Datum: 8. Dezember 2012
Ort: Bernexpo Halle 4 – Bern
Bands: Deep Purple / Uriah Heep / Manfred Mann’s Earth Band / The Force
Nach dem Metal-Freitag in der Bernexpo Halle, stand der Samstag unter dem Banner des klassischen (Hard-) Rocks. Dem ursprünglich angekündigten Package Deep Purple / Uriah Heep gesellten sich noch die Schweizer Hardrock – Formation The Force sowie die britischen Veteranen Manfred Mann’s Earth Band hinzu. Leider war es mir nicht möglich bei diesen beiden Auftritten dabei zu sein und kann dazu nichts schreiben.
Als ich die Halle in der Pause vor Uriah Heep betrat, staunte ich nicht schlecht, wie viele Fans sich auf den Weg zu diesem Event gemacht haben. Laut Medienberichten waren gut 5000 Zuschauer anwesend und dementsprechend schwer war das durchkommen nach vorne. Kaum angekommen, ging‘s auch schon los. Ein Intro erklang und Mick Box (Gitarre und einzig verbliebenes Gründungsmittglied), Bernie Shaw (Gesang), Trevor Bolder (Bass), Russel Gilbrook (Schlagzeug) und Phil Lanzon (Keyboards) betraten unter großem Applaus die Bühne und gaben mit „Against the Odds“ erstmals einen ihrer 90er Hits zum Besten, was sehr gut ankam.
Das Publikum war von Beginn an voll dabei und es wurde mit einer tip top aufspielenden Band belohnt. Vor allem Bernie Shaw zog eine Show ab, von der sich so manch junge Band eine große Scheibe abschneiden könnte. Ein Höhepunkt war natürlich „Lady In Black“. Den „aaaahahaaahahahaaaahahahaa“ Refrain kennt nun wirklich jeder auswendig und entsprechend wurde dieser auch mitgejohlt. In der Zugabe wurden erwartungsgemäß Zuschauer auf die Bühne geholt, nur waren es diesmal keine langhaarigen Headbanger wie üblich, sondern ein Schwung junger Damen, welche den Klassiker „Free’n’Easy“ tanzkräftig unterstützen.
„Deep Purple gibt’s nicht mehr“, so die Anmerkung eines Bekannten als er mitbekommen hatte, dass ich auf dem Konzert war. Nun ja, mit Richie Blackmore und Jon Lord fehlen in der Tat zwei Eckpfeiler der legendären Besetzung(en). Gitarrist Steve Morse ist aber seit 18 Jahren mit an Bord und Don Airey bedient die Hammond auch schon seit 2002. Die beiden haben sich mittlerweile einen hervorragenden Ruf im Deep Purple Line-Up erspielt. Und das zu Recht, denn was in Bern präsentiert wurde, war eine der Konzertsternstunden des Jahres.
Eröffnet wurde mit dem Kracher „Fireball“ und ein Klassiker nach dem Anderen der legendären Mark II Besetzung wurde hinterhergeschoben: „Into The Fire“, „Hard Lovin Man“, „Maybe I’m A Leo“, „Strange Kind Of Woman“ ließen keinerlei Wünsche offen. Was für ein Auftakt. Die Herren präsentierten sich souverän, spielfreudig, äußert sympathisch und trotz ihres Alters, noch mit ordentlich Hummeln im Hintern. Die meisterhaft gespielten Solos von Morse wurden andächtig belauscht und anschließend vom begeisterten Publikum lautstark abgefeiert. Ian Gillan war sehr gut bei Stimme und der Bass von Urgestein Roger Glover massierte die Magengrube.
Bei „The Mule“ gab Ian Paice sein Schlagzeugsolo zum Besten, welches dem Rest der Band eine kleine Pause verschaffte bevor sie mit „Lazy“ und „No One Came“ zwei weitere Klassiker nachlegten. Einer der Höhepunkte dann das Keyboard/Orgelsolo welches im Hinblick auf den vor kurzem verstorbenen Jon Lord für besonders viele Emotionen sorgte. Als Don Airey im Anschluss die ersten Takte von „Perfect Strangers“ anschlug war die Stimmung kaum mehr zu überbieten. Mit „Space Truckin“ gleich noch einen Klassiker hinterher. Und als dann das bekannteste Riff der Welt, welches sogar ich spielen kann, im glasklaren Sound durch die Halle dröhnte, dann war das schon ein magischer Moment. „Smooooooke On The Water, Fire In The Sky“ hab ich schon als dreizehnjähriger geschrien und dabei wild mit der Luftgitarre rumgefuchtelt.
Damit auch der hintere Teil der Halle gut sehen konnte, wurde das Konzert von mehreren Kameras aus, auf zwei große Leinwände neben der Bühne übertragen. Besonders schön hier die Einspielungen auf die Zuschauer aus Bühnenperspektive. Das bunt gemischte Publikum war von Minute eins außer Rand und Band und vom nietenbehangenen, kuttentragenden Metalhead bis zum junggebliebenen Rentner waren sämtliche Alters- und Fanschichten vertreten. Es stand halt Deep Purple auf der Bühne, eine der größten Rock-Bands aller Zeiten. Natürlich wurde die Band für Zugaben zurück auf die Bühne geklatscht und mit „Hush“ und „Black Night“ endete ein großartiger Auftritt.
Fazit:
Weltklasse! Uriah Heep machten Spass und erwiesen sich als sehr guter Support für Deep Purple, welche ein hervorragendes Konzert hinlegten welches lange in Erinnerung bleiben wird. Hier stimmte einfach alles. Sound, Beleuchtung, Songauswahl sowie die Stimmung auf und vor der Bühne. Die Musiker kamen mit viel Spielwitz und äußerst gut aufgelegt daher und machten klar, dass gealtert noch lange nicht angestaubt bedeutet. Das perfekte gastronomische Angebot in der Expohalle setzte an dem Abend, wie am Tag zuvor, noch das I-Tüpfelchen.
Text + Bilder: Thomas Lang