Solar Fake + The Beauty Of Gemina + Then Comes Silence + Boytronic + Ash Code + Blind Delon
X-TRA – Zürich
Freitag, 29. März 2024
Text: Nathalie Lobsiger / Bilder: Berend Stettler
In traditioneller Manier lud das X-TRA Zürich an diesem frühlingshaften Karfreitag zum schwarzen Ball – die Vorfreude auf die hochkarätigen Acts war deutlich spürbar und die Schar der stilvoll und dunkel gekleideten Menschen wuchs zügig an.
Pünktlich um 18.20 betraten Mathis «Kolkoz» Hauray von Blind Delon mit seinem Mitmusiker Théo Fantuz die Bühne. Es folgte ein Brett von dämmrigem, mal schrillem, mal schummrigen Tönen, hämmernde Bässe wechselten sich mit harten Gitarrenriffs ab. Mal eher fast schon shoegazig, dann wieder sehr elektronisch, bewiesen die beiden, dass sie im Stande sind, verschiedene Musikstile zum Besten zu geben – und gekonnt miteinander zu kombinieren. Das Set der beiden Franzosen endete in ekstatischer Manier.
Nach einer kurzer Umbaupause richteten sich der Sänger Alessandro Belluccio, die Keyboarderin Claudia Nottebella und der Bassist Adriano Belluccio auf der Bühne ein. Die seit 2014 bestehende Band Ash Code aus Neapel bewegt sich musikalisch im Bereich Dark Wave, Post-Punk, Synthie-Pop und EBM. Während ihres weltschmerzgeschwängerten Sets, in dem sie unter anderem die Stücke «Drama» und «Dry Your Eyes» spielten, sprang der Funke auf das Publikum über – und es wurde mitgetanzt und die Stimmung im Publikum war euphorisch.
Danach war es an der Zeit für etwas Beschwingteres – mit Boytronic traten an diesem Abend eine Koryphäe der Synthie- und Discoszene der 80er Jahre auf. Ursprünglich wurde die Band 1983 von Holger Wobker und Peter Sawatzki in Hamburg als «Kapitän Sehnsucht» gegründet. Ebenfalls waren sie im Verlauf ihrer Karriere auch unter den Namen «Bryllyant Berger» und «die Tronic Twins» bekannt. Mit dem für die Band typischen Synthie-Pop tauchten sie an diesem Abend im X-TRA Zürich in die Sphären des 80er-Jahre-Discos ab und sorgten beim Publikums für viel Freude – und liess es in Erinnerungen schwelgen. Nicht fehlen durften die Stücke «You» und «Luna Square» (beide 1983), die sie voller Freude zum Besten gaben.
Die dunkleren Töne kehrten mit Then Comes Silence aus Stockholm zurück, die mit einem musikalischen Gemisch aus Goth-Rock, Post-Punk mit Noise-Einflüssen aufwarteten. Seit 2012 existiert die Band und hat das 6. Studioalbum «Hunger» 2022 veröffentlicht. Alex Svenson und seine Mitstreiter lieferten eine solide Show, mit wummerndem Bass, energetischen Soundteppichen und ächzenden Gitarrenriffen – die Stimmung im Saal war magnetisch aufgeladen. Nicht fehlen durfte ihr Hit «Stranger» vom Album «Nyctophilian – Then Comes Silence III», das 2015 erschienen ist.
Es blieb nach dem kurzen Bühnenumbau bei den eher gitarrenlastigen Tönen. Sehnlich erwartet betraten Michael Sele und seine Mannen von The Beauty of Gemina die Bühne und wurden mit warmem Empfang vom Publikum willkommen geheissen. Die Band existiert bereits seit 2006 und stellt in der Schweizer Gothic-Szene eine feste Grösse dar, die 2006 mit dem Song «Suicide Landscape» einen Nummer 1-Hit in den World Gothic Charts landen konnte. Seither sind ein paar Jahre vergangen und insgesamt 9 Studioalben aufgenommen worden. Dem Publikum wurden in der üblichen charismatischen Manier ältere wie auch neuere Stücke präsentiert. Besonders aufgefallen sind «One Step To Heaven», «The Lonesome Death Of A Goth-DJ», das The Sisters of Mercy-Cover «Nine While Nine» und die Live-Version von «Rumours», die beim Publikum sehr gut angekommen ist. Michael Sele bewunderte in einer kurzen Ansprache die Schönheit des Clubs und der anwesenden Menschen.
Solar Fake, das Synthpop-Projekt von Sven Friederich (auch Zeraphine), bildete den krönenden Abschluss der Konzertreihe des Karfreitags und weckte die etwas träge Gästeschar mit ihren energischen Synthklängen und eingängigen Melodien und Texte. Es wurde getanzt und ausgelassen gefeiert. Besonders gut kam die Coverversion von «Papillon» (im Original von den «Editors») beim Publikum an, da sich die sehr harmonische Melodie perfekt in die elektronischen Klänge einbetten liess. Solar Fake entliess das Publikum euphorisiert in eine dunkle Party- und Tanznacht.
Insgesamt ein spannender und toller Anlass mit grossartigen Gästen, ausgelassener Stimmung und dunkelschöner Musik. Wir freuen uns bereits jetzt auf den nächsten Schwarzen Ball am 09.11.2024.