Datum: 11. Dezember 2013
Ort: x-tra – Zürich
Bands: Corvus Corax
Flaggen, Drachenreliefs und viele grosse Trommeln zieren die Bühne. Sofort ist klar; hier wird schweres Geschütz aufgefahren. Und schon bald stürmen die Könige der „Spielleute“ mit finsteren Helmen und Wikinger-Rufen den Ort des Geschehens. Mit archaischem Stampfen der Perkussionisten und riesigen Schlachthörnern wird die postragnaröksche Atmosphäre des neuen Albums „Gimlie“ heraufbeschworen.
Es wird von Drachen, Einhörnern und Prinzessinnen erzählt und man lässt die Welt der Statusmeldungen und Apps schon sehr bald weit hinter sich. Die Geschichten erstrecken sich über mehrere Lieder und beziehen das Publikum hier und da charmant ins Geschehen ein. Dennoch wirken die Spielleute zu Beginn noch etwas verschlafen und man fragt sich indes, ob das x-tra nun halbvoll oder halbleer ist.
Aber im Laufe der Zeit weichen die düsteren Kriegstrommeln, das drakonische Marschieren verspielten und gehandarbeiteten Tanzliedern. Die Stimmung lockert sich mehr und mehr auf. Schalmeien liefern sich Frage-Antwort-Spielchen mit einer Vogelpfeife und die Sprüche zwischen den Liedern wandern langsam aber sicher immer weiter unter die Gürtellinie.
Kurz darauf dreht die Band richtig auf; „Venus, Vina, Musica“ fetzt den Zuhörern um die Ohren und zum folgenden Trinklied wird Met von der Bühne gereicht, worauf der Klassiker „In Taberna“ aus der Liedersammlung Carmina Burana folgt. Wir befinden uns fraglos im bacchischen Block der Setlist. Der Tanz der Meute wird immer ausgelassener.
Nach einem Crash-Kurs in Alt-Dänisch betritt Grendel die Bühne. Der „Gast“, eine ca. 4 Meter grosse Puppe. Steht bedrohlich in der Bühnenmitte, während die gruselige Mär von dem nordischen Unhold erzählt wird. Nachdem wir uns mit „Béowulf Is Min Nama“ Mut angesungen haben, wird das Ungetüm gemeinsam gelyncht. Nordische Mythologie kann so unterhaltend sein. Und wenn wir schon im Norden sind; warum dann nicht ein Amon-Amarth-Cover „Twilight Of The Thundergod“ lässt die Metallermähnen kreisen.
Mittlerweile kann von Müdigkeit keine Rede mehr sein. Aber schon schliesst sich der Kreis. Das Licht wird wieder rötlicher, die Helme und Hörner kehren zurück und abermals wird Ragnarök besungen. Mit einem kurzen aber schweisstreibenden Zugabenblock hören Corvus Corax dann auf, als es am schönsten ist. Das x-tra war wohl halbvoll.
Text: Dennis Bäsecke-Beltrametti
Bild: Daniel Drognitz