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Archive + Pyrit + Bertrand Belin + Odd Beholder + Malvina
Place Georges-Python – Fribourg
Samstag, 20. Juli 2024
Text: Nathalie Lobsiger / Bilder: Melissa Mangold
Dieses kleine und sehr sympathische Festival fand bereits zum 10. Mal in der Freiburger Innenstadt statt, genauer auf dem Georges-Python-Platz. Der Abend war schön und lau – ideale Voraussetzungen für einen gemütlichen und lauschigen Konzertabend.
Auf der Hauptbühne ging es mit der Schweizer Künstlerin Malvina sehr dynamisch los. Ihre Musik ist provokant, am ehesten einzuordnen in Noise Rock meets Industrial mit einer Prise Techno. Sie ist Komponistin und spielt seit ihrem 6. Lebensjahr Klavier. Ihr erstes Studioalbum mit dem klingenden Namen «Mercedes» wurde 2024 veröffentlicht und enthält Songs, die sich vorwiegend mit abgründigen Themen beschäftigen und Titel haben wie «BRAT» und «Sorry Not Sorry» – diese gab sie auch an diesem Abend live zum Besten, mit vollem Körpereinsatz, viel Kommunikation mit dem Publikum und der Information, dass sie nicht beissen würde und man auch näher an die Bühne kommen dürfe. Sie tigerte auch mal hüpfend durch das Publikum.
Gleich im Anschluss ging es auf der kleinen Bühne mit Daniela Weinmann aka Odd Beholder weiter, mit verträumten Synthesizer-Klangteppichen und einem Hauch Dark Pop. Die Schweizer Künstlerin setzt sich mit unangenehmen Wahrheiten auseinander, um gleichzeitig Trost zu spenden; die Texte sind gesellschaftskritisch und keinesfalls oberflächlich. Der Sound ist im Gegensatz dazu eher einlullend, verträumt und süss.
Der französische Chansonnier und künstlerische Tausendsassa Bertrand Belin aus der Bretagne, der 1970 geboren wurde, war als nächstes auf der Hauptbühne an der Reihe. Gekonnt kombinierte er Chanson, World-Music und elektronische Klänge. Das anwesende Publikum reagierte etwas verhalten, obwohl die Darbietung des charismatischen Franzosen musikalisch und gesanglich keine Wünsche offenliess. Die Texte waren sehr poetisch gehalten, und Bertrand Belin verstand es mit seiner Liveband sehr gut, mit seinem Gesang und den Instrumenten Momente des musikalischen Flows heraufzubeschwören.
Es folgte die musikalische Überraschung des Konzertabends, Pyrit, der St. Galler Musiker und Künstler, ganz in rotes Licht gehüllt mit Glitzerbody, opulentem Make-up und einer wahnsinnigen Bühnenpräsenz. Er vermochte es mühelos, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Die Darbietung am Schlagzeug mit zusätzlichem Einsatz von elektronischen Klangteppichen, mal ätherisch, nachdenklich und sphärisch und auch mal roh und brutal, der Gesang in englischer und auch deutscher Sprache gehalten, kam sehr gut an und bereitete das anwesende Publikum auf den folgenden Auftritt von Headliner Archive vor.
Das Set von Archive begann mit einem langen atmosphärischen Intro, es baute sich langsam der Song «Lights» auf, druckvoll und emotional, der Gesang glasklar, der Sound perfekt abgemischt. Der Auftritt mutete mit seinem Einsatz von blauem Licht mystisch an. Nachdem der Song «The False Foundation» für Tanzstimmung gesorgt hatte, war «Fuck U» eine Ansage an die weniger netten Zeitgenoss:innen, die sehr publikumswirksam war. Das absolute Highlight des Sets war die Interpretation von «Again». Der Song begann ganz im Stil von Pink Floyd, nahm langsam an Intensität zu, die eine gefühlte Ewigkeit anhielt, und sorgte für wunderbar-melancholische Gänsehautmomente. Zum Abschluss gab es noch «Bullets», das auf angenehmste Art und Weise in die Länge gezogen wurde und für einen würdigen Abschluss sorgte.