Noel Gallagher’s High Flying Birds + Richard Hawley
Event Halle – Basel
Donnerstag, 9. November 2023
Text: Torsten Sarfert / Bilder: Anna Wirz
Das Finale der diesjährigen Baloise Session stand unter dem Motto „Mighty Guitars“ und präsentierte damit zwei Künstler aus dem UK, die man wahlweise auch unter „Britpop Revisited“ hätte bewerben können. Sei’s drum, Gitarre spielen Richard Hawley und Noel Gallagher definitiv. Allerdings mit unterschiedlichem Erfolg. Den einen – Noel Gallagher – kann man sicherlich (zusammen mit Bruder Liam und Damon Albarn – beide leider nicht anwesend) als einen der Britpop Giganten bezeichnen. Den anderen – Richard Hawley – eher als den zurückhaltenden Feingeist im Hintergrund. Immerhin war er lange Zeit Gitarrist bei einer anderen legendären Britpop-Band, die mit diesem Attribut jedoch wenig anfangen konnte: PULP. So war es denn auch deren Leadsänger und gelegentlicher Songwriting-Partner Jarvis Cocker, der seinen Freund Hawley zur Solo-Karriere ermutigte.
Bleibt man beim „Mighty Guitars“ Motto, hatte Richard Hawley in Basel ganz klar die Nase vorn: Zu jedem der 12 dargebotenen Songs gab es gefühlt eine andere Gitarre und signifikant unterschiedliche Sounds. Vom süsslich gecroonten „Cole’s Corner“, über dreckigen Bluesrock (Standing At The Sky’s Edge“ & „Off My Mind“), bis hin zum tatsächlich brit-poppigen „Heart Of The Oak“ mit anschliessenden Garage-Feedback-Gewittern, lieferte der Mann aus Sheffield mit seinen fünf Mitstreitern ein überraschend abwechslungsreiches und mitreissendes Konzert ab. Im UK längst ein Star mit Top-Ten Alben und diversen hochklassigen Musikpreisnominierungen, konnte Hawley auf dem Festland leider noch nicht so richtig Fuss fassen. Nach dem überaus überzeugenden und sympathischen Auftritt in der ausverkauften Messe-Halle hätte er es jedenfalls mehr als verdient. Das rundum positiv überraschte Publikum dankte es schon mal mit standing ovations!
Als Einführung in das umfangreiche und spannende Werk des Künstlers sei übrigens die soeben erschienene Best-Of Doppel-CD „Now Then.“ empfohlen.
Der Hauptact des Abends bedarf keiner Einführung. Unter dem gestrengen Blick von Kumpel Pep Guardiola, der als Pappkamerad auf der Bühne direkt oberhalb des Manchester City Logos wachte, betraten Noel Gallagher und seine neun High Flying Birds einigermassen gemächlich die Bühne. Als Opener fungiert das ungewohnt wavige „Pretty Boy“ vom letzten Album „Council Skies“ und dessen Titeltrack folgt im Anschluss. Das ist nett, genau wie „Open The Door, See What You Find“ vom gleichen Album. Bei „We’re Gonna Get There In The End“ beginnt man Liam und die Oasis-immanente Rotzigkeit zu vermissen und fragt sich, wie der Song wohl zu diesen Zeiten noch hätte klingen können. Mit „Easy Now“ weht ein wenig gutgemeinte Pink Floyd Reminiszenz durch die Halle und beendet gleichzeitig die aktuelle Album-Präsentation. Auch Gallagher wechselt ein paar Gitarren, die High Flying Background Birds trällern beseelt und dann blitzen endlich bei „You Know We Can’t Go Back“ der Glanz vergangener Zeiten und auch die „Mighty Guitars“ wieder auf. Es folgen ein paar alte Solo-Songs und ein paar Oasis Stücke. Begeistert vom Publikum abgefeiert und nur kurz im Spielfluss unterbrochen von mässig spannenden Zwiegesprächen mit vornehmlich weiblichen Fans und einer on-stage Autogrammstunde. Auch hier hätte ein wenig mehr Rotzigkeit sicher nicht geschadet. Die Oasis Songs „The Importance Of Being Idle“, „The Masterplan“ und „Little By Little“ versöhnen wieder ein wenig, bevor die Überraschung des Abends in Form der Bob Dylan Cover Version „Quinn The Eskimo“ den Zugabenteil einläutet. Kann man machen, muss man sich aber die Frage nach dem Warum gefallen lassen. Immerhin gäbe es ja noch den ein oder anderen beliebten Oasis Song zu „covern“.
Egal. Die beiden letzten Songs des Abends machten ohnehin alles vergessen. Denn wie hiess es da so schön? „You and I are gonna live forever“ und „Don’t Look Back In Anger“. In diesem Sinne: Schön war’s.
Setlist Richard Hawley [Quelle: Setlist.fm]
Setlist Noel Gallagher’s High Flying Birds [Quelle: Setlist.fm]