25. Oktober 2018
Werk21 – Zürich
Bands: Emilie Zoé / Skiba Shapiro
Wenn ein neues Album an gleich vier Konzerten, verteilt über (fast) die gesamte Schweiz, gefeiert und getauft wird, dann heisst das etwas. Wobei Emilie Zoé in den letzten Jahren auch ein Schwergewicht in der Lo-Fi- und Rock-Szene wurde und noch nie enttäuscht hat. Gerne also liess man sich auf die Begegnung im kleinen Kellerraum Werk21 in Zürich ein und wurde nicht nur mit neuen Songs, sondern einer persönlichen und emotionalen Umarmung belohnt. „The Very Start“ heisst das Anfang November kommende Werk, wie ein Neuanfang war der Auftritt am Donnerstagabend.
Auch für Skiba Shapiro: Die Künstlerin aus St. Gallen hat sich nämlich ein neues Gewand zugelegt und veröffentlicht ihre Lieder nicht mehr unter dem Namen Hopes & Venom, sondern ohne Maske. Das passte perfekt zum Auftritt im Dynamo, zeigte sich die Musikerin nämlich intim und ohne Täuschungen. Zwischen Dark Rock, Shoegaze und Beats wandelten ihre Lieder, immer mit Effekten und Gitarrenflächen versehen. Nicht nur die neue Single „Melody From A Dream“ liessen bei den Zuschauern Bilder im Kopf entstehen, sondern auch nicht Veröffentlichtes oder bereits Bekanntes.
Vor wahnsinnig vielen Effektgeräten stehend, mit Händen und Füssen hantierend und stets von Loops und Drumcomputer begleitet, liess Skiba Shapiro tief in ihr Leben und ihr Schaffen blicken. Von laut pochend bis sanft und melancholisch – Gitarre wie auch Stimme wandelten durch alle Möglichkeiten. Da war es schon fast brutal rau bei Emilie Zoé, nutzte sie ihr Saiteninstrument schliesslich gerne dazu, verzerrte Riffs und laute Feedbacks zu produzieren. Wobei gerade diese Noise-Elemente immer dann am besten waren, wenn die neuen Lieder sich zuerst auf eine unsichere Zurückhaltung verliessen.
Das zerbrechlich schöne und auf Repetition aufgebaute „Tiger Song“, das konzerteröffnende „6 O’Clock“ mit seinen schunkelnden Elementen oder der Teufel in der Dreifaltigkeit bei „The Barren Land“ – die Musikerin aus der Westschweiz hat ihre Kompositionen noch einmal verfeinert. Begleitet von Schlagzeuger Nicolas Pittet und ausnahmsweise sogar Produzent Christian Garcia-Gaucher am Keyboard und der zweiten Gitarre, wurde der Auftritt zu einer intimen Gratwanderung, einem Ausloten der Möglichkeiten, nicht ganz ohne Schmerz. So beendete das Trio den Abend mit einer lauten Krachorgie namens „Sailor“, ging zuvor aber feinfühlig und erzählerisch mit der Musik um.
Ein Neustart war es, weil hier das Talent von Emilie Zoé noch einmal besser zu spüren, mehr Feinheiten zu erleben waren. „Dead Birds Fly“ – dieser Lo-Fi-Rock mit Elementen des Folk und Singer-Songwriter hat die Kraft dazu. Anders, aber wunderschön war es.
Text: Michael Bohli