17. Februar 2016
Rössli – Bern
Band: Autobahn
Mit dem Wort Autobahn assoziiert Herr und Frau Schweizer vor allem Negatives wie Stau, Gedränge, der A1-Hass. Nichts, auf das man sich freut. Da ist es eine wahre Freude, dass die Band Autobahn die Ausfahrt Bern nahm und diesem unsäglichen Wort wieder positives Gefühle einverleibt. Danke!
Bands wie Autobahn sind es, die spontane Konzertbesuche zu etwas Besonderem machen. Die fünf jungen Musiker aus dem Norden Englands machen Sound, der seit den 80ern nicht mehr so ehrlich geklungen hat. Erinnerungen an Joy Division, Bauhaus und Killing Joke kommen unweigerlich hoch. Diese rohe, rotzige Punk-Attitüde, gepaart mit der Schwermut des New Wave. Grossartig!
Ob ihr Bandname eine Anspielung auf das gleichnamige Album von Kraftwerk ist? Sehr wahrscheinlich. Und wieso verschreibt sich heutzutage eine junge Band dem Sound der 80er? Die musikalische Geschichte ihrer Heimatstadt Leeds mit Bands wie den Sisters Of Mercy hat sicher einen starken Einfluss, erzählt Sänger Craig. Und dass sie trotz der Melancholie des New Wave so roh und ungeschliffen klingen, liegt in ihren eigenen Wurzeln, dem Punk. Dass soll man hören und dieser Seite möchten sie treu bleiben, da sind sich Autobahn einig. Gut so!
Ihre einstündige Show im Rössli in Bern spielen die fünf Jungs technisch perfekt und hochprofessionell. Von solchen Musikern konnten die meisten Bands in den 80ern nur träumen. Trotz Perfektion klingt es nicht poliert, im Gegenteil. Energievoll, abwechslungsreich, mit Ecken und Kanten und ganz viel Hingabe. Es macht Spass ihnen zuzuhören. Ich fühle mich an Konzerte zurückversetzt, die in viel zu kleinen Räumen stattfanden. Wo so stark gequalmt wurde, dass Nebelmaschinen überflüssig wurden. Und die schwarzgekleideten Punks und Waves noch selbstgenähte oder zerschlissene Klamotten trugen und nicht das Punk-Outfit ab Stange. Flashback!
Das Debüt-Album «Dissemble» kam letzten Sommer auf den Markt und ist eine Bereicherung für alte und neue Fans dieses Genres. Hätte es Autobahn bereits in den 80ern gegeben, dann wäre diese Band heute mit Garantie Kult. Definitiv!
Text: Nicole Imhof