8. Dezember 2017
Schützi – Olten
Bands: 1000 Mods / Greenleaf / The Atomic Bitchwax / Steak / No Mute
Es dauerte nicht lange, und aus dem erstaunlich zurückhaltenden Nebel wurden grosse, schwere Flocken. Doch dies trübte weder die Stimmung, noch wurde es wirklich bemerkt – denn in der Schützi in Olten tobte ein wildes Fest, angetrieben durch heftigen Rock. Freunde von überall her und Bands aus aller Welt sorgten dafür, dass man den Winter- und Weihnachtsstress für einen Abend komplett vergass und es allen wieder einmal bewusst wurde: Die Macht der Gitarre wird nie versiegen. Das zweite Fog Town Fest holte sich die Stadt im Bahnzentrum im Sturm.
Auch klar, dass No Mute die Ehre galt, diesen Abend voller langer Haare und dunkler Klamotten zu eröffnen. Die Hard Rock-Gruppe aus Olten ist ein altbekannter Gast und bewies erneut, dass sie auch am frühen Abend bereits für gute Stimmung und lauten Jubel sorgen kann. Mit starkem Drumming und tollen Riffs floss somit schnell mehr als als ein Feierabendbier und die Verzerrungen der Verstärker füllten den Raum. Auch wenn ihre Lieder weniger Preise in Innovation gewinnen, war es doch der perfekte Einstieg in dieses Fest.
Das Steak wurde heiss und blutig serviert – fast noch roh. Die vier Herren aus London präsentierten fadengeraden Stoner ohne Schnickschnack – ein Hoch auf den die Erfindung des Drop-D-Tunings – tief und wummrig. Sie prügelten los und heizten der Schützi so richtig ein, die Köpfe des Publikums wippten im Gleichtakt. Das erste Bier wurde verschüttet, kein Stein blieb auf dem anderen und das Fest nahm Fahrt auf. Dieser harte und schnörkellose Sound war zu diesem Zeitpunkt des Abends genau richtig. Vielleicht etwas gar kritisch, und wahrscheinlich auch ihrem Setup mit nur einer Gitarre geschuldet: Ich hätte mir etwas mehr Überraschungen in ihren Songs gewünscht. Feinheiten, Harmonien, ein wenig mehr der Abdrifterei. Dass die Jungs dies durchaus können, zeigen sie auf ihren Platten. Trotz alldem: Das Steak hat sehr gut geschmeckt!
Wer sich einen Namen wie The Atomic Bitchwax zulegt, der schürt zu Recht die Erwartungen. Angereist aus Amerika sorgte das Trio dafür, dass Stoner Rock neu erfunden wurde. Mit weniger Musikern als die vorangegangenen Bands, aber dafür extremen Geschwindigkeiten, perfekter Härte und sogar zweistimmigem Gesang mischten die Künstler eine gehörige Portion Retro-Gefühl in die Instrumente. Irgendwo zwischen verschwitzten Haaren, herumgetragenen Konzertbesuchern und heftig vibrierenden Lautsprechern landete die Gruppe punktgenau mit Liedern von ihrem neuen Album „Force Field“. Unglaublich wie energetisch diese Mannen auch 25 Jahre nach ihrer Gründung noch unterwegs sind.
Vom ersten Takt weg zündete bei Greenleaf der Funke und sprang von der Bühne direkt ins in der Zwischenzeit schon gut angeheiterte Publikum. Nur schon die Band zu sehen, ihr Auftreten, ihre Freude auf der Bühne und ihr Lachen unterschied die vier Bären aus Schweden von dem sonst dem Musikstil des Abends geschuldeten eher grimmigen und düsteren Auftreten der anderen Bands. Damit gewannen sie definitiv den Sympathiepreis. Obwohl die Songs von Greenleaf stark vom Stoner Rock beeinflusst sind, stellte ihre Musik an diesem Fest etwas eigenständiges und weniger plakatives in diesem Genre dar. Ihr fuzziger Sound war in Feinheiten abgestimmt, detailliert, verspielt, ausschweifend, mit metallischen, progressiven und bluesigen Einflüssen, ohne an Wucht und Härte zu verlieren. Genau in der richtigen Dosis!
Was konnte nach all diesen Highlights noch folgen? Wie wäre es denn mit einer Stoner-Truppe aus Griechenland? 1000Mods beglücken die Welt seit etwas mehr als zehn Jahren mit ihrem schweren und voluminösen Rock, der sich auch in der Psychedelica gewisse Zutaten geklaut hat. Und somit sorgten sie auch in der Schützi für glückliche Gesichter, wilde Tanzeinlagen und viele Crowdsurfer. Gleich mit zwei Gitarren wurden die Licks und Riffs zu monstermässigen Wänden, die Lieder zu unberechenbaren Elementen und das Konzert zu einem hitzigen Ereignis. Das betörte nicht nur die „Desert Side Of Your Mind“, sondern war der verdient fulminante Schlusspunkt zu diesem grandiosen zweiten Fog Town Fest.
Text: Michael Bohli und Mischa Castiglioni
Bilder: Kathrin Hirzel