Kofmehl – Solothurn
Mittwoch, 5. Juli 2023
Text: David Spring
Manchmal braucht es nicht mehr und nicht weniger als guten, dreckigen Rock’n’Roll. Schön, gibt es immer noch aktuelle Bands, welche genau dies zelebrieren und sich nicht vor ellenlangen Gitarrensolos und ausufernden Improvisationen scheuen. So zum Beispiel Dirty Honey aus Los Angeles, die vergangenen Mittwoch zu einem fulminanten Konzert im Solothurner Kofmehl aufspielten und den Anwesenden gehörig die Schädel durchrockten.
Den Auftakt machten die Lokalhelden der Basement Saints. Obwohl noch nicht allzu viele anwesend waren, legte das Trio lautstark los. Der Sound war fett und druckvoll und die coolen Riffs brachten die Köpfe im Kofmehl bald zum Wippen. Vor nicht allzu langer Zeit trennten sich die Wege der Basement Saints und ihrem Ex-Gitarrero Levent, an seiner Stelle steht nun Robby. Allerdings nicht an den sechs Saiten, sondern an der Hammond Orgel. Und diese hob den Sound in ganz neue Sphären auf. Immer wieder wurden Erinnerungen an die Hochzeit von Jon Lords Deep Purple wach. Erst recht, wenn sich die drei trotz kurzem Support-Slot zu ausufernden Solos und Improvisation hinreissen liessen.
Das ging hervorragend gut ab. Drummer Molly trieb die Songs mit viel Drive und Gefühl nach vorne, Sänger und Gitarrist Anton überzeugte derweil mit einer hervorragend rockigen Stimme und viel Charme. Seine sympathische Feststellung, wie schön es sei, dass wir alle hier wären und nicht bei Guns N‘ Roses in Bern, erbrachte viel Jubel. So triumphierten die Basement Saints mit ihrem satten Old-School-Rock und lieferten eine fantastische Show ab. Einfach immer wieder toll, solch grossartige lokale Bands zu sehen.
Nicht viel später dann enterten Dirty Honey die Bühne und wirkten gleich ultra-cool. Genau, wie man sich eine Rock’n’Roll-Band aus Los Angeles vorstellt, mit Sonnenbrillen, tiefen Ausschnitten und ordentlich Attitüde. Entsprechend schmutzig erklangen auch die ersten Riffs, die uns beim Opener «Can’t Find The Brakes» entgegengeschmettert wurden. Der Sound war wie schon bei der Vorband hervorragend und glasklar. Das altersmässig sehr breitgefächerte Publikum wusste dies zu goutieren, kam doch immer mehr Bewegung auf. Die Musik von Dirty Honey passte hervorragend zu den heissen Temperaturen draussen und vermittelte auch in der gut klimatisierten Halle wunderbare Sommer-Vibes.
Natürlich gehören zu so einer Band ausufernde Gitarrensolos. Und die lieferte uns John Notto, der einem bestimmten Joey Ramone nicht unähnlich sah, am Laufband. Dirty Honey wurden ihrem Namen mehr als gerecht, war das Auftreten der Vier wunderbar naughty und sexy. Songs wie «Dirty Mind» oder «Tied Up» waren sicherlich nicht ganz jugendfrei, und trotzdem vermochte es die Band, nicht in archaische Stereotypen zu verfallen. Musik und Attitüde reichten vollkommen aus. Die Stimmung war vorzüglich und Sänger Marc LaBelle verstand es, das Kofmehl zum Mitsingen zu animieren. Das Publikum enttäuschte nicht, es wäre aber auch schwer gewesen, bei einer solch talentierten und coolen Band stillzustehen.
Nach dem grossartigen Rocker «When I’m Gone» folgte als Zugabe erst das Prince-Cover «Let’s Go Crazy», mit dem fulminanten «Rolling 7s» war Schluss. Dirty Honey überzeugten auf ganzer Linie und bewiesen eindrucksvoll, dass Rock’n’Roll noch lange nicht tot ist. Die Basement Saints taten dies ebenso und vertraten die heimische Szene vorzüglich. Wenn man den Berichten desselben Abends aus Bern glauben darf, dann ist es auf jeden Fall an der Zeit, dass die Bühnen dieser Welt den Bands von Morgen gehören. Denn grossartige, talentierte Formationen gibt es mehr als genügend, das durften wir an diesem schönen Mittwoch-Abend einmal mehr lautstark miterleben.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Can’t Find The Breaks
- California Dreamin‘
- Scars
- Heartbreaker
- Dirty Mind
- The Wire
- Tied Up
- Don’t Put Out The Fire
- Another Last Time
- Last Child
- Won’t Take Me Alive
- When I’m Gone
Zugaben
- Let’s Go Crazy
- Rolling 7s