28. November 2017
Hallenstadion Zürich
Bands: Five Finger Death Punch / In Flames / Of Mice And Men
Im Zürcher Hallenstadion flogen die Fetzen! Drei super Acts aus verschiedenen Subgenres des Metals heizten den kalten Backsteinofen ordentlich ein.
Of Mice and Men
Den Start machte die amerikanische Metalcore-Band Of Mice And Men. Harte Riffs, satte Breaks, tiefe Screams und eine geballte Ladung an Energie prasselte auf die Besucher ein. Of Mice And Men wissen genau, wie sie das Publikum animieren können. Und zwar indem sie einfach 120% geben. Das blieb vom Publikum nicht unbelohnt! Als Dank ging im Stehplatz-Sektor die Post ab. Aufgrund der knappen Spielzeit fiel die Kommunikation verständlicherweise eher in den Hintergrund; einzelne Worte zum Austausch zwischen Band und Publikum durften dann aber doch nicht fehlen. Wie zum Beispiel als Sänger Aaron Pauley fragte: „Who of you have seen Of Mice And Men before? – Good to see you again! And who of you see us for the very first time? – Welcome to the metal-ship, motherf#*kers!“ Mal abgesehen von einer beeindruckenden Lightshow war die Bühnenperformance der vier Amerikaner schlicht mitreissend. Wäre synchrones Headbangen eine olympische Sportart, hätten die Jungs gute Chancen auf eine Goldmedaille.
In Flames
Der Ofen ist vorgeheizt. Der erste Gang genüsslich verspeist. Vorhang auf für die schwedische Melodic Death-Band In Flames!
… Oder auch nicht? Denn die letzten Klänge des Intros waren verklungen, die Band rund um Sänger Anders Frieden stand bereits auf der Bühne und spielte ihren ersten Song „Drained“. Doch der leicht transparente Vorhang, den der Schriftzug der Band zierte, hing noch immer und trennte das Publikum von der Band. Es ist zu spekulieren, ob sich die Musiker damit absichtlich während des ersten Songs verschleiern wollten, um die Spannung aufzubauen. Nach den wilden Gestikulationen des Frontmannes zu beurteilen, sah es allerdings nach einer kleinen Panne aus.
Wie die Ironie so mitspielt, fiel der Vorhang dann aber doch, als sie den zweiten Song ihres Sets „Before I Fall“ erklingen liessen. Das wirft natürlich die Frage auf, ob es doch Absicht war? Man weiss es nicht. Allerdings geht es in diesem Bericht ja nicht um eine Vorhang-Vernissage, sondern um ein Metalkonzert!
Wer sich mit den Werken der Nordmänner auskennt weiss, dass In Flames längst nicht mehr gleich klingen wie vor 20 Jahren. Bei neueren Kompositionen werden immer mehr elektronische Elemente eingebunden und stilistisch steuern sie eine modernere Art des Metals an. Somit sind die neueren Alben der Band eher Geschmackssache geworden. Verständlicherweise war ihre aktuelle Scheibe „Battles“ mit Songs wie „Drained“, „The End“, „Before I Fall“, „Save Me“, „Here Until Forever“ und „The Truth“ stark vertreten. Doch ganz zum Erstaunen der Zuhörer wurden sogar alte Perlen wie „Moonshield“ und „The Jester’s Dance“ aus dem Album „The Jester Race“, welches im Jahre 1996 erschienen ist, performt. Selbst das Bühnenbild schmückte der „Owl-Boy“, welcher auf ihrem Album „A Sense Of Purpose“ abgebildet ist. In Flames trafen den Nagel auf den Kopf und deckten mit ihrem Set wohl so ziemlich alle Bedürfnisse des Publikums ab.
Five Finger Death Punch
Nachtisch gefällig? Five Finger Death Punch bewiesen sich als Sahnehäubchen auf einem energiegeladenen Abend.
Wer die Chance hatte, die amerikanische Band Five Finger Death Punch schon einmal live zu erleben, der weiss, dass diese Jungs keine halben Sachen machen. Mit gekonnt eingesetzten Wortspielen kündigte Sänger Moody, welcher in diesem Jahr öfters mal für Schlagzeilen aufgrund seiner Ausraster sorgte, einen Song nach dem anderen an. „You know, a lot of people talk shit about me! Do you wanna know what I think about it? It‘s time to Wash It All Away!“. So beispielsweise wurden einzelne Songs angekündigt. Auch wenn Gitarrist Jason Hook das Intro gleich anschliessend versemmelte und der Song neu gestartet werden musste, ergänzte der charismatische Frontmann die Situation mit dem Spruch „Everybody say good morning, Jason!“.
Fürs Entertainment sorgte auch bei diesem Song wieder die Ironie wie schon zuvor bei In Flames. Denn während die Band den Song „Wash It All Away“ performte, rannte gestaffelt ein Mitglied der Stage-Crew nach dem andern auf die Bühne. Bewaffnet mit Handtüchern wuschen sie einen Wasserfleck weg, der zuvor entstanden war, um die Rutschgefahr zu mindern.
Für Gänsehautmomente sorgte auch die akustische Darbietung der Songs „Wrong Side of Heaven“ und „Remember Everything“. Letzterer sogar mit Begleitung eines lokalen Cellisten, welcher Gitarrist Jason Hook und Sänger Moody auf der Bühne begleitete. Abgerundet wurde der Fünf-Finger-Todesstoss mit bekannten Hits wie „Coming Down“, „Jekyll and Hyde“ und „The Bleeding“. Brachiale Gewalt, made in America! Das war und bleibt auch in Zukunft ein Synonym für Five Finger Death Punch.
Setliste In Flames [Quelle: setlist.fm]
1. Drained
2. Before I Fall
3. Everything’s Gone
4. Take This Life
5. Trigger
6. Only For The Weak
7. Dead Alone
8. Darker Times
9. Drifter
10. Moonshield
11. The Jester’s Dance
12. Save Me
13. Alias
14. Here Until Forever
15. The Truth
16. Deliver Us
17. The Mirror’s Truth
18. The Quiet Place
19. The End
Setliste Five Finger Death Punch [Quelle: setlist.fm]
1. Lift Me Up
2. Never Enough
3. Wash It All Away
4. Got Your Six
5. Ain’t My Last Dance
6. Bad Company
7. Hard To See
8. Burn MF
9. The Agony Of Regret (Tape)
10. Wrong Side Of Heaven (Acoustic)
11. Remember Everything (Acoustic)
12. Coming Down
13. Jekyll And Hyde
14. Under And Over It
15. The Bleeding
16. The House of the Rising Sun (Tape)
Text: Patrick Bottarella
Bild: Andy Gaggioli