Datum: 4. November 2015
Ort: ISC – Bern
Bands: Atari Teenage Riot / Nina Cobra
Aus Wut mach Lärm. Aus Lärm mach Musik. Meister darin sind Atari Teenage Riot, kurz ATR. Und wie sie das anstellen, das spürte der ISC Club in Bern letzten Mittwoch hautnah.
Digital-Hardcore, also die Mischung aus Schreigesang, Aggressivität und politischen Statements des Hardcores. Zusammengeschnürt in digitalen Effekten und Klängen aus einem Atari-ST-Computer. Das ergibt einen so intensiven Sound, der packt und mitreisst. Brachial und kompromisslos. Fett und schnell. Wenn ATR loslegen, dann richtig.
Mit voller Intensität ergiesst sich eine unbarmherzige Soundwand über das ISC. Der digitale Teppich erschlägt einem fast. Alec Empire, Nic Endo und Rowdy SS wechseln sich fliessend am Mikro und der Technik ab. Es wird heiss und bleibt laut. ATR ist nichts Halbherziges. Entweder man macht mit und gibt sich dieser rohen musikalischen Gewalt hin oder gibt auf. Inszenierter, kreativer und tanzbarer Lärm der trotz aller Schwere des Inhalts, zum Tanzen und Pogen anregt.
Nicht nur ihre Musik machte ATR bekannt, sondern auch ihr politisches Engagement. In den 90er Jahren gaben sie u.a. Statements gegen die Rüstungsindustrie ab. Und später unterstützten sie die Hackergruppe Anonymous in deren Kampf gegen die staatliche Kontrolle des Internets. Ebenso machen sie sich für feministische Themen stark und setzen Zeichen gegen Sexismus. Das sind nur einige Beispiele, aus ihrer interessanten Geschichte.
Auch nach über 20 Jahren haben sie es noch drauf und sind mit ihren Statements heute – leider – noch immer aktuell. Ihr neues Album «Reset» prescht deshalb in die gleiche Kerbe wie bisher. Hört sich trotzdem oder gerade deswegen frisch und ungebrochen kämpferisch an.
Text + Bilder: Nicole Imhof