19. Mai 2018
KIFF – Aarau
Bands: Bombino / Siselabonga
Als Matto Kämpf seinen Text „Kanton Afrika“ schrieb, hatte er zwar etwas komplett anderes im Sinn, aber diese Bezeichnung passte trotzdem wunderbar auf den Samstagabend im KIFF. Denn für ein paar Stunden wurde Aarau klanglich und atmosphärisch auf einen anderen Kontinent transportiert. Mit zwei Bands wurde gezeigt, dass sich die kulturelle Annäherung ausführen lässt, ohne wichtige Aspekte zu verwässern oder zu verlieren. Kein Wunder also, sorgte bereits die selten gehörte Mischung aus Luzern und Senegal für wahre Glücksmomente.
Siselabonga existieren seit einigen Jahren und bringen nicht nur die Kora (westafrikanische Stegharfe) in die Rockmusik, sondern üben sich darin, psychedelische Ausflüge mit Weltmusik 2.0 und Pop zu mischen. Das Publikum im Saal wurde schnell von den filigranen und präsize gespielten Melodien von Tarang Cissokho gefesselt und versank unbewusst in den Einflüssen der Mandigo-Traditionen – bis die Gitarrenriffs von Glauco Cataldo die Songs in laute und bewusstseinsveränderne Gebiete führten. Wie in Trance bewegten sich darum die Zuschauer zwischen den Takten und formten sich in Gedanken ihre eigenen Bildern zu dieser bunten Musik und dem lebensfrohem Konzert.
Auch immer sonnenbeschienen und positiv aufgeladen zeigte sich danach die Feier mit dem Stargitarristen aus Niger, Bombino. Frisch mit seinem dritten Album „Deran“ bestückt zeigte der Musiker aus Afrika, dass sich Dan Auerbach und viele weitere bekannte Namen in der westlichen Musikwelt definitiv nicht getäutscht haben – dieser Tuareg-Geist, kombiniert mit Blues, Rock und Folk, ist wahnsinnig treibend und fesselnd. Kein Wunder also, durfte der Künstler mit seiner Band erneut im KIFF dafür sorgen, dass man die Kilometer zwischen der Schweiz und Nordafrika weder spürte noch als Hindernis betrachtete.
Viel eher sorgten die Musiker dafür, dass einzelne Songs zu instrumentalen Zelebrationen diverser Einflüsse auswuchsen und mit Punk-Akkorden, langen Solis und immer wieder erfrischend andersartigen Rhythmen Tanzbeine und Jubelhände in grossen Mengen durch die warme Luft gleiten liessen. Denn was als akustisch zurückhaltende Darbietung mit sanften Liedern begann, das endete in wilden Verausgabungen von Bombino – inklusive kaputter Saite und schweisstreibender Zugaben. Verständlich also, waren Band und Besucher gleichermassen traurig, als die Show dann ein Ende fand und man sich wieder mit der betongrauen Umgebung der hiesigen Realität zufriedengeben musste. Aber im Herzen werden diese Klänge noch lange nachhallen.
Text: Michael Bohli