17. Mai 2016
X-TRA – Zürich
Bands: David Duchovny / Pat McCusker
Dieser Abend machte es mir nicht einfach. Wenn eine kreative und bekannte Persönlichkeit neue Wege in der Karriere beschreitet, dann möchte man dies gerne losgelöst vom bisherigen Schaffen betrachten. Doch gerade bei Schauspielern, die nun plötzlich als Musiker unterwegs sind, wird man schier von Klischees überschwemmt. Dass David Duchovny – bekannt aus TV und Kino – nun als Sänger einer Pop-Rock Band unterwegs ist und sich dabei leider nicht von seinen Charakteren trennen konnte, zerstört meine Absicht.
Wobei dies fast fair ist, war das Konzert im X-TRA doch eine mittlere Katastrophe. Scheinbar hat niemand dem guten David gesagt, dass er nicht wirklich singen kann. Fürs Studio kann dies ja ausreichen, dort lassen sich auch viele Fehler mit der Technik ausbügeln. Live auf der Bühne muss man aber die Töne schon treffen, oder zumindest andeuten. So bestand Duchovnys Aufgabe in Zürich vor allem darin, auf der Bühne herumzuhampeln und in das Mikrofon zu sprechen. Mit seinen ungelenken Bewegungen verdeutlichte er, dass ein solcher Auftritt für ihn fremd ist – und er riss die Grenzen zu seinen Serien-Schöpfungen gleich selbst nieder. War dies nun seine echte Persönlichkeit, oder doch eher ein betrunkener Hank Moody in einer Karaokebar? Warum singt er dann aber nur extrem platte Texte?
Viele dieser Punkte konnte nicht einmal die sechsköpfige Band überspielen, eher war ihr Auftreten mechanisch und abgespult. Schade, denn die instrumentalen Teile der Songs hätten Potential, um ausgebaut zu werden. Sicherlich, es handelte sich um ungefährliche und oft inspirationsarme Stücke aus dem amerikanischen Kosmos des Pop-Rock mit Country-Anleihen. Wenn aber schon drei Gitarren auf der Bühne stehen, dann könnte man auch etwas wagen. Pat McCusker durfte als einziger glänzen und spielte sogar alleine als Support. Seine sanften Singer-Songwriter-Stücke waren angenehm und lebten von den stimmlichen Emotionen. Besonders spannend wurde es bei den schnellen Passagen, der Gitarrist lebte da förmlich auf. Oder beim Cover von „Mrs. Robinson“ von Simon & Garfunkel.
Dieser Kniff wurde dann auch von David Duchovny gewagt, doch leider vergriff er sich an „Stay“ von David Bowie. Musikalisch passte das Lied gut in die Präsentation von „Hell Or Highwater“, doch Duchovny verwechselte wohl Bowies tiefen Sprechgesang in „Stay“ mit einem Ausweg für seine eigenen Limitationen – Tom Petty passte besser. Da half nur noch der Sprung in die Menge und das Bad in den freudig jubelnden Frauen. Warum singen und im Licht stehen, wenn man durch den gesamten Saal joggen kann und seine Berühmtheit gleich körperlich spielen lässt. Denn eigentlich wäre David ja ein toller und cooler Typ, jemand der sich selber nicht zu ernst nimmt und seine Macken zu Stärken machte. Gemütliche Rock-Konzerte zu spielen ist aber ganz klar der falsche Ansatz, besonders wenn man sich auf der Bühne nicht zu helfen weiss und sogar sein Publikum beleidigt. Schade, ich bin sehr enttäuscht.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1.Positively Madison Avenue
2. The Things
3. Stars
4. Someone Else’s Girl
5. Stay (David Bowie)
6. If Less is More, More Is Less
7. Unsaid Undone
8. Every Third Thought
9. Another Year
10. When the Time Comes
11. Hell or Highwater
12. 3000
Zugabe
13. Square One (Tom Petty)
14. Let It Rain
15. Thank You (Falettinme Be Mice Elf Agin) (Sly & The Family Stone)
Text: Michael Bohli
Bilder: Anna Wirz