Gannet – Basel
Dienstag, 28. November 2023
Text: Torsten Sarfert
Die irischen Zwillinge von The Ocelots durften im Schiffsbauch des ebenfalls irischen, ehemaligen Feuerwehrschiffs Gannet den Abend für Ben Caplan eröffnen. Dies taten sie mit einigen Anekdoten aus ihrem bereits bewegten (Strassen-)Musikerleben, die gleichzeitig unterhaltsam die Stimmpausen für Banjo & Gitarre zwischen ihren launigen Folksongs überbrückten. Damit verwandelten sie die Bühne auf dem Trockendock im Basler Holzpark kurzzeitig atmosphärisch in eine Fussgängerzone.
Auch Ben Caplan könnte problemlos in einer Fussgängerzone performen. Ausgerüstet mit Akustik-Gitarre, Mundharmonika und mit einem mit Loop-Station verkabelten E-Piano, zog der Mann mit dem Rauschebart von der ersten Sekunde die Zuhörenden in ihren Bann. Mit seiner umwerfenden Bühnenpräsenz wurde er 2015 in Kanada zum Performer Of The Year gekürt. Zu Recht, wie man in seinem fast zweistündigen Set feststellen konnte, denn Ben Caplan ist schlicht eine Naturgewalt, der man sich nicht entziehen kann.
Mit Tom Waits-ähnlicher Stimmfarbe und im Stile eines Radio DJs, erhielten die Ansagen zu seinen Songs einen ähnlich hohen Unterhaltungswert wie seine Songs, die von Folk über Soul, Rock, Blues bis hin zu Klezmer so einige Genres abdecken. Der bärtige Barde ist ausserdem ein Meister der poetischen Worte, ob es um Liebe, soziale Ungerechtigkeit oder (vorzugsweise) Religionskritik geht. Niemals didaktisch, sondern immer höchst unterhaltsam. Bestes Beispiel hierfür, das auch solo grossartig performte, „Truth Doesn’t Live in a Book“. Darin steckt so ziemlich alles, was Ben Caplan auch vor dem hingerissenen Gannet-Publikum zum Besten gab: Höchst unterhaltsames, dennoch tiefschürfendes Entertainment mit Songs, die gleichermassen zu Herzen und in die Ohren gehen.
Ein bisschen Drama und Theaterfeeling à la Monthy Python durfte ebenfalls nicht fehlen und es war in jedem Moment spürbar, dass Caplan diesen Abschluss seiner Europatournee selbst sichtlich genoss.
Ben Caplan war hoffentlich nicht das letzte Mal in Basel. Und hoffentlich auch nicht das letzte Mal im unvergleichlichen Ambiente der altehrwürdigen Gannet.