. Doch wenn dem Sänger der Beatsteaks während seines Gigs die Stimme versagt, kann auch das grösste Improvisationstalent keine Rettung mehr bieten. Das Konzert musste bereits nach kurzer Zeit unterbrochen und abgesagt werden. Die Entschuldigung der Beatsteaks folgte postwendend auf der Homepage des Festivals und vermochte die Besucher auch zu besänftigen. Denn wer teilt nicht sein Bedauern mit der Band, für die wohl das grösste Horrorszenario eingetreten ist, dass kein Musiker je erfahren möchte.
Ausserdem folgte am gleichen Abend noch das Konzert von The Prodigy und da kam eine kurze Auszeit sehr gelegen. Was The Prodigy wieder darboten, sprengte alle Grenzen, nicht nur die der Zuschauerzahlen. Die Light- und Soundshow war riesig. Es kam kein Besucher drum herum mindestens kurz hinzusehen. Die Meisten wollten jedoch alles hautnah miterleben und bevölkerten die Zone vor der Bühne schon sehr frühzeitig. Verwunderlich war’s allerdings nicht. War doch der Auftritt der Briten schweizweit exklusiv und nach vielen Jahren Abstinenz geniessen The Prodigy beinahe schon Seltenheitswert. Immerhin, der Stimmung nach haben sie die Erwartungen des Publikums erfüllt, wenn nicht gar übertroffen. Ein guter Abschluss dieses zweitletzten Festivaltages.
Sonntag
Doch einer sollte noch folgen, ein letzter, ganzer Tag voller Musik. Diesmal vor allem um runter zu fahren. Die Stimmung langsam wieder an den kommenden und ach so verpönten Alltag zu gewöhnen. Den Normalzustand wieder einzupendeln sozusagen. Dies schafften mitunter die Jungs von All The Luck In The World, bei deren Konzert sich Folk und Pop mischten und gemächlich spritzig ins frühmorgendliche Wallis ergossen.
Aber auch die Mundartsängerin schlechthin Sina erhellte mit ihrer fröhlichen Art das Publikum ihres Heimatortes. Gampel ist ja ohne „Sina“, wie das Wallis ohne Berge; nicht komplett. Sie leben zusammen in Symbiose und geniessen dies sichtlich.
Dazwischen sorgte Stress für etwas Abwechslung. Und rappte sich mit seinen Hits durch den Mittag, bevor sich das Open Air Gampel noch einmal selbst feierte. Zum Jubiläum reiste der Lokalmatador „z‘ Hansrüedi“ mit seiner Harmonika an. Mit im Gepäck, ein Jodelklub und Alphörner, zusammengefasst unter dem Namen „Endfrenz“. Das folgende war eine Mischung aus ländlicher Partymusik und komplett übertriebenem Patriotismus. Denn wenn gefühlte 1000 Wallisersfahnen zur gleichen Zeit geschwungen werden und jedes zweite Wort im Lied und im Gerede dazwischen „Wallis“ ist, da schleicht sich einem, seine Heimat liebenden Walliser, die Schamesröte ins Gesicht. Ist ja schön und gut sich selbst zu feiern, stolz zu sein auf sich und sein Stückchen Erde. Doch ein bisschen mehr Bescheidenheit würde die Sympathie, die doch bereits alle Schweizer gegenüber den Wallisern empfinden, sicherlich nicht mindern. Leider etwas unnötig, wenn auch gut gemeint.
Gut durften Clueso den Sonntag sanft verabschieden. Die Gruppe hatte die sowohl dankbare wie auch undankbare Aufgabe als letzter Auftritt die Besucher bei der Stange zu halten. Dies gelang den Deutschen durch einen soliden Mix aus Gesang und instrumentalen Teilen. Es schien zu gefallen, auch wenn der Platz vor der Bühne bereits immense Lücken aufwies. Clueso liess sich daran nicht stören. So durfte auch ich langsam aber sicher meinen Spaziergang in den Herbst in Angriff nehmen, während Clueso die letzten Livetöne des diesjährigen Open Air Gampel erklingen liessen.
Mit dem Festivalgelände im Rücken und aufziehende Wolken und den Bergspitzen im Fokus in den Festivalendblues schlittern, dass kann mir nur dieser Ort bieten. Darum lange Rede kurzer Sinn. Gampel, ich komme auch nächstes Jahr. Du bist mir ins Herz gemeisselt. Doch vielleicht solltest du einmal zurück schauen auf die Anfänge bis hin zur Mitte deiner bisherigen Lebenszeit, wo noch ich und alle anderen Gäste im Mittelpunkt standen und wo die Besucherzahl noch Nebensache und nicht der Fokus war. Wo’s noch schön war, sich über einen neuen Rekord zu freuen und danach schnell wieder zu vergessen. Open Air Gampel bedeutet doch abwechslungsreiche Musik, gute Laune, Freunde treffen und zugegeben, dadurch um einiges mehr zu trinken als sonst wo und eine tolle, schier unvergleichliche Kulisse. All das ist immer noch mehr wert als eine unbedeutende Ziffer. Aber na ja, wenn’s euch so wichtig ist, es waren dieses Jahr 104‘300 – Schade, es platzt euch irgendwann alles aus den Nähten.
Einen schönen Herbst.
Line-UP:
Donnerstag
– The Menzingers
– So Wasted
– Against Me!
– Baroness
– Halestorm
– Touché Amore
– The Subways
– Coheed & Cambria
– Kraftklub (anstatt Die Toten Hosen)
– Memphis Maniacs
Freitag
– Pyrotastics
– Dolomite Minor
– Kummerbuben
– Kitty Daisy & Lewis
– Eldorado FM (anstatt Whilk & Misky)
– Seether
– Enter Shikari
– Awolnation
– Gogol Bordello
– Deichkind
– Modestep (Live)
Samstag
– Chlyklass
– Breakdown Of Sanity
– James Gruntz
– The Last Internationale
– Frank Carter & The Rattlesnakes
– Stefanie Heinzmann
– Everlast
– Beatsteaks
– Simple Plan
– The Prodigy
– DCCM – Death Come Cover Me
Sonntag
– All The Luck In The World
– Stress
– Sina
– Adel Tawil
– Endfrenz
– Clueso
[Quelle: www.openairgampel.ch]
Text: Sebastian Leiggener
Bilder: Miriam Ritler