4. September 2018
Diverse Orte – Baden
Website: fantoche.ch
Endlich ist er wieder da, der September – und mit ihm das internationale Animationsfilmfestival Fantoche, welches bereits zum 16. Mal in Baden (AG) stattfindet. Für sechs Tage darf man wieder zwischen Zeichnungen, Puppen, Knetfiguren und Computerdesigns eintauchen, in die mutige, erfrischende und immerzu überraschende Welt der „Trickfilme“. Nebst aktuellen Langfilmen und den vielseitigen Wettbewerben in kurzen Beiträgen gibt es auch dieses Jahr ein abwechslungsreiches Programm zu entdecken.
Mit dem Fokus auf zeitgemässe Themen lässt sich am Fantoche einiges lernen, auch in der Sexualkunde. Denn mit dem Sonderprogramm „Doucement Sexy“ kommen nicht nur aufklärende Charaktere zu Wort, sondern nackte Körper und ausgeflippte Fantasien. Und gekrönt wird das alles durch das öffentliche Bad inklusive Kurzfilmprogramm. Nicht weniger bunt, aber etwas mehr gekleidet zeigt sich der „Fokus Lettland„, bei dem ein Land ins Rampenlicht gestellt wird, das bei uns selten im Kino zu sehen ist.
Aber immer nur in den Kinosälen rumzugammeln, ist ja auch nicht das Wahre. Darum gibt es natürlich dieses Jahr wieder ein phänomenales Rahmenprogramm, welches während der gesamten Woche zu Experimenten und Abenteuern einlädt. Ob neuste 360°-Geschichten im Filmbus erleben oder multimediale Welten in der Stanzerei erforschen, hier wird Jung und Alt gleichermassen begeistert. Abends heisst es dann Tanz, Trunk und Absurditäten im Royal, dem offiziellen Partyort des Festivals. Also nichts wie hin!
Der Eröffnungsfilm des diesjährigen Festivals:
Funan
Land / Jahr: Belgien, Kambodscha, Frankreich / 2018
Regie: Denis Do
Musik: Thibault Kientz Agyeman
Website: „Funan“ auf FB
Regisseur Denis Do zögerte kurz, bevor er das zahlreich versammelte Publikum in seinen Film entliess, denn „viel Spass“ mochte er uns nicht wünschen. Verständlich, stellt „Funan“ schliesslich einen schmerzvollen und traurigen Abriss einer schrecklichen Zeit in Kambodscha dar. 1975 rissen die Roten Khmer die Macht an sich und wollten damit die kapitalistischen Einflüsse aus dem Land vertreiben. Familien wurden zerrissen, Menschen vertrieben und grauenvolle Taten verübt. In dieser Aufarbeitung der nachfolgenden Jahre wurden persönliche Erinnerungen und weitergegebene Geschichten zu einem Film zusammengebracht, der eine Familie durch die schlimmen Zeiten begleitet. Das Paar Chou und Khoun sucht verzweifelt ihren Sohn Sovanh zwischen Hungersnot, Arbeitslager und schwindender Hoffnung.
Mit neun Jahren Vorbereitung und zwei Jahren Produktion wurden 20 Jahre an Erzählungen und Erinnerungen von Denis Dos Mutter verarbeitet, um dieser Zeit und den betroffenen Menschen endlich ein Gesicht zu geben. Mit wunderschönen Animationen und eindringlicher Musik ist ein sehr persönlicher Film entstanden, der zwar nicht leicht zu verarbeiten, aber immer packend, empathisch und wichtig ist. Zwar wirken einige Szenenschnitte etwas sehr abrupt und die Musik wechselt manchmal zu schnell, emotional ist „Funan“ aber immer. Ein wirklich lohnenswerter Film.
Weitere Spielzeiten: Mi., 05.09, 20:45 / Sa., 08.09, 20:45 / So., 09.09, 16:15
Unsere Empfehlungen für den Mittwoch:
12:15 Latvian Shorts I / 18:30 Another Day of Life / 20:45 Mutafukaz / 22:45 Ce magnifique gâteau!
Das gesamte Programm ist hier zu finden.