Brugggore Horror Movie Festival
Cinema Excelsior – Brugg
27. bis 30. April 2022
Text: Michael Bohli
Vier Tage Horror, in Brugg. Die bereits vieler Orten gemachten Sprüche lassen wir sein. Das junge Festival im Aargau entpuppte sich in der zweiten Ausgabe als Highlight für Fans, Liebhaber:innen und Kino-Zauber. Mit dem Brugggore Horror Movie Festival ist ein Anlass von leidenschaftlich engagierten Menschen für alle Freund:innen des Genre-Films entstanden, dem musste ich beiwohnen. Und nein, nach 16 Filmen bin ich nicht wahnsinniger als zuvor. Sage ich.
Wobei die Verwirrungen in meinem Kopf bereits beim ersten Film «Cabrito» entstanden, begriff ich lange nicht, dass dieser experimentelle Grusler die Hauptperson in drei Kapiteln begleitet. Kein einfacher Beginn, allerdings wurde mir das Wortspiel auf meinem Festivalpass auch erst am Donnerstagabend dank Inputs von Seiten KMG Bern bewusst.
Das Herz wurde ebenfalls am zweiten Tag in Mitleidenschaft gezogen, mit folgender Dialogzeile bei «When I Consume You» riss es auf, das emotionale Gewicht der Produktion traf mich: „I’ve always wanted children. I would have treated them like the sun.“
Gut also, gab es zwischen den Projektionen nicht nur Snacks und Getränke, sondern neue Freundschaften und Fachsimpelei. Die wunderbare App Letterboxd war zentral, plötzlich fand man Gleichgesinnte, welche ebenfalls in Zahlen über das Gesehene sprachen. «Ganz klar eine acht.» – «Was? Ich gebe vier!» Und so entstanden Bündnisse, Wortgefechte und Handschläge.
Oder auch die Erkenntnis, dass ich als Nicht-Podcast-Hörer mich inmitten von Leuten befand, die eigene Sendungen produzieren. Kein Problem, schliesslich entstand am Brugggore eine temporäre Familie, die Ernährung hingegen litt. Veggie-Hotdog, Pizza oder doch Popcorn? Egal, die Zeit zwischen den Filmen fehlte eh.
Und wenn dich das Drinkglas blutrünstig betrachtet, dann wirken die Filme bestimmt.
Mit einem kunterbunt gemischten Programm stellte sich am Freitag die Frage, wie viel Blut ein Horrorfilm nötig hat. Die Macher von «The Sadness» würden sagen: Alles. Viele andere gezeigten Werke hingegen verliessen sich auf subtile Mittel und herzten das Indie-Flair. Wer kann ein Familienprojekt wie «Hellbender» nicht mögen?
Oder die Wettbewerbsfilme, welche von den Regisseuren mit kurzen und unterhaltsamen Zuschaltungen eingeführt wurden – inklusive Spässchen und der obligaten Frage: «Can you hear me?» Streaming und Glitches, danach wieder Schweizer Premieren.
Obwohl am Samstag mein Gehirn schleichend in den flüssigen Zustand überging, war mit «After Blue» mein Festivalhighlight gesichert. Später dann mein Tiefpunkt, die Rückkehr von Dario Argento mit «Dark Glasses» war, so leid es mir tut, totaler Schrott.
Umso schöner die letzten Gespräche vor dem Cinema Excelsior, mit den verantwortlichen Personen von «Dawn Breaks Behind The Eyes», mit einem letzten Bier und dem Gang Richtung Bahnhof. Post-Festival-Depression, ick hör dir trapsen. Aber keine Angst, 2023 geht es weiter, das Brugggore Horror Movie Festival kehrt zurück.
Zitat Michel Frutig, Festivalleiter: «Mit der zweiten Ausgabe des Festivals haben wir einen weiteren Meilenstein geschafft und unseren Festivalpreis etabliert. Auch wenn das Brugggore noch jung ist, sind wir bereits international auf dem Radar, wenn es um fantastische Filme und Horrorfilme geht. 2023 wird mit dem Kino Odeon ein zweites Kino dazu kommen und das Programm kann nochmal deutlich ausgebaut und erweitert werden.»
Zum Abschluss ein kleines Quiz mit dem offiziellen Pressfoto. Wer findet den Bag mit dem ARTNOIR-Logo unter den Horror-Freaks?