A Place To Bury Strangers + Ceremony East Coast
ISC – Bern
Dienstag, 16. April 2024
Text + Bilder: Nathalie Lobsiger
Shoegaze, Punk, Wave und Postpunk – wie soll das denn nun bitte zusammenpassen? Die beiden Bands, die an diesem eher tristen Abend im ISC auftraten, meisterten diese Herausforderung in Perfektion mit einer unglaublichen Intensität und Bühnenpräsenz und vermochten es spielend, den Abend in ein Feuerwerk zu verwandeln.
Joy Division meets Noise Rock und Lo-Fi Postpunk – das Duo aus New York, bestehend aus dem Ehepaar Sandra und John Fedowitz, letzterer ist in der Szene bekannt aus seiner Zeit in der 90er-Jahre Shoegaze-Band Skywave. Nachdem er seit 2013 nicht mehr live auftrat, wurde die Band Ceremony East Coast 2017 ins Leben gerufen – die Band definiert ihren Musikstil mit dem eigens erfundenen Hashtag #lovesongswithdistortion – die Verzerrung und der Einsatz von White Noise sind allgegenwärtig und der verzerrte und verwaschene Gesang von John Fedowitz erinnert stark an den Gesangsstil von Ian Curtis der Kultband Joy Division.
A Place To Bury Strangers sind berühmt und berüchtigt dafür, die lauteste Liveband aus New York zu sein. Am 5. April 2024 wurde die neue Single «I Can Never Be As Great As You» mit den zwei neuen Songs «I Can Never Be As Great As You» und «Chasing Colors». Ab Konserve eher vorsichtig und filigran abgemischt, sind sie bekannt dafür, live eine absolute Naturgewalt zu sein.
Am Eingang des ISC erinnerte ein eigens für diesen Konzertabend kreierte Plakat mit der Aufschrift: «Sehr laut / Einsatz von Strobo» – beides sollte sich an diesem Abend bewahrheiten – das Konzert startete fulminant, mit viel Tempo und hoher Lautstärke, das Publikum war entzückt und wippte mit dem Haupt, im Verlauf des Konzerts war der ganze Zuschauerraum am pogen und die Stimmung äusserst ausgelassen und hypnotisch. Ein paar spezielle Live-Performances durften dabei keinesfalls fehlen – mal wurde das Stroboskop über die Bühne getragen und damit random-mässig in den Zuschauerraum geleuchtet, dann musste als nächstes ein Verstärker daran glauben. Faszinierend war auch, als sie zu dritt die Bühne verliessen, um ihre Performance mitten in den Zuschauern abzuhalten mit einem dafür vorbereiteten Synthie-Wagen und weiteren Instrumenten von der Bühne. Das Publik
um war sichtlich angetan so nah an der Band zu sein und eine hypnotische Stimmung wurde dadurch erzeugt, teilweise erinnerte es fast ein bisschen eine rituelle Beschwörung.
Wir fühlen uns wie durch den Fleischwolf gedreht, sind dabei aber happy einen so künstlerischen und kreativen Konzertabend erlebt zu haben. More of this, please.