13. April 2018
Coq d’Or – Olten
Bands: The Art Of Fading / Thorn. / In Love Your Mother
Genau ein Jahr nach ihrem allerersten Live-Auftritt lädt die Oltener Prog-Metalcore-Combo Thorn. zu einem Konzert im Gewölbe des Coq d’Or ein, welches abwechslungsreicher kaum sein könnte. Mit von der Partie sind neben den Zürchern von In Love Your Mother (welche ebenfalls beim letztjährigen Konzert mit dabei waren) die Wiener Burschen von The Art Of Fading. Organisiert wird das wilde Treiben von Say Cheese.
Verwundert reibt manch einer die Augen, als In Love Your Mother als erste Band auf die Bühne klettern. Wider ihrer Natur als ausgezeichnete „Rausschmeisserband“ müssen sie aus personellen Gründen heute zuerst ran. Eingehüllt in Affenkostüme lassen sie vom ersten Moment an keine Zweifel offen, wer heute den grössten Mindfuck präsentieren wird. Die Picassos der Schweizer Metalszene zelebrieren auch an diesem Abend ihren Dadacore in allen möglichen Facetten. Es wird geschmettert, gekreischt, getanzt und ein ums andere Mal die Zuschauermenge durch die rasanten Ausflüge des Gitarristen und Sängers durcheinandergewirbelt. Feuer, Leidenschaft, Präzision – ein herrlicher Anblick, welcher vom Publikum mit lautem Applaus und wirbelnden Köpfen gewürdigt wird. Nach gut 40 Minuten ist das Feuerwerk vorbei. Was bleibt, ist ein breites Grinsen und ein Satz, der im Kopf wiederhallt: „I am the Sebastian“.
Nun ist es an dem Oltener Sextett Thorn., die Stimmung aufrecht zu erhalten. Das Publikum ist mittlerweile leicht gewachsen. Klar, das ist nun mal Heimvorteil. Sie zeigen von Anfang an, weshalb sie in den nächsten Monaten den Support von Bands wie Emmure verdient haben. Die Stilrichtung reicht von Deathcore bis zu Djent. Die Gitarren wummern in den tiefsten Tiefen, Sänger Ronnie Ricci kreischt und growlt sich die Seele aus dem Leibe, eine Stimmgewalt wie sie nur selten gehört wird. Erfrischend, ohne penetrante Clean Vocals. Allgemein zeigt die Band technisch eine einwandfreie Leistung. Einzig der Keyboarder geht im druckvollen Sound zu Beginn etwas unter. Als kleiner Kritikpunkt könnte man die Performance bewerten, welche vor allem am Anfang sehr hüftsteif wirkt. Nun gut, die jungen Herren sind erst seit einem Jahr live unterwegs … Dennoch hätte man sich ein klein wenig mehr „Begeisterung“ gewünscht. Auffallend sind die Unterschiede zwischen den älteren und neueren Songs. Vor allem das abschliessende „New Chance“ legt die Messlatte nochmals nach oben. Im Herbst/Winter soll die erste EP vom Band rollen, welches von mir mit Freude erwartet wird.
Der Abschluss des Abends gehört den Jungs von The Art Of Fading. Sie zelebrieren vom ersten Moment an Metalcore in Reinkultur, zwischendurch fliessen dezent Hardcorebeats mit ein, besonders hörbar bei den Breakdowns des Quartetts. Man sieht schnell, dass die Burschen ihr Handwerk beherrschen. Frontmann Georg Weinberger animiert das Publikum mit allem was er hat, der Funke springt aber erst nach den ersten drei bis vier Liedern über. Ab dann gibt es jedoch kaum ein Halten mehr. Es werden die Köpfe geschüttelt, das Tanzbein geschwungen und die Hände in den Himmel gestreckt. Sebastian Fietz an den Drums lässt seine Sticks im Eiltempo kreisen, die Klampfenfraktion mit Robert Mang und Johannes Stangl zeigen ebenfalls Können auf professioneller Ebene. Es ist ersichtlich, dass die Band noch lange nicht auf ihrem Zenit angekommen ist. Sie sind gewillt, ihren Weg weiter zu beschreiten und dabei alles dafür zu geben.
Das wenige, das in meinen Augen fehlt, ist, dass die Songs noch einen Ticken mehr Eigenheit vertragen könnten. Vieles klingt nach „schon mal irgendwo gehört“, es gibt wenig Abwechslung. Die klaren Gesangsparts, welche sich dezent in einzelnen Passagen wiederfinden, hören sich ein wenig forciert an, die Screams und Shouts kommen oft besser zur Geltung. Trotzdem, alleine durch die Performance und Bühnenpräsenz werden diese Punkte ins Abseits gerückt. Es folgt tosender Applaus aus den Rängen der Zuschauer.
Bands und Organisator wirken zufrieden, ebenso wie alle Konzertgänger an diesem inspirierenden und druckvollen Abend. Herz, was willst du mehr.
Zu guter Letzt: Danke an die Bands, „Marktschreier“ und Organisator Say Cheese und den Fotografen Julian Slabina für seine Mühe.
Text: Gianluca Teofani