8. September 2019
Diverse Orte – Baden
Website: fantoche.ch
Wenn man die Melodien der Sponsorenspots mitpfeifen konnte, dann war klar: Der letzte Tag des Fantoche war angebrochen, die Wettbewerbe abgeschlossen, die neuen Kontakte geknüpft. Ein bisschen wehmütig besuchte man die finalen Vorstellungen und suchte noch die besten Mitbringsel im Shop des Merker-Areals, bevor man sich voller Neugierde und Vorfreude in die Präsentation der Gewinnerfilme begab. Und wie immer wurde man dieses Jahr in einigen Punkten bestätigt, in anderen mehr als überrascht.
Was jedes Jahr gleich bleibt: Das Fantoche Festival für Animationsfilm ist eine tolle und liebevoll gemachte Veranstaltung, welche bei jeder Auflage zu entzückenden, fordernden, emotionalen und lehrreichen Reisen in andere Welten einlädt. Die 18. Ausgabe wird von uns bereits jetzt mit grosser Spannung erwartet.
European Animation Awards
10 Kurzfilme aus Europa
Die Emile Awards werden seit 2017 in verschiedenen Kategorien an Animationsschaffende aus ganz Europa verliehen. Am Fantoche kann man jeweils eine Auswahl der vorjährigen Gewinner sehen.
Gezeigt wurde dieses Jahr in Baden eine bunte Mischung längerer und kurzer Animationen mit verschiedenen Techniken. Da gab es den total abgedrehten Cartoon über Prince Ivandoe, der einen bösen rosa Pudel bekämpft; eher ernste Filme wie „Musical Traumas„, die von erfolglosem Musikunterricht erzählen; oder loopende GIFs, die aufgrund ihrer repetitiven Arbeit als loopende GIFs in eine Existenzkrise geraten (Have Heart). Und wer fühlt schon nicht mit den Figuren in Enough mit, die vom Alltag einfach mal genug haben?
Die nächste Verleihung der Emile Awards findet im Dezember 2019 in Lille statt – und bestimmt darf man am Fantoche 2020 erneut eine Auswahl der Gewinner bewundern.
https://www.youtube.com/watch?v=cx5z_p21cfs
Best Of Fantoche 2019
Die Gewinnerfilme der diesjährigen Wettbewerbe
„Can’t You See, You Are My Eye.“ Surreal, abstrakt und voller unheimlicher Momente, so kam The Flood Is Coming daher, dem besten Schweizer Kurzfilm 2019 von Gabriel Böhmer. Eine grossartig gezeichnete Episode über einen einsamen Waldbewohner, welche eine scheinbare Flut ankündigt. Wahnsinniger oder Prophet? Bereits in der Wettbewerbsvorstellung vom Samstag mein persönlicher Favorit, nun gekürt und veredelt.
Noch losgelöster von klarer Narration zeigte sich Kids (Michael Frei), der den Preis High Swiss Risk mit nach Hause nehmen durfte. Als Steigerungskurve aufgebaut, beobachtet man innert neun Minuten das kollektive Verhalten von reduziert gezeichneten Figuren, welche mit ihren Körpern Kettenreaktionen auslösen und Gruppendynamiken definieren. So individuell sind wir doch nicht.
Natürlich fanden die klassischen Geschichten ebenso ihren Platz in der Gewinnerreihe, wie der süsse Sweet Night, in dem sich Tiere mit Schlaflosigkeit herumschlagen müssen, Le dernier jour d’automne von Marjolaine Perreten über ein animalischen Fahrradrennen – und das Wiedersehen mit The Lonely Orbit, der als Gewinner des Youth Awards der digitalisierten und konstant vernetzten Gesellschaft einen farblich und soundtechnisch brillanten Spiegel vorhielt.
Als Abschluss überrumpelte Acid Rain der Kategorie High Risk, 26 Minuten lang und voller erschreckender Bilder – diese polnische Produktion war anders, intensiv und mit treibenden Bässen versehen. Und als Abschluss der erneute Beweis, dass auch kurze Filme tief in die Innenleben der Zuschauerinnen und Zuschauer eindringen können.
Alle Gewinnerfilme und Awards sind hier zu finden.
Das gesamte Programm ist hier zu finden.