Datum: 23. November 2014
Ort: X-TRA – Zürich
Bands: Ben Howard / Jack Garratt
Nach dem tosenden Sturm des Konzerts von Epica am Samstag begab ich mich am Sonntag in eher ruhige Gewässer. Die Rede ist vom melancholischen Singer-Songwriter Ben Howard. Der Herr mit der wunderschönen Stimme sorgte dafür, dass das X-TRA ausverkauft war. Für mich kaum verwunderlich, denn das neue Album „I Forget Where We Were“ des sympathischen Engländers ist auch genau das Richtige für kalte, düstere Wintertage.
Als Vorband beglückte Jack Garratt das bereits zahlreich erschienene Publikum. Wobei VorBAND das falsche Wort ist, denn Garratt kam ganz alleine auf die Bühne. Dass da aber keine Band stand, merkte man nicht, wenn man die Augen schloss. Der talentierte Musiker erschuf sich mit ein paar wenigen technischen Hilfsmitteln einen satten Hintergrund-Sound. Damit erfreute er die Ohren der Gäste. Man brauchte nicht direkt vor der Bühne zu stehen um zu sehen, dass es sich bei Jack um einen sehr leidenschaftlichen Musiker handelt. Diese Leidenschaft transportierte der bärtige Mann gekonnt auf das Publikum und lieferte somit einen sehr überzeugenden Auftritt. Ich habe das Gefühl, dass wir von diesem Musiker noch mehr hören werden.
Beinahe pünktlich erschien dann Ben Howard auf der Bühne. Er hatte eine top-ausgerüstete Band im Hintergrund, die ihn tatkräftig unterstützte. Dennoch blieb der Fokus auf dem äusserst talentierten Gitarrenspieler. Die melancholischen Klänge des Briten füllten das X-TRA voll aus und begruben den Zürcher Club unter einer Welle der zarten Melancholie. Ben selbst war eher wortkarg und widmete seine Energie total der Musik. Dies wirkte jedoch keinesfalls unsympathisch, sondern eher authentisch. Ich war beeindruckt vom Talent des aus London stammenden Musikers. Ganz natürlich und völlig ohne Anstrengung schien ihm das Gitarrespielen von der Hand zu gehen. Howard hat die Musik definitiv im Blut.
Die nachdenklich bis traurigen Texte passten sehr zu den leichtfüssigen und gleichzeitig düsteren Klängen und ergaben ein perfektes Gesamtbild – ein Bild, welches mir sehr gefiel.
Die Musik von Ben Howard liesse sich mit diesem Stimmungsbild zusammenfassen: Wir sind an einem Strand. Ein düsterer Himmel, dafür aber eine interessante, schön aussehende Wolkenstimmung. Manchmal hat man sogar das Gefühl, es kommt jeden Moment die Sonne zum Vorschein. Doch sie schafft es nicht ganz, die Wolkenmauer zu durchbrechen. Der Strand ist einsam; keine Menschenseele ist zu sehen. Das Meer ist ruhig und es riecht nach Salz und Seealgen. Der Sand ist leicht nass und kühl, dafür ist die Luft warm. Ein leichter Wind weht vom Meer in Richtung Strand und dann… „I Forget Where We Were“…
Text + Bilder: Miriam Ritler