Musical Theater – Basel
Dienstag, 8. November 2022
Text: Torsten Sarfert
Verdammp lang her, dat ich an ehm BAP Konzert woor. Das letzte Mal war an einem staubigen Sommer Open Air in Deutschland, niemand hatte ein Handy und alle waren auf den Beinen. Nun also das rappelvolle Musical Theater in Basel im Spätherbst, alle mit Handy. Sitzend. Natürlich wusste ich das vorher und dachte mir aber, dass so ein gemütlicher Konzertabend auch nicht zu verachten ist. Draussen tobte die Herbstmesse, es war Dienstag unter der Woche, also warum nicht mal schön easy – hilft ja eh nix.
Pünktlich und mit tollem Bühnenbild startete die neunköpfige, bestgelaunte Truppe um den kölschen Boss Wolfgang Niedecken mit Neuem und Altbekannten und nahm sukzessive immer ein Quäntchen mehr Fahrt auf. Bei Songs wie „Alexandra“, „Waschsalon“ und „Stell dir vüür“ hielt es das erfreulich engagierte Publikum kaum mehr auf den Sitzen. Launige Ansagen und klare Aussagen in Richtung Weltpolitik vom Boss taten ihr übriges.
Da wo andere dann zum ersten Mal von der Bühne gehen, setzten sich Niedecken und Band erst mal ab und brachten den Part den sie liebevoll „Liebeslieder akustisch im Sitzen spielen“ nannten. Und so kam es dann auch. „Paar Daach fröher“, „Für den Rest meines Lebens“ und nicht zuletzt natürlich „Jupp“ liessen kollektiv durchschnaufen und trotzdem die Emotionen konstant auf höchstem Niveau.
Dort konnte „Nix wie bessher“ bestens anknüpfen. Der grösste Teil der Band stand auf, die Stromgitarren wurden wieder eingestöpselt und nach knapp 90 Minuten und dem wieder ausgegrabenen Klassiker „Müsli Män“ gab es zu „Huh die Jläser, huh die Tasse“ kein Halten mehr.
Und da war sie (fast) wieder: Die Stimmung vom staubigen Sommer Open Air von anno dazumal. Und sie sollte bleiben. Nach über drei Stunden Spielzeit, zwei Zugabenblocks, dargeboten von einer phänomenalen Band inklusive fetter Bläser, Hammond Orgel, weiteren musikalischen Leckereien und allerlei Zitaten aus der Rock’n’Roll Geschichte war Schluss. Natürlich nicht ohne vorher obligatorische Hits wie „Kristallnaach“, „Verdamp lang her“ und „Do kanns zaubere“ abgeliefert zu haben. Letzteren stimmungsvoll begleitet von einem Meer aus Feuerzeugen und Wunderkerzen. Selbstverständlich via Handyapp. Jetzt fehlte nur noch der Staub. Aber auf den hätte ich schon damals verzichten können.