25. November 2018
Oxil – Zofingen
Bands: The Crazy World Of Arthur Brown
Moment mal, dieser Mann soll zweieinhalb Mal so alt sein wie ich? Und er singt und tanzt immer noch wie damals, als London und halb Europa von psychedelischen Substanzen in eine bunte Blumenphase gespült wurden? Ja, die Erkenntnisse kommen während des gesamten Abends schlagartig auf die Besucher zu – und tragen nur noch mehr zu der Bewunderung bei. Arthur Brown beehrte für seinen einzigen Schweizer Auftritt das Oxil in Zofingen und bewies, dass 50 Jahre nach „Fire“ immer noch Lust am Freak-Rock besteht. Im Publikum wie auf der Bühne, im Zeitgeist wie der Popmusik.
Wobei Pop das falsche Wort für die Nummern von The Crazy World Of Arthur Brown ist, wurden hier Ende der Sechziger doch frech und enervierend die statischen Zutaten der populären Musik mit Psychedelica und Revolution vermengt. Ein Welthit brachte die Gruppe zustande und viele vor den Kopf gestossenen Leute. Aber das reichte Arthur Brown nicht, er tanzte und sang weiterhin wie ein Wilder über die Bühnen und formte so eine Karriere, die bis heute viele Bands und Künstler beeinflusst und inspiriert. Eine echte Legende also, die sich vor ausverkauftem Haus austobte.
Mit seinen jungen Mitmusikern, welche nach einem etwas harzigen Einstieg schnell den Fluss fanden, begab sich Arthur Brown auf eine Reise in seine persönliche und die globale Vergangenheit – und seinen Kopf. Lieder wie „Confusion“ oder „Time Captives“ waren nicht nur ein Fenster in die unausrottbare Kreativität, sondern zugleich auch ein Spiegel für uns alle. Ja, leider sind die Texte dieser Tracks immer noch aktuell, wirklich weiter sind wir in den letzten fünf Jahrzehnten nicht gekommen. Umso schöner, hat der Maestro weiterhin viel Elan und Freude an den Auftritten.
Das war in Zofingen mit jedem Gitarrenriff, mit jedem Keyboardakkord und jedem Basslauf zu spüren. Arthur Brown wechselte öfters sein Outfit als moderne Popstars, seine Tänzerin lockt alle Anwesenden mit Glitzer und Gold. Und wenn sich der ehrwürdige Meister für eine neue Verrücktheit von der Bühne begab, dann sprudelte es nur so an wilden Prog-, Funk-, Blues- und Rocknummern. Wer hier King Crimson, The Flower Kings und unzählige andere Bands heraushörte, der wusste nun endlich, wer das Original ist.
Da störte es auch nicht, wurde „Fire“ ziemlich früh am Abend inszeniert, denn spätestens bei der langen Version von „I Put a Spell on You“ schwebten alle auf den bunten Wolken davon. Da strahlte nicht einmal die Leuchtjacke von Arthur Brown heller, hier wurde musikalisch das Höllenfeuer zur Wonne. Und wer hätte vermutet, dass dieser Gott einmal vor uns, inmitten der Besucher auf die Knie gehen würde?
Text: Michael Bohli